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Ich habe mich entschieden. Nicht an einem Tag, nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt – eher im Laufe einiger Wochen. Oder vielleicht doch schon früher. Ich kann es nicht genau sagen. Im Nachhinein denke ich: dann-und-dann habe ich es doch eigentlich schon gewusst. Aber derzeit hätte ich gesagt: Ich bin nicht entschieden.

Immerhin bin ich lang genug Hundeprofessionelle, um zu wissen: Man geht Welpen nicht „nur mal angucken“. Diesen Wurf wollte ich unbedingt sehen – und zwar sofort!

Nach Nomis Tod habe ich eine lange Zeit das Internet durchforstet nach Hunden, die ihr ähnlich sahen. Aber niemand war so schön und so toll wie sie, und ich merkte, dass ich jedem, der ihr ähnlich sah, nur Unrecht tun würde.

Noch bevor Nomi starb, aber als sie schon krank wurde, lernte ich eine Kundin kennen, sie hatte am Telefon gesagt, es ginge um einen Schäferhund. Am Treffpunkt stand ein Auto mit der Aufschrift „Diensthunde RheinMain“. Na super, dachte ich, hoffentlich stören die mich nicht beim Training. Dann lief da eine Frau in so einem grauen Overall herum, mit einem kleinen kläffenden schwarzen Tierchen an der Leine. Da sonst niemand dort war, und sie suchend guckte, fragte ich sie also, und sagte flapsig: „Na, das ist aber kein Schäferhund!“.
„Oh doch, schon“, antwortete sie, und erklärte, das sei Duifje, ein Schipperke, ein klitzekleiner, aber durchaus ernst zu nehmender Schäferhund. Sie holte dann noch ein paar „richtige“ Schäferhund aus ihrem „Diensthunde“-Auto, und „gestand“, dass sie auch Trainerin sei, dass sie sich nicht als gewaltfrei sehe, dass sie die Probleme, die ihr junger Schäferhund hatte, schon auch selber in den Griff bekäme – „da käme ein Stachelhalsband drauf und dann ging das schon“, dass sie aber neugierig sei, was es mit diesem BAT und diesen gewaltfreien Sachen auf sich habe.

Aus diesem Treffen ergab sich ein vertrauensvoller Austausch, und eine un-wahrscheinliche Freundschaft – ich hoffe, ich darf das so sagen, Claudia. Neugierde und Aufgeschlossenheit sind in der Hundewelt selten, und verbinden uns. So kam es, dass ich tatsächlich sonntags „aufm Hundeplatz“ Schutzdienst angeschaut habe, und dass die zackige Frau mit ihrem Schäferhund „Look at that“ spielt.

Existenziell schlimme Ereignisse haben die schöne Nebenwirkung, dass sie manche Beziehungen vertiefen. Ich habe das erfahren, als Habca weg war, als ich sehr krank war – und als Nomi starb. Die Menschen, die da für mich da waren – das waren nicht unbedingt die, die ich vorher für meine besten Freunde gehalten habe, aber das werde ich ihnen nie vergessen. Jemand, den ich gar nicht gut kenne, schrieb mir eine ganz kurze Email, an die ich oft denke: „Sei dies also ein herzliches Zeichen, dass es nicht an mir vorbeigegangen ist und ich irgendwie teilhabe, wenn das mithilft, die Schwere zu tragen. Gerne und von Herzen.“. Claudia schrieb mir SMS voller Trost, Wärme, Herzlichkeit. Als ich krank wurde, wollte sie mir Hühnersuppe bringen. „Wir kennen uns doch gar nicht“, dachte ich mehr als einmal.

Dann war da dieses Haus, dass mein Mann und ich besichtigten, eigentlich ohne jede Erwartung. Seit Jahren haben wir Wohnungen und Häuser besichtigt, ich wollte schon so lange weg aus Griesheim. Aber alles war zu hässlich, zu teuer, zu ungünstig gelegen, zu groß, zu klein, oder alles zusammen.

Dieses Haus war anders. Ich habe mich vom ersten Moment an wohl gefühlt.

Es war in einem katastrophalen Zustand. Wir besichtigten es ein zweites Mal. Ich wollte am liebsten gar nicht mehr weg! Der Blick aus den Fenstern geht über sanfte bewaldete Taunushänge. Wir sind zum 1. August eingezogen…

Claudia wohnt sozusagen um die Ecke von diesem Haus.

Und Duif, das kleine schwarze Biest, war trächtig. Ihr zweiter Wurf. Ein sorgfältig ausgesuchter Rüde. Eine idyllische Umgebung. Gewissenhafte Züchter. Duif arbeitet als Sprengstoffsuchhund, und hat die Schäferhunde zuhause perfekt im Griff. Claudia und ihr Mann erzählten mir, wie schlimm und schwierig Schipperke seien. Eine Geschichte begeisterte mich mehr als die andere! In Privathand haben diese Hunde nicht viel verloren, sie brauchen Aufgaben, Sport, kluge Führung. Mit Artgenossen tun sie sich nicht immer leicht.

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Duif warf selbständig und problemlos drei gesunde Welpen. Ich wollte sofort hin. Ein Mädchen, zwei Rüden. Ich wollte ja gern ein Mädchen. Das Mädchen werden sie behalten wollen, sagte ich mir. Dann also nicht.

Ich habe sie an Tag drei besucht. Sie sagten, sie wollten einen Rüden behalten.

Als ich wieder zuhause war, machte ich mir einen Plan, wie ich sie möglichst jede Woche würde besuchen können. Vorwände sind schnell gefunden! Tatsächlich habe ich noch nie einen Wurf so früh begleiten können, und das ist doch eine wichtige Fortbildung!

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Aber ich hätte noch behauptet, dass ich noch nicht entschieden war!.Ich schaute weiter Tierheimhunde an. Ich traf die Besitzerin des Hundes, der meinem Herzen so nah steht, um unauffällig herauszufinden, ob sie ihn wirklich behalten wird. Ich überlegte mir keine Namen!

Ich holte meine Bücher über Welpen heraus.

Irgendwann entschied es in mir. Irgendwann schaute ich sozusagen in mich hinein, und sah: oh, es ist entschieden! Sie ist es also! Sie ist mein Hund!

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Das ist mein neuer zweiter Hund. Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe, Rike.

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