Pettrailing/ Hundesuchhunde

Mehrere tausend Hunde entlaufen jedes Jahr in Deutschland. Das sind mehrere tausend verzweifelte Tierhalter, durchwachte Nächte und angstvolle Suchen. Auch ich habe meine Habca einmal suchen müssen, und weiß wie furchtbar das ist. Meinen Bericht davon findet ihr auf dem Blog: „Danke den Schutzengeln“, „Was passiert ist“„, „Puzzleteile“ , „Dixies Version“ und „Warum ist Habca überhaupt weggelaufen?“ . Ich war damals beeindruckt von Dixies Suche, und ich habe einem von Habcas Rettern auf der B8 versprochen: Wenn ich einmal einen Hund in Not sehe, werde ich alles daran setzen, das zu tun, was er getan hat.

Ich habe daraufhin Habca zunächst im Mantrailing, dann im Pettrailing ausgebildet. Und als Trainerin habe ich einige andere Hunde ausgebildet, allen voran Jagdterrier-Mix Lisa mit ihrem Frauchen Jutta. Gemeinsam haben wir in Frankfurt und Umgebung eine ganze Reihe entlaufene Hunde gesucht. Auch Rike hat Pettrailing gelernt.

Aktuell biete ich keine Hilfe durch Pettrailing an! Mehr dazu finden Sie weiter unten.

Ihr Hund ist entlaufen?

Was jetzt zu tun und wer zu benachrichtigen ist lesen Sie z.B. hier:

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Experte Heino Krannich

 

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Meine Pettrailing-Geschichten

 

Kiki, Frankfurt BuGa-Gelände, Sommer 2011

Mit Kiki fing alles an. Über mehrere Ecken wandte sich Kikis Besitzerin an Jutta, unsere erste Pettrailerin. Da war Kiki, ein Hund von 5kg, schon anderthalbe Tage weg, es war heiß und hatte nicht geregnet. Da Kiki mit Schleppleine entlaufen war, ging ihre Besitzerin davon aus, dass sie irgendwo festhing.

Wir waren mit den Suchhunden Lisa und Habca vor Ort, mein Sitterhund Merlin leistete gute Dienste indem er verschiedene Menschen beruhigte und sich streicheln ließ. Den menschlichen Teil des Teams bildeten Jutta (mit Lisa), Friedrich und ich, eine Freundin der Halterin leistete tatkräftige Hilfe im Dornengebüsch.

Wir ließen uns zunächst die Stelle an der Kiki verschwunden war zeigen, besprachen taktische Möglichkeiten, vergegenwärtigten uns die Umgebung und ließen Lisa und Habca nacheinander die Spur ins Gebüsch hineinverfolgen. Habca war es bald zu dornig, Lisa mäanderte in den Hohlräumen im Gebüsch. Ich suchte mit Habca die Kanten des großen Gebüsches ab und fand keine Spur die aus dem Gebüsch hinausführte.

Eine nicht ausgebildete Hündin war mit ihrer Halterin und telefonischen Anweisungen eines Suchhundehalters schon im Gebüsch gewesen und hatte wohl gesagt es sei sicher dass Kiki nicht mehr im Gebüsch war. Auch Lisa verfolgte später eine Spur bis in ein angrenzendes Gewerbegebiet. Sie verlor ihre Spur dort aber und wir gehen im Nachhinein nicht davon aus dass sie überhaupt richtig war. Wir ließen sie mehrmals die Kreuzung arbeiten die Kiki als letztes genommen hatte. Lisa hatte derzeit überhaupt noch keine Negativanzeige gelernt und es war schwierig, für sie gute Ansetzpunkte zu finden. Parallel versuchten zwei Leute das undurchdringliche Dornengebüsch etwas zu lichten und wir entdeckten immer mehr riesige Kaninchenlöcher, dazu ein System kleiner Gänge und Trampelpfade, eine Matratze und allerhand Müll. Als es dunkel wurde brachen wir ab, hatten die Hunde schon viel zu lange gefordert, beschlossen aber am nächsten Tag wieder zu kommen. Ich verlegte kurzerhand eine meiner Mantrailinggruppen in das Gelände. Natürlich ging ich abends und in der Nacht im Kopf die Spurenlage nochmal durch. Wo sollten wir am nächsten Tag ansetzen? Ich hatte mehrere Stelle die die Hunde interessiert hatten markiert. Wir brauchten irgendetwas um die Dornen besser durchdringen zu können! Und die drückende Hitze ließ auch in der Nacht kaum nach…

