Es ist in Steinbach wieder zu Hornissenangriffen gekommen. Was mich daran aufregt, ist, dass der zuständige Bürgermeister Naas sagt „Man sollte einfach aufmerksam und vorsichtig sein“ (Beleg), und damit unterstellt, die Opfer wären genau das nicht gewesen. Ich weiß, wie Jessy und der angeleinte Tank spazieren gehen. Die sind nicht vom Weg abgegangen, die haben garantiert keine Insekten provoziert. Nein, Jessy war sogar so aufmerksam, dass ihr offenbar als einzige aufgefallen ist, was hier nicht stimmt…
Als ich dann vorhin in der FR las, dass die Asiatische Hornisse jetzt erstmals in Deutschland beobachtet bzw. fotografiert wurde, habe ich ihr auch endlich geglaubt. Und ein bisschen recherchiert. Und dann folgenden Brief verfasst, der dem Bürgermeister Dr. Stefan Naas (FDP), der FR, der FNP, dem Nabu und dem Hessischen Rundfunk zugeht.
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Dr. Naas,
am Mittwoch dem 12. September wurden mehrere Mütter mit ihren Kindern und Hunden im Steinbacher Wald von Hornissen angegriffen, wie u.a. die FNP berichtet (http://www.fnp.de/lokales/hochtaunus/vordertaunus/Von-Hornissen-gestochen;art48711,1027060)
Zeitgleich wurden meine Praktikantin und ein von mir betreuter Hund angegriffen und gestochen, beide mussten notärztlich betreut werden. (vgl. https://www.diehundephilosophin.de/blog/hundesitter/von-der-wilden-natur-im-taunus-dem-hornissenangriff-und-einem-abend-in-der-notaufnahme/ )
Nun gab es offenbar weitere Angriffe der Hornissen an derselben Stelle (http://www.fnp.de/lokales/hochtaunus/vordertaunus/Hornissen-stechen-wieder-zu;art48711,1029975).
Ist niemandem aufgefallen:
– dass unsere heimische Hornisse nachtaktiv ist?
– dass unsere heimische Hornisse überall als friedliebend beschrieben wird, sich höchstens im Notfall, wenn man ihrem Nest zu nah kommt, verteidigt? Zumindest meine Praktikantin und mein angeleinter Betreuungshund sind auf den Wegen geblieben, waren nicht im Unterholz, haben nicht provoziert, haben kein Nest gesehen. Und wurden trotzdem grundlos massiv angegriffen und über eine weite Strecke verfolgt.
Dieses Verhalten ist von einem anderen Tier beschrieben worden: von der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina). Die Asiatische Hornisse ist
– tagaktiv statt nachtaktiv
– bildet Filialnester, was die Angriffe an mehreren Orten erklären kann
– die Nester sind in den belaubten Bäumen nicht zu sehen
– und gilt als aggressiv
Vor allem aber: Meine Praktikantin beschrieb die angreifenden Hornissen direkt nach dem Vorfall als schwarzbraun, und betonte mehrfach, dass sie für sie nicht wie „normale“ Hornissen aussahen. Die braunschwarze Färbung ist *das* Unterscheidungskriterium zwischen europäischer und asiatischer Hornisse.
Heute berichtet nun die FR, dass die Asiatische Hornisse erstmals in Deutschland, bei Karlsruhe, fotografiert wurde (vgl. http://www.presseanzeiger.de/pa/Die-Asiatische-Hornisse-hat-Deutschland-erreicht-eine-neue-750283).
Ich halte es daher für höchstwahrscheinlich, dass es sich bei den angreifenden Hornissen in Steinbach um die Asiatische Hornisse handelt.
Nicht nur da die Angriffe unmittelbar bei einer Schule und Tennisplätzen stattfinden, sondern vor allem, weil die Verletzten, mit denen ich in Kontakt stehe, alle große Schmerzen und große Angst hatten, und ich bei Menschen und Hunden Anzeichen einer Traumatisierung sehe, muss der Waldweg unverzüglich gesperrt werden, ein Schild mit der Aufschrift „Hornissen“ reicht nicht und sagt nichts aus!
„Panikmache“ liegt auch mir fern, aber man muss doch nicht provozieren, dass es zu weiteren und vielleicht noch schlimmeren Vorfällen kommt! Ich weiß, dass mindestens eines der Opfer an Asthma leidet, schon hier war es knapp – müssen wir warten bis ein Allergiker hier spazieren geht?
Weiterhin ist die asiatische Hornisse bekanntlich eine Gefahr für heimische Bienenvölker, daher ist zu prüfen, ob und wie gegen sie vorgegangen werden muss.
Literatur
http://www.hornissenschutz.de/vespa-velutina-deutsch.htm
Witt, R. (2010). Kommt die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) bald auch in Deutschland vor? Zur aktuellen Expansion von Wespenarten. – in: Hautflügler in Niedersachsen. 2. Norddeutsches Wespenberatertreffen. NABU Niedersachsen
Nachtrag 15.9. 13:40: Es gab weitere Verletzte: http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36082&xtcr=1&type=d&xtmc=Hornissen&key=standard_document_52958859
