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Ich weiß: es ist heiß. Meinetwegen müsste es auch nicht ganz so heiß sein, und nicht so lange… Man kann gar nichts recht machen. Die meisten meiner Termine fallen aus, weil mit den Hunden nix anzufangen ist, aber für mich nutzen kann ich die freie Zeit auch nicht so recht – weil mit mir eben auch nicht wirklich was anzufangen ist.

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Aber denkt mal, wie wir im Winter an diese Tage zurück denken werden! Wie unvorstellbar wird es scheinen, dass tagelang jedes Kleidungsstück zu viel war. Dass wir die Hunde kühlen mussten, im Internet Kühl-Acessoires anschauten, dass man Lüftungs-Regimes für die Wohnung diskutierte (was ist schlimmer, auf oder zu? Und wieso sind Ehepaare bei sowas imer unterschiedlicher Meinung?).

Im Garten haben wir heute Kartoffeln ausgegraben, und ich habe die erste Himbeere gegessen, vom Strauch direkt in den Mund. Die Johannisbeeren reifen, wenn ich sie anschaue, zieht sich in meinem Mund was zusammen.

Wir essen jeden Abend Eis, Habca darf probieren. Wenn wir unterwegs essen, kriegt sie das Ende von meiner Waffel. Neulich gab es Zitroneneis, sie verzog ein bisschen das Gesicht, aber widerstehen konnte sie dann doch nicht.

Wie kalt das Wasser in den kleinen, versteckten Teichen im Wald ist! Ich schwimme nackt, Habca schaut vom Ufer aus zu – sie badet lieber: im flachen Wasser streckt sie sich aus, räkelt sich.

Eine Freundin schenkt mir einen Salat aus ihrem Beet, ich wasche die Reste der Taunuserde ab, und esse ihn mit frischen Kräutern.

Habca riecht nach dem Kokos aus dem schmalen, in Kokos getränkten Lederband um ihren Hals, das Zecken abhalten soll. Sie trägt jetzt ihre Sommerfrisur, und fühlt sich pudelwohl damit, rennt herum, trägt Stöcke. Ich besuche Welpen, zwei Tage nach ihrer Geburt – nur mal gucken. Wird das der Tag sein, von dem ich später sage „da habe ich dich das erste Mal gesehen“?

Wird das der Sommer sein, in dem Habca lernt, den Slalom selbständig zu machen? So wie es den Sommer gab, in dem sie den Pfiff gelernt hat? Den Sommer, in dem wir uns freies Shapen erarbeitet haben?

Wir machen Pläne. Denn wenn es besser werden soll, können wir nicht weitermachen wie bisher. Freunde verändern sich – manchmal so schnell, dass ich Angst habe, nicht hinterherzukommen.

Mit der großen Astschere schneide ich Äste ab, ziehe Unkraut, fasse unabsichtlich mit bloßen Händen in die Brennesseln. Wenn ich mich umdrehe, scheint alles schon nachgewachsen. Erdhummeln gehen im Garten ihrem wichtigen Geschäft nach. Die blaue Taubnessel blüht, das Johanniskreuzkraut, Disteln, Spitzwegerich. Der Lavendel blüht, und ich weiß nicht, ob ich es dieses Jahr über mich bringe, ihn zurückzuschneiden, wenn die Blüte vorbei ist.

Habca, ganz nass von irgendeinem Bach, im Auto auf meinem Schoß, ihre Krallen auf meinen nackten Oberschenkeln.

Ich gieße den abgekühlten Frühstückskaffee über eine Kugel Eis, bevor ich mir eines der neuen Bücher nehme. Das Ergebnis schmeckt nicht besonders gut, aber: es ist Sommer!

Das Hier und Jetzt, das ist der Ort, an dem unsere Erinnerungen geboren werden. Die Erinnerungen, die uns im Winter wärmen werden.