Am nächsten Tag arbeitete ich mit Jutta und Lisa, Friedrich machte mit meinen Mantrailern Aufwärmtrails. Jutta ließ Lisa sehr frei arbeiten und kämpfte sich durchs Gebüsch, an einem anderen Ausgang hinaus, über eine Wiese.

Ich schaute nach meinen Mantrailern, und dann kam einer dieser Momente die in Zeitlupe zu geschehen scheinen. „Wir haben Sie!“, rief Jutta, und ich ließ alles fallen, rannte über die ganze große Wiese zu ihr, und ja, ich musste weinen. Auch direkt davor stehend während Jutta daraufzeigte war das Hündchen kaum zu entdecken. „Du belohnst Lisa, ich hole sie!“, ich stürzte mich in die Dornen in denen Kiki saß, völlig gefesselt in ihrer Leine, aber angstfrei, munter, sie wedelte mich an und ich tat mein bestes sie zu befreien und reichte sie hinaus zu Frauchen. Kiki war nach 55h unverletzt und wohlauf. Wir alle, auch ihre rufende Besitzerin, müssen mehrmals an ihr vorbeigekommen sein ohne dass sie einen Mucks gemacht hätte.

Chola, Frankfurt-Zeilsheim, vermisst seit Dezember 2011

cholaflyerChola, eine scharze Cane Corso-Hündin, ist am 01.11.2011 in Zeilsheim aus einem Garten entlaufen. Die Suche nach Chola dauert bis heute an, wird über Facebook organisiert und ist die aufwändigste Suche an der ich je beteiligt war. Es gab eine Reihe Sichtungen, und vor allem diese haben wir mit unseren Pettrailern zu überprüfen versucht. Ich weiß gar nicht mehr wie oft, seit Dezember 2011. Im Schnee und bei Hitze, im Matsch der an Habcas Beinen klebte bis sie nicht mehr laufen konnte, auf und an Straßen, Kleingärten, Pferdehöfen, Feldern, wir sind durch Abwasserkanäle unter der Autobahn durchgeklettert, über Stacheldrahtzäune und Bahngleise, durch Baumschulen und Ruinen und Dornen… Wir haben mit einem menschlichen Spurenleser zusammengearbeitet, die Suchenden haben einen Bannerflug organisiert und die Suche ging durch alle Lokalmedien. All das mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Aber nie mit dem Erfolg auf den wir alle gehofft haben.

Ich habe aus den Suchen viel gelernt. So haben wir zum Beispiel Lisa zu früh in ihrer Ausbildung zu oft eingesetzt und obwohl wir immer mit einem positiven Trail abschließen war sie frustriert und wir haben lange gebraucht sie wieder richtig einsatzfähig aufzubauen. Es ist im Einsatz wahnsinnig schwer rechtzeitig aufzuhören, ich habe auch Habca über ihre Kraft hinaus gefordert. Irgendwann haben beide Hunde die Arbeit verweigert wenn sie an unserer Tüte mit Chola-Geruch angesetzt wurden. Übrigens: Dass der Geruchsartikel sich hält glaube ich schon, aber ich bin nicht sicher ob Chola noch so riecht. Denn wenn sie noch lebt hat sich wohl ihr ganzes Leben verändert, ihre Ernährung, ihre Umgebung, ihr Hormonstatus…

 

