In Hund im Herbst, Hundebegegnung, Hundeerziehung, Hundepsychologie, Hunderassen, Hundesitter, Hundezucht, Mantrailing, Mehrhundehaltung, Mensch-Hund-Beziehung, Rike, Schipperke, Spielen und Spielzeug, Tibetterrier, Tod des Hundes, Welpen

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In dieser Woche hat Rike Crazy kennen gelernt. Crazy war im Sommer sehr krank. Das ist nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Wenn ich ihn sehe, denke ich an seine Spiele und Flirts mit Nomi, an heiße Sommer und bunte Herbstwälder, an lange Nachmittage im Büro mit Spielen und Filmen und vielen Hunden. An übervolle Tage, Praktikantinnen, Helfer. Das alles ist vorbei – manches leider, manches zum Glück. Crazy, Habca und ich sind nicht mehr dieselben. Und Rike? Ist es nicht seltsam, dass sie das alles gar nicht weiß, dass sie Nomi nicht kennt? Manchmal denke ich: sie kennt sie ja. Denn ohne Nomi wäre ich nicht ich…

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In dieser Woche hat Rike zum ersten Mal Schnee gesehen, unter den Pfoten gespürt, gerochen. Nach dem ersten kleinen Schreck fand sie es toll!

 

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Sie hat auch in dieser Woche viele Hunde getroffen, fremde und bekannte. Sie ist ganz schön frech und nervt die anderen oft mit ihrer Begeisterung. Aber ich sehe, dass sie ihr Verhalten an ihr Gegenüber anpasst, und dass sie ein breites Spektrum an Verhalten nutzt. Das ist gut! Sie zeigt keine Angst (Zurückhaltung und Vorsicht schon manchmal), weiß, wo sie Schutz suchen kann (im Prinzip bei allen Menschenfüßen). Auch an Ressourcen zeigt sie keine Aggression (wäre auch arg früh). Sie überdreht relativ schnell, dann schnappt sie in alles rein was sie findet. Wenn Situationen sozial ungemütlich werden, zeigt sie noch keine Neigung, sich einzumischen.


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Es ist deutlich schwerer geworden, sie zu tragen! Sie läuft locker eine Stunde mit (dann zwinge ich sie am nächsten Tag zu mehr Ruhe), ist schön muskulös und wächst und wächst…

Sie ist aufmerksam, hat ihren Körper viel mehr unter Kontrolle als vor ein paar Wochen. Ich lasse sie ab und zu Cavaletti laufen, habe ihr das Tellington-Labyrinth gezeigt und auch mal eine halbe Bandage angelegt (Geschirre sind immer noch nicht ihres).

Beim Klickern und Shapen haben wir mit Targets gearbeitet, und Platz geübt. 

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Morgens dürfen wir wieder länger schlafen. Die Pippi-Unfälle werden selten, wo Häufchen hingehören, weiß sie: sie setzt sie von innen vor die Haustür, wenn wir nicht aufpassen und ihr aufmachen.  

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Ganz bemerkenswert finde ich, wie Rike mit allem spielt. Sie braucht gar kein Hundespielzeug, sie findet überall etwas, womit sie sich lange beschäftigen kann. Hügel und Sachen zum draufspringen sind gerade besonders beliebt. Zuhause zieht sich ein Strom von Kuscheltiere durch die Stockwerke: Habca und Rike transportieren sie hin und her, lassen sie auf der Treppe oder im Badezimmer liegen, stehen dann plötzlich auf, laufen los und suchen offenbar eine bestimmte Sache.

Eben hat Rikchen ihren Nylabone geholt und versucht, das eine Ende Crazy in die Schnauze zu drücken…

Streit über Spielsachen gab es bisher noch nicht. Allerdings hat Habca einen Trick, wie sie der Kleinen Kaustangen abluchst: Sie tut so, als wolle sie spielen, mit Spielverbeugung und fiepsen. Dem kann Rike nicht widerstehen, passt nicht auf ihre Stange auf, beißt Habca ins Ohr – und schwups, verschwindet Habca mit der Kaustange auf dem Sofa.

Was (wieder?) mehr geworden ist, ist die Anziehungskraft bewegter Objekte. Seien es Füße, kullernde Spielsachen, rennende Hunde, Rascheln im Laub, auch ein Jogger: alles ist interessant, spannend, erkundenswert. Da muss ich (weiter) ein Auge drauf haben, dass das in geordnete Bahnen gerät. Ich überlege, Karen Overalls Ruheprotokoll mit ihr durchzugehen.

Rike hat diese Woche die ersten anderen Menschen (außer meinem Mann und mir) getrailt! Hat sie ganz toll gemacht. Sie ist unheimlich schnell, genau, und motiviert. Natürlich leicht ablenkbar. Ich mache mit ihr zwei Dinge parallel: wenn sie Friedrich oder mich sucht, erarbeitet sie sich ganz allmählich kleine Probleme, die Strecke wird länger, usw. Hier sucht sie natürlich mit der höchsten Motivation, und ist dadurch auch kaum ablenkbar. Parallel lernt sie, andere Menschen zu suchen. Ich habe das ganz früh schonmal probiert, und war nicht so begeistert: sie hat sich am Ziel erschreckt, dass da plötzlich ein Mensch war, wollte nicht recht hingehen. Deshalb entwickle ich das andere-Leute-suchen aus dem Spielkreis der Rettungshunde, mit viel Spiel, Spaß und Futter, und pippi-einfachen Trails. Je mehr sie das Ritual verinnerlicht, dass ja bei beiden Suchen das gleiche ist, umso einfacher wird es für sie, soziale Bedenken in diesem Kontext über Bord zu werfen, weil sie „das Spiel kennt“. An sozialer Sicherheit im Umgang mit fremden Menschen arbeiten wir eh, aber in Maßen ist das ja auch ok und rassetypisch.  Als dritte „Säule“ wird dann die Geruchsunterscheidung hinzukommen, auch die will ich mit ihr separat aufbauen.