In Hundepsychologie

Vor ein paar Tagen war ich auf einer ziemlich leeren A3 unterwegs (ja, das gibt’s – wenn man antizyklisch fährt). Ich fuhr auf der mittleren Spur, die linke war komplett leer, auf der rechten vereinzelte LKWs. Im Rückspiegel sah ich, dass jemand an meinem Nummernschild klebte. Ich beschleunigte von 120km/h auf 140, 150, 160. Der versuchte weiter, das Kleingedruckte auf meinem Nummernschild zu lesen. Zur Erinnerung: Die linke Spur war komplett leer!

Ich sagte mir: Ich fahr 160km/h, das reicht mir, schneller will ich jetzt nicht, und wenn den das stört, kann er ja nach links.

Tat er nicht. Natürlich hätte ich nach rechts fahren können. Wollte ich aber nicht. Oder nach links. Aber warum sollte ich wegen so einem Blödmann die Spur wechseln? Nö. Ich fahr hier, und zwar in dem Tempo in dem ich es für richtig halte.

So, und wieviel Adrenalin hat mich das ganze gekostet?

Ich glaube es ist wichtig, dass Menschen sich gegenüber ihren Hunden in sehr vielen Punkten durchsetzen, und ich staune Bauklötze wenn Leute mit ihrem Terrier in eine Hundeschule gekommen und berichten der beiße seit vielen Jahren regelmäßig die eigenen Kinder. Ein „Sitz“, ein „Komm“, ein „Platz“ und „weiter“ und erst recht jedes „nein“ sind für mich Signale, die ich einmal sage und erwarte dass sie dann umgesetzt werden. Wenn der Hund nicht hört? Dann muss ich trotz Hitze wohl zu ihm gehen und sagen dass ich das überhaupt nicht akzeptabel finde.

Küzlich habe ich eine Frau beobachtet, die mit ihrem 60kg-Hund verhandelte, ob er sich gerade wälzen durfte oder nicht. Sie hatte „Nein“ gesagt, der Hund hatte „doch“ gesagt und jetzt waren sie in einem Ringkampf begriffen, der zu ungunsten der schlanken Frau auszugehen drohte.

Jeder der schonmal mit einem pubertierenden Hund oder einfach einem dickköpfigen Hund zusammengelebt hat kennt sowas. Die Stimme vom Hundetrainer im Hinterkopf sagt: „Sie müssen sich jetzt durchsetzen!“

Prinzipiell ja. Aber denkt in so einer Situation mal an mich auf der Autobahn. Sich durchsetzen ist schön und gut – aber manchmal die Aufregung nicht wert, und manchmal wird es richtig gefährlich.

Ein souveränes, keinesfalls schmollendes „Ach weißt Du, dann mach es halt“, einfach rechts rüberfahren und den Drängler halt vorlassen und vergessen – das nützt manchmal allen mehr.

Souveränität ist eine Eigenschaft, die Hunden wichtig zu sein scheint, bei anderen Hunden wie bei Menschen. Sich auf einen Machtkampf einzulassen ist nie souverän.

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