Cento

Bericht folgt

Shila, Ingelheim am Rhein

Bericht folgt

Luna, Frankfurt und Bad Vilbel

Bericht folgt

Kayne, Sulzbach am Main, April 2012

„Am Montag, den 23.04.2012 riss unser Kayne (ein weißer Schäferhund, 16 Monate alt) um ca. 16.00 Uhr bei starkem Regen mit der Flexi-Leine los, weil drei Rehe von rechts hinten kommend direkt vor uns über den Weg nach links in den Wald breschten. Da die Flexi-Leine klatsch nass und der Reiz extrem hoch war, weil die Rehe direkt vor uns über den Weg rannten, breschte Kayne ohne zu zögern wie von der Tarantel gestochen samt Flexi-Leine hinterher. Die Flexi-Leine flutschte gerade so aus meiner Hand. Seine Schwester Kyra konnte ich noch halten. Niemals hätte ich gedacht, dass mir so etwas passieren könne, weil Kyra und Kayne schon zigmal Rehkontakt hatten und immer nach gleichem Schema auf mein Kommando „Steh“ stehenblieben und von mir anschließend sofort beigeholt werden konnten. Diese Situationen waren mittlerweile so zur Routine geworden, dass ich wohl nachlässig geworden bin. Ich machte mir große Vorwürfe….
Daheim angekommen verständigte ich sofort den Jagdvorsteher vom Entlaufen unseres Hundes. Er wiederum verständigte sämtliche Jäger der umliegenden  Jagdreviere, dass sie nach einem weißen Schäferhund mit Flexi-Leine Ausschau halten sollten.

Keyne ist auf dem Bild links zu sehen, er lebt mit seiner Schwester (rechts) zusammen.

Nachdem ich danach auch Tasso, sämtliche Tierärzte die Tierhilfe und Tierheime im Umkreis benachrichtigt hatte, konnten wir jetzt nur noch nach unserem Hund suchen, der sich mit Flexi-Leine wahrscheinlich irgendwo verheddert hatte. Es versuchte mich zwar jeder zu beruhigen, dass der Hund die Leine entweder durchbeißen würde oder aus dem Halsband, das sich nicht zuzog, selbst befreien würde. Aber ein ungutes Gefühl hatte ich trotzdem.
Nach einer schlaflosen Nacht, plakatierten wir am Dienstag den gesamten Umkreis mit Plakaten auf dem Kayne mit Foto gesucht wurde.

Nachdem ich am Mittwoch auch noch mit einem professionellen Hundefänger telefoniert hatte, der wusste wie sich entlaufene Hunde verhalten, war ich erst mal der Meinung, dass Kayne frei umher laufe, sich tagsüber verstecken und nur nachts nach Wasser und Fressen suchen würde. Entlaufene Hunde würden nach einiger Zeit eine sogenannte Reviertreue entwickeln und sich erst nach 8-10 Tagen auch tagsüber in ihrem „Revier“ zeigen. Erst dann habe man die Chance den Hund zu sichten und eventuell sicher zu stellen. Ich solle mir also nicht so große Sorgen machen. Ein Rufen des Hundes wäre kontraproduktiv, da der Hund sich dann nur weiter entfernen würde. Über 90 Prozent aller entlaufenen Hunde würden aber früher oder später wieder ihrem Eigentümer zugeführt werden. Also auch dieser Mann war der Meinung, dass Kayne sich schon längst befreit habe. Also unterließen wir es ab jetzt unseren Hund im Wald zu rufen. […]

Niemand hatte ihn gesehen oder gehört, keiner meldete eine Sichtung des Hundes. Wir waren der Verzweiflung nahe. […] [Man] empfahl mir eventuell einen Suchhund einzusetzen und empfahl mir eine Dame aus dem Frankfurter Raum. Nach unserem Gespräch rief ich sofort bei dieser Dame an. Sie teilte mir mit, dass eine Suche auch nach vier Tagen trotz mehrerer Regengüsse noch zum Erfolg führen könne. Also vereinbarten wir einen Termin am gleichen Tag um 15.30 Uhr.  Anschließend suchten wir wieder den umliegenden Wald ab. […] Wieder kein Erfolg.

