In Angst, Entspannungstraining, Hund im Stress, Hundepsychologie, Mensch-Hund-Beziehung, Philosophisches zu Hunden, Taunus mit Hund

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Ich erlebe manchmal, dass Hundebesitzer mit ihren Hunden täglich eine bestimmte Strecke ablaufen, oder mit Blick auf die Armbanduhr eine bestimmte Zeit gehen. Oder beides. Häufig sind sie dabei mit Pflichterfüllung im Blick ganz schön schnell unterwegs. Besonders wundert es mich, wenn Leute nach dem Verhaltenstraining sagen, sie gingen jetzt noch „Gassi“, der Hund müsse ja schließlich noch laufen.

Ja, laufen ist schön, und wichtig. Es ist noch gar nicht so lange selbstverständlich, den Hund zum Spaziergang auszuführen, und auch nicht überall. Ich glaube, dass dieser Spaziergang vor allem etwas anderem dient: dem Erkunden. Dem Rumschnuppern, sich informieren, Spuren lesen und Spuren hinterlassen.

Wenn ich mit (meinen) Hunden unterwegs bin, gehe ich oft sehr langsam. So langsam, dass es menschliche Mitgeher nervt. Ich setze mich sogar zwischendurch hin. Furchtbar weit kommen wir so nicht. Aber mir ist es wichtig, dass die Hunde und ich Zeit haben, die Informationen, die da sind, aufzunehmen. Sich wirklich mit etwas auseinandersetzen. Nicht nur vorbei hasten.

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Ganz besonders wichtig finde ich das übrigens für

– Welpen und Junghunde

– Hunde, die mit Angst oder Unsicherheit zu tun haben

– nach einem Umzug oder nach der Übernahme des Hundes

Ich kenne derzeit nur einen Hund, von dem ich weiß, dass er gar nicht spazieren geführt wird – er läuft frei auf seinem Hof, und rennt am Auto. Bewegung hat er genug! Aber ihm fehlt ein ganz wichtiger Verhaltens-Bereich. Er kann nicht erkunden.

Ich erkunde vorwiegend mit den Augen, die Hunde mit der Nase. Heute haben Rike und ich ein heruntergefallenes Vogelhäuschen angeschaut. Wir gucken in den Eimer am Amphibienzaun. Wir probieren das Wasser im See, ich mit der Hand, sie mit den Zungen und Pfoten. Sie haben Zeit, Spuren auszuarbeiten. Wir machen Pausen – draußen sein heißt nicht immer Action. Wir schauen Vögeln und Schmetterlingen hinterher.

Ein- bis zweimal in der Woche achte ich darauf, dass die Hunde wirklich Strecke machen. Und wir machen Kräftigungs- und Dehnungsübungen drinnen. Dadurch dass die zwei mit mir arbeiten gehen, haben sie sehr viele Eindrücke oder Reize zu verarbeiten, und lernen viel kennen. Manchmal muss es da auch schnell gehen, schnell an etwas vorbei, schnell jemandem hinterher. Unser privater Spaziergang darf dann ganz langsam sein. Im Tempo, das Hundenasen und Menschenaugen sich wünschen. Mit Zeit, mit Hand und Pfote übers Moos zu fahren, oder die raue Rinde. Einen Schritt in den Bach zu wagen, oder dem Bach zuzuhören.


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Man kann das Achtsamkeit nennen, oder Meditation. Geh-Meditation. Oder „Hundespaziergang“. Ganz in Ruhe.

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