In Hundeerziehung, Meine Hundebibliothek, Mensch-Hund-Beziehung, Tierpsychologie

Ich habe vorgestern ja schon begonnen darüber zu schreiben: Es gibt Mensch-Hund-Partnerschaften die nicht funktionieren, die nicht glücklich werden, die keine Lösung miteinander finden und zusammen nicht sein können.

In Zeiten in denen Wildtiere durchs Fernsehprogramm stapfen, und gerade Menschen, die zu klug dafür sein sollten, Bücher von ihrem Leben mit Wölfen als Haustieren schreiben, als sei ein Wolf für einen Intellektuellen das einzig wahre Begleittier, als sei ein Wolf ein Hund minus das Hündische, als sei es cool und schick und verwegen, einen Wolf zu halten –

in diesen Zeiten erinnert Ceiridwen Terrell daran dass diese Beziehung nicht glücklich sein kann. Dass ein Wolf ein Wildtier ist und kein Haustier, und nicht wie ein Haustier behandelt werden kann. Dass keine Liebe darüber siegen kann, weil es nicht um Liebe geht, weil Liebe aus einem Wildtier kein Haustier macht. Terrells Wolf bzw. Wolfshybrid zerstört ihre Wohnungen bis zur Obdachlosigkeit, bricht aus allen Gehegen aus, bringt sie in alle erdenklichen Arten von Schwierigkeiten. Aber dies ist kein Heldenbuch, kein lustiges Buch, es ist unendlich traurig einzusehen dass wir ausgerechnet mit dem, den wir lieben, für den wir alles aufzugeben bereit sind, trotz aller Opfer und Versuche und Ideen – nicht leben können. Es gibt Dinge, die funktionieren nicht. Die werden nicht gut.

Terrills besonderer Verdienst ist es, ihre persönliche Geschichte zu verknüpfen mit der neuesten Forschung dazu, wie aus dem Vorfahr des Wolfes der Hund werden konnte. Kenntnisreich, auf dem neuesten Stand, und dabei noch immer unterhaltsam, schildert sie klassische und neue Experimente und Ideen. Viele Forscher hat sie selbst besucht – immer auch auf der Suche nach einem guten Leben für ihren Wolfshybriden – und lässt sie so ganz lebendig werden. Das Bild von dreitausend genetisch zahmen Füchsen in kleinen Käfigen in Novosibirsk eingesperrt beispielsweise – es ist mir aus diesem Buch geblieben, und lässt mich nicht mehr los. Ich kannte Belyaevs Arbeiten zu der Frage ob Zahmheit vererbt werden kann. Dass viele zehntausende Füchse dafür auf einer Fuchsfarm in kleinen Käfigen sitzen und gewissermaßen nicht wissen wohin mit ihrer Zahmheit – daran hatte ich noch nicht gedacht. Auch für diese Füchse gibt es kein gutes Ende. Keinen Ort auf dieser Welt.

„Du bist zeitlebens für das verantwortlich was Du dir vertraut gemacht hast“, dieses berühmte Saint Exupéry-Zitat hat Terrill ihrem Buch vorangestellt. Sie trägt diese Verantwortung – bis zum bitteren Ende.

Comments
  • Ivonne & Delphin

    Danke! Danke für diesen sehr guten Post. Er hat mich sehr nachdenklich gemacht, besonders, weil ich mich an eine Reportage über die zahmen Füchse erinnerte.
    Leider ist mein Englisch nicht gut genug um mich durch ein Buch zu arbeiten… ich hoffe also, dass es auf deutsch verlegt wird.

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