Um 15.30 Uhr trafen die Suchhunde ein. Eine der beiden Hunde namens Lisa nahm an der Fundstelle sofort den Geruch von Kayne auf und folgte seiner Fährte. Lisa ging zwar erst nach links aber später dann nach rechts. Wir kamen nach ca. einer Stunde zu einer tiefen Schlucht. Dann mussten wir die Suche abbrechen, weil Lisa hundemüde war und Hapka leider keine Fährte an dieser Stelle aufnehmen konnte. Wir vereinbarten einen weiteren Termin für den nächsten Tag um 18.00 Uhr. Nachdem die Suchhunde auf dem Heimweg waren, machte ich mich nochmals auf die Suche nach unserem Kayne. Die ca. 10-15 m tiefe Schlucht kannten wir nur zu gut. Es war so steil hier, dass man nur an manchen Stellen die Schlucht durchqueren konnte. Deshalb fuhr ich mit dem Auto in den Waldbereich auf der anderen Seite der Schlucht, parkte dort und machte mich zu Fuß auf die Suche. Nach einer einstündigen Suche quer durch den Wald, ging ich über einen sandigen Weg, der parallel zu der Schlucht verlief. Diesen Weg hatten wir die Tage zuvor schon mehrmals abgelaufen. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch Kayne gerufen hatten und er sich nicht meldete waren wir der Ansicht, er befinde sich hier nicht. Nachdem ich den Weg nun wieder entlanglief fasste ich den Entschluss das ganze Dickicht nun systematisch abzusuchen. […] ch lief ca. 30 m in das Dickicht hinein. Alles voll mit kleinen Bäumen und großen Bäumen und viele Brombeerhecken. Also freiwillig würde man niemals durch so einen Dschungel gehen. Ein Rehbock blökte sehr laut und ein Fuchs bellte etwas weiter entfernt. Der reinste Dschungel dachte ich mir. Nachdem ich nun 100 m entlang des Weges mühsam hinter mich gebracht hatte, lief ich nun 30 m tiefer ins Dickicht rein und bewegte mich in die entgegen gesetzte Richtung.

Nach 5 Minuten war es soweit – ich erschrak zutiefst – in 10 m Entfernung vor mir entdeckte ich Kayne und er hatte mich auch entdeckt!

Anstatt sich zu freuen, versuchte er mich lauthals zu verbellen. Ich hatte Angst, dass er sich auf Grund seiner Panik nun doch losreißen könne. Er erkannte mich nicht und wollte, dass ich sofort verschwinde. Ich musste erst mal losheulen vor Freude. Ich setzte mich mit dem Rücken zu ihm und die ganze Anspannung der letzten Tage heulte ich jetzt raus. Dann sammelte ich mich und rutschte dann mit dem Rücken zu ihm gewandt meterweise ganz langsam an ihn heran. Er bellte und bellte…. Erst als er meine Hand direkt vor sich hatte und meinen Geruch erkannte schwenkte die Panik in stürmische Freude. Er sprang an mir hoch und leckte mich stürmisch ab. […]“

Bericht von Keynes Besitzerin, gekürzt.

