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Mehrhundehaltung_kein Grund, grob zu werden

 

Ich mag es nicht, wenn mit Menschen und Tieren grob umgegangen wird (ich verwende mal diesen Begriff, um von den vielen Assoziationen zu Gewalt/ gewaltfrei etwas wegzukommen: ich rede nicht von Menschen, die absichtlich Gewalt als Trainings-Tool nutzen oder Kommunikationsmittel nutzen, sondern von Gedankenlosigkeit, auch unbemerkter Härte, Rumschubsen, Rumzerren, Ziehen, Manipulieren, Festhalten usw.). Und in letzter Zeit frage ich mich oft, wenn ich groben Umgang mit Hunden beobachte: warum macht derjenige das jetzt so? Ich glaube, dass es eine Reihe Gründe gibt, über die ich vielleicht nochmal gesondert schreibe:

– er/ sie weiß einfach nicht, wie er es anders/ besser machen könnte, hat evtl. auch noch nicht darüber nachgedacht. Beispiel: grobes Anpacken und Hinstellen beim Halsband- oder Geschirranziehen

– der Mensch steht unter Stress (mit allen seinen Ursachen), es geht ihm selbst nicht gut, es muss schnell gehen

– wenig Selbst-Wahrnehmung, wenig Sensibilität, er/ sie merkt es einfach nicht. Beispiel: es gibt z.B. Menschen, die ständig an der Leine „rumzuppeln“, ohne es zu merken. Macht mich ganz wahnsinnig!

Tja, und: ich höre öfter sowas wie: „ja, mit einem Hund kann man nett umgehen, aber wenn du drei hast, dann muss es halt laufen, dann müssen die hören“ – und dann ist Schluss mit nett.

Ich beobachte das auch: Menschen mit drei und mehr Hunden passiert es schneller, dass sie mal schubsen, drücken, gedankenlos an der Leine zerren, laut und streng werden.

Ein Faktor kann natürlich wieder „Stress“ sein: mehrere Hunde zu führen ist anstrengend, und es ist gerade hier und heute anstrengend, in einer Umgebung, in der Hunde in erster Linie unauffällig und leise sein sollen. Mehrere Leinen zu handeln, gerade wenn man es nicht gewohnt ist, ist stressig. Zu vier Leinen vier Kotbeutel in der Hand zu halten, ist nervig.

Auch Unwissenheit spielt eine Rolle, mir zumindest scheint es so, als würden erst ganz aktuell in letzter Zeit gute Bücher zu Mehrhundehaltung erscheinen, und Seminare oder andere spezielle Angebote dazu gibt es kaum. Wie man aber zum Beispiel drei und mehr Hunde an der Leine führt, da muss man ja erstmal drüber nachdenken und es dann auch umgesetzt kriegen.

Ich überlege mir all das, weil ich derzeit zu meinen zweien die zwei Hunde einer Freundin zum Urlaub hier habe.

Und ich merke: wenn die zu viert den Besucher anbellen und anspringen, gerate ich mehr unter Druck, als wenn sie es zu zweit tun – und habe eher den Impuls, laut zu werden, handgreiflich zu werden.

Wenn vier Hunde fressen wollen und sich in der Küche drängeln und ich vier Näpfe hinstellen will, muss ich schonmal darüber nachdenken, wie ich das geschickt anstelle.

Wenn von vier Hunden zwei an der Leine ziehen und ich dabei drei volle Kacktüten in der Hand habe, werde ich eher gereizt, als bei dem gleichen Szenario mit einem Hund und einer Kacktüte.

Undsoweiter. Ihr wisst, was ich meine.

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Aber mal ehrlich: die Hunde können so gar nichts dafür, ob sie zu zweit oder zu dritt oder zu viert gehalten werden. Sie können nichts dafür, dass an den meisten Orten Leinenpflicht herrscht oder Autos fahren, dass ich ihre Haufen aufsammeln muss und dass ich vielleicht auch noch an anderen Punkten in meinem Leben Stress habe.

Und: niemand ist gezwungen, mehrere Hunde zu halten oder zu sitten. Wer sich dadurch überfordert fühlt, muss es nicht tun!

Das Ergebnis meiner Überlegungen: ich finde nicht, dass Mehrhundehaltung ein Grund ist, grob zu werden. Ich finde, dass Mehrhundehaltung an einigen Punkten mehr Überlegung oder Planung voraussetzt. Und ich merke, dass mehr Wissen über Training und Lernen den Umgang mit mehreren Hunden deutlich entspannter macht, weil ich das Verhalten der Einzelnen in kürzerer Zeit effektiver beeinflussen kann. Ich nutze mit mehreren Hunden mehr Management, weil auch meine Zeit nicht ausreicht, mit jedem alles einzeln zu trainieren. Wenn ich diese drei Punkten beherzige, kann ich meine Impulse, „einfach mal schnell“ jemanden zu packen, zu ziehen oder anzumotzen, gut handeln.

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