Chica und Luna

„Welch aufregende Zeit: Am Freitag waren wir in Sulzbach, um Kayne zu suchen. Da erhielten wir am Sonntag den Anruf von Miriam, dass in Frankfurt in der Nähe der BG-Unfallklinik zwei Hunde entlaufen seien. Wir trafen uns dort mit der Besitzerin und ließen uns berichten, was passiert war: Am späten Abend, vor dem Schlafengehen, sind die Hunde nochmal „Gassi“ gegangen. Auf dem Nach-Hause-Weg stöberte Chica ein Kaninchen auf und beide Hunde stürmten los. Alles Rufen half nichts, Chica und Luna waren im Jagdfieber und im Dunkeln verschwunden. (Wer die Gegend dort kennt, der weiß, dass in unmittelbarer Nähe die B3 nach Bad Vilbel und die Autobahn 661 vorbei führen!) Wir zeigten Habca die Stelle, an der die Hunde zuletzt gesehen worden sind. Habca nahm die Fährte auf, doch bald verlor sie die Spur. Dann suchte Lisa; sie bestätigte den von Habca eingeschlagenen Weg. Doch dann wollte sie in einen Garten, der hinter einem Einfamilienhaus lag. Natürlich konnten wir hier nicht auf das Grundstück. Doch wir erfuhren, dass es vom Garten einen Durchschlupf zu einem Weg gab, der zur Autobahn führte….. Nach einer Pause ließen wir Lisa noch einmal suchen. Jetzt lief sie in die entgegengesetzte Richtung auf das Gelände des Blumengroßmarktes. Sie zeigte sich an einer Spur interessiert, die quer über das Gelände bis zu einem Zaun führte. Hier wollte sie unbedingt auf die andere Seite. Miriam, die mit uns gegangen war, rief Friedrich an und bat ihn, mit Habca jenseits des Zaunes weiter zu suchen. Bis Friedrich kam, bewies Miriam artistische Fähigkeiten, indem sie den doch sehr hohen Zaun überkletterte. Auf der anderen Seite fand Habca die Spur und suchte weiter. Leider ohne Erfolg, Chica und Luna blieben verschwunden. Wir brachen nun die Sache ab, da wir unsere Hunde schon wieder viel zu lange haben suchen lassen. Wir vereinbarten mit der Besitzerin, dass wir am nächsten Tag noch einmal kommen wollten, um auf dem Weg Richtung Autobahn noch einmal nachzuschauen. Doch am nächsten Tag erhielten wir die traurige Nachricht, dass beide Hunde tot sind. Sie sind noch in der Nacht, in der sie verschwunden waren, auf der Autobahn überfahren worden. Wir kamen zu spät……“

Pettrailerin Jutta mit Suchhund Lisa

 

Lotte, Frankfurt Höchst, Mai 2013

von Lottes Frauchen Margherita

„Der Zusammenstoß mit dem Fahrrad war nicht so hart gewesen und klein Lotte stand schnell wieder auf den Beine und bellte den unaufmerksamen, vermummten Fahrer zu Recht heftig an. Als ich zu ihr wollte, machte sie etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: sie lief schnell und zielstrebig von mir weg. Ouzo und ich gingen schnell hinterher und ich war mir sicher, sie würde bald wieder zurücksein, nur ihr erschrecktes Gesicht machte mir Sorgen: und wenn sie sich nicht mehr trauen würde, aus ihrem Versteck raus zu kommen? Noch schlimmer: wenn sie doch verletzt worden war?

Die Minuten vergingen und die einzige logische Sache, die mir einfiel, war: Habca um Hilfe zu bitten. Wir waren für einen entspannten Nachmittag verabredet, aber nun war ihre kleine Freundin verschwunden und ich vertraute ihrer Nase so sehr, dass die Tatsache, dass ich nur eine Leine bei mir hatte, die noch dazu nicht einzig Lotte zuzuschreiben war, gar nicht als Hindernis erschien.

Habca zog ihr Geschirr an, schnupperte an der Leine an und fing an…Gras zu fressen. „Das heißt, sie war nicht hier“, erklärte Miriam. Blöd, aber irgendwie auch gut: ich konnte nicht rekonstruieren, wo Lotte lang gelaufen war, aber Habca hatte verstanden, was wir von ihr wollten und war bereit zu arbeiten.

Wir überlegten dann, wo wir am Geschicktesten anfangen konnten, um Habca nicht unnötig auf falschen Spuren müde zu machen. Ein Fußgänger versicherte uns, dass sie unter die Brücke gerannt war und wir entschieden uns, ihm zu glauben. „Habca, search!“ Habca roch wieder unauffällig an der Leine und rannte los. Sie hatte den einzigartigen Geruch meiner verschreckten Lotte in der Nase und war sich sicher: ihre Freundin konnte nicht weit weg sein. Ich war besorgt um meine Kleine (wieso ist sie über die Straße? Da fährt doch die Straßenbahn!) und dennoch bewunderte ich das eingespielte Mensch-Hund Team vor mir, das so harmonisch, konzentriert und zielstrebig arbeitete. „Frauchen, nicht stehen bleiben! Ich brauche mehr Leine“ „Sicher, Habca, aber erst die Autos vorbei fahren lassen. Jetzt weiter!“

Nach einer Weile war Habca müde und durstig und wir mussten sie (gegen ihren Willen) stoppen. Der Weg, den sie gelaufen war, war Lotte bekannt und es schien mir plausibel, dass sie sich in dieser Gegend verstecken würde. Wenig später erreichte uns den Anruf der Polizei: „Ein kleiner schwarzer Hund wurde hier gesehen: könnte es Ihrer sein?“

Habca hatte eine hervorragende Arbeit geleistet und ich war ihr nicht nur wegen Lotte sehr dankbar, sondern auch, weil ich sie arbeiten sehen durfte und in einer so schwierigen Situation dennoch ganz viel gelernt hatte.“

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Lotte, selbst eine tolle Trailerin

 Wir konnten Lotte kurz darauf gesund und unverletzt bei der Polizei abholen.

Warum Pettrailing oft nicht die passende Lösung ist

(ein Text den ich 2013 geschrieben habe)

Ich bilde ja nicht nur Mantrailer aus, sondern auch Pettrailer, und während ich bei ersteren ganz klar nicht auf Einsätze hin arbeite (es gibt so viele andere tolle Ziele: zum Team zusammen wachsen, den Hund beobachten lernen, Abenteuer gemeinsam bestehen…), gehe ich mit letzteren gelegentlich entlaufene Hunde suchen. Das hat damit zu tun, dass auch Habca mal entlaufen war, und mir ihre Mantrailerfreundin geholfen hat. Dass ich weiß, wie fürchterlich diese Situation ist.

Über die lange Suche nach Chola hat sich ein Kontakt zu Dagmar ergeben, die oft Suchen organisiert, und uns gelegentlich um Hilfe fragt – es gibt nicht so viele Pettrailer. Gerade wieder ist in Mainz ein Hund verschwunden, die Trailing-Chancen stehen eigentlich nicht so schlecht, und trotzdem habe ich ihr letztlich abgesagt. Obwohl das nicht schön ist, und für die Besitzer eine große Enttäuschung. Warum? Weil ich nicht seriös hätte arbeiten können. Ich will das erklären.

Wisst Ihr dass Mantrailer bei Rettungshundeorganisationen einen ziemlich schlechten Ruf haben? Warum? Mantraling ist schwierig und die Ausbildung zur Einsatzfähigkeit langwierig (Rettungshunde trainieren zwei Tage pro Woche für etwa drei Jahre bevor sie an Einsatzfähigkeit denken), aber aufgrund dessen was Mantrailer „können können“, wurden sie oft überschätzt, und wenn ein Mantrailer eine Richtung anzeigt, wird die ganze Rettungsmaschinerie, die Flächenhunde etc, dort eingesetzt. Man muss schon sehr genau verstehen, wie ein Mantrailhund arbeitet, um ihn sinnvoll „nutzen“ zu können. Man muss das auch verstehen, um ihn sinnvoll ausbilden zu können, und wie so oft in der Hundewelt, sind hier die Lager zerstritten. Meines Erachtens kann es nicht gutgehen, sobald wir versuchen den Hunden vorzuschreiben wie sie suchen sollen.

Trotz all dieser Schwierigkeiten – und international gesehen kommt etwa ein Drittel aller Mantrailing-Einsätze zur gesuchten Person – klappt das Mantrailing im Training erstmal gut. Der Hund findet. Wir legen das Training natürlich auch so aus, dass der Hund findet. Aber die Hunde scheinen auch tatsächlich schnell zu verstehen was sie tun sollen, dass es Belohnung gibt, dass es Spaß macht. Prima, soll ja auch so sein.

Ich sage dann in der ersten Stunde immer „aber jetzt bitte nicht die weggelaufene Oma aus dem Altersheim suchen“. Den Menschen macht das nämlich auch Spaß, und dann gerät man natürlich in Versuchung! Nur mal probieren… Und wenn es nicht die Oma ist, dann vielleicht der weggelaufene Hund aus der Nachbarschaft?

Man denkt vielleicht es könne ja nicht mehr passieren als dass man halt nicht findet, und dann war es doch nett, es versucht zu haben. Das sehe ich ganz anders, und leider lehne ich deshalb die meisten Anfragen nach Tiersuche ab.

  1. Wenn klar ist dass der Trailhund keine Chance hat, weil der gesuchte Hund frei läuft, z.B. in Panik lange geradeausläuft, oder anfängt große Kreise zu ziehen, dann verheize ich keinen Suchhund und mache keinen Besitzern falsche Hoffnung.
  2. Wenn ich nicht mit zwei Suchhunden arbeiten kann, die sich abwechseln können, die sich gegenseitig bestätigen oder in Frage stellen können, und mit mindestens zwei Menschen, ein hundeführer und ein genauso gut geschulter Begleiter – dann fange ich nicht an. Glaubt mir, wenn man einmal da draußen ist merkt man nicht dass amn den eigenen Hund vierzig Minuten arbeitet, und das ist einfach Quatsch.
  3. Wenn ich aber so gerne arbeiten würde, fange auch ich an zu überlegen: könnte nicht der XY mitkommen, der sucht doch so gut? Ja, aber doch bitte nicht wenn der im Training noch nie einen Hund gesucht hat! Erstens weiß er nicht wie er anzeigen soll – Pettrailer müssen fernanzeigen! -, zweitens geben wir dem Pettrailer immer einen Mischgeruch: z.B. ein Hundehalsband mit viel Hundegeruch und etwas Besitzergeruch. Der gut ausgebildete Mantrailer würde (soll!) den Hundegeruch ignorieren und den Menschengeruch suchen, obwohl er davon nur wenig hat! Auch ich bin schon hinter einem Hund hergelaufen der mich von Suchplakat zu Suchplakat führte – auf der Spur des Besitzers. Ich muss mit meinem Hund schon verhandeln, welchen Geruch ich will, wenn zwei vorhanden sind – und das tun wir bitte im Training, nicht im Spontan-Einsatz.
  4. Wenn ich einen Suchhund starte muss ich auch einen Plan dafür haben was passiert wenn wir finden. Der für den Suchhund beste Fall ist, dass der gesuchte Hund festsitzt, z.B. mit der Schleppleine festhängt. Das hatten wir bei Kiki so: Sie hing mit der Leine in den Dornen, Lisa hat ihre Fernanzeige gemacht, Jutta hat Lisa gefeiert, ich bin in die Dornen und habe das Tierchen befreit. (übrigens hatte ein anderer Hund, der zwar nicht Suchen gelernt hatte, dessen Frauchen aber während der Suche mit jemandem telefonierte die „sich auskannte“, gesagt in diesem Gebüsch sei der Hund auf keinen Fall mehr dehalb hatten wir am Tag vorher woanders angefangen…). So einfach ist es aber ja in den seltensten Fällen! Wenn der Hund frei läuft, ist die Gefahr, dass man ihn vor sich hertreibt, sehr groß, und das darf auf keinen Fall passieren. Einen eh schon erschöpften, verängstigten Hund mit anderen Hunden quasi zu hetzen, finde ich unverantwortlich. Und was viele nicht glauben ist, dass ein entlaufener Hund schon nach einem Tag sogar vor dem eigenen Besitzer flieht! Es muss also einen Plan zum Einfangen, zur Sicherung des Hundes geben, bevor wir überhaupt loslegen! Ich muss am Verhalten des Suchhundes sehen wann ich nah bin, nicht nah genug für eine Anzeige vielleicht, aber nah genug, den Hund in die Flucht zu schlagen! Und was dann?
  5. Im Einsatz brauche ich eine verlässliche Negativanzeige, das heisst die Information des Hundes „sorry Frauchen, aber den Geruch gibts hier nicht“. Das muss der Hund geübt haben, und wir üben es im Training relativ spät, weil es heikel ist: der Hund soll ja nicht bei jeder Schwierigkeit gleich eine Negativanzeige machen, aber er soll auch nicht vorher viele Kilometer rennen. Er wird fürs Negativ belohnt, es soll nicht unangenehm sein, aber er soll Negative nicht anbieten um schnell an Belohnung zu kommen. Das Ritual „Tüte (mit Geruch“) – Kommando – Losrennen ist tief verankert, und der Hund will Suchen und Rennen. Es gehört Größe dazu zu sagen „hier ist nichts“, und es frustriert. Ich kann das den Hund nicht fünfmal hintereinander machen lassen. Das heißt unsere Startpunkte (wo der Hund zuletzt gesehen wurde) müssen verlässlich sein.
  6. Die oberste Priorität hat für mich der Suchhund – ich setze Familienhunde ein, nicht Arbeitstiere, „Einsatzmittel“.  Und ich möchte sie noch oft einsetzen können. Beim Pettrailing-Einsatz finden sie meistens nicht. Weil der gesuchte Hund gar nicht da war, die Sichtung falsch, oder der andere Vorsprung hat. Auch wenn es kein Negativ ist, wenn sie eine Spur abarbeiten, vielleicht sogar eine heiße Spur (unvergesslich, wie Habca einmal plötzlich losrannte, in dieser Art Matsch die einem kiloschwer an den Schuhen klebt, quer übers Feld, auf der Sche nach einem monatelang verschwundenen Hund, und allen sofort klar war „wir sind ganz nah dran“), und dann ist da am Ende doch – nichts. Oder: der Suchhund kann nicht mehr, und wir müssen abbrechen (so war es mit Habca auf diesem Feld, den Matsch tonnenschwer an den Beinen klebend). Das ist frustrierend! Für Menschen und Hunde. Dann der Versuchung zu widerstehen „noch ein kleines bisschen“ weiterzumachen ist schwierig. Aber auch wenn es durch Abwasserröhren und dorniges Brombeergestrüpp geht, auf Privatgelände, in Wildschweingebiet in die Dunkelheit – muss ich abwägen, was ich dem Familienhund zumute. Chola haben wir im Laufe eines Jahres vielleicht zehn Mal gesucht, und natürlich haben wir jeden erfolglosen Einsatz mit erfolgreichen Trails nach aneren Menschen oder Hunden beendet. Aber ich werde nie vergessen wie Lisa und Habca die letzten Male guckten, als wir ihnen die Tüte mit Chola-Geruch gaben: „Nicht die schon wieder, die finden wir doch nie….!“ – Lisa hatte eine Zeitlang überhaupt keine Lust mehr irgendwen zu suchen, und wir haben sie nicht mehr eingesetzt bis sie im Training ihre Begeisterung zurückgewonnen hat.

Also bitte, probiert es nicht „einfach mal aus“. Das Risiko, mehr Schaden anzurichten als zu nützen, ist zu groß! Bringt Euren Hunden in Ruhe bei, was ihr von ihnen wollt, tut Euch mit Freunden zusammen, engagiert einen Trainer, übt so realistisch wie möglich. Lernt was über das Verhalten verschwundener Hunde, und überlegt Euch wie ihr sie sicherstellen könntest, wenn ihr sie gefunden habt. Sucht Euch Fälle heraus bei denen Eure Hunde eine Chance haben. Für den Hund der da auf der Flucht ist, ist das Freizeitvergnügen Eures Hundes kein Spaß.

Bücher über Pettrailing

  • Kat Albrecht: Dog Detectives: How to Train Your Dog to Find Lost Pets. Dogwise Training Manual 2007. Werbelink zu Amazon
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