In Hundeerziehung, Hundepsychologie, Hundetraining, Mensch-Hund-Beziehung, Tierpsychologie

Für viele Hündinnen ist das mit den Urin-Markierungen eine genauso wichtige Sache wie für Rüden. Die Markierungen der anderen zu lesen, und gegebenenfalls „drüberzumachen“. Geht es um das Markieren von Bäumen, so kommt es darauf an, höher zu zielen als der vorherige Hund. Es soll tatsächlich Hunde geben, die dafür einen Handstand machen. Soweit geht es bei Nomi nicht, aber sie gibt sich Mühe:

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Seit etwa fünfzehn Jahren gibt es ja endlich seriöse Forschung über Haushunde, aber man merkt immer noch, wie schwer es ist, etwas (jemanden) zu erforschen, dessen Leben so eng mit unserem verwoben ist – und der uns doch in einzelnen Aspekten so fremd ist. Hunde leben in einer geruchlich strukturierten welt, so richtig vorstellen werden wir uns das wohl nie können. Ernsthaft über Urinmarkierungen nachzudenken, ohne menschliche Vorstellungen zu projizieren, ist zum Beispiel nicht leicht. Es war eine der ersten großen Studien von Marc Bekoff, die sich hiermit befasst. Er hat Urinmarkierungen im Schnee eingesammelt und an andere Orte gebracht, und beobachtet wie sein Hund darauf reagiert hat.

Ich finde es befremdlich, dass einige Hundetrainerinnen empfehlen, das Markieren zu verbieten bzw zu limitieren (z.B. zweimal pro Spaziergang), um Problemverhalten (z.B. Ressourcen bewachen) zu beseitigen. Urinmarkierungen suchen, untersuchen, und selbst markieren ist ein Kommunikationskanal, den wir schlecht verstehen. Für Hunde scheint er so wichtig, dass es sich m. E. lohnt, sich damit zu beschäftigen. Die meisten Hundebesitzer haben auch irgendeine Theorie dazu (z.B. „Hündinnen, die das Bein heben, sind dominant“), oder verallgemeinern von dem was sie selbst beobachten. Aber es gibt tatsächlich auch Wissenschaftler, die versuchen, systematisch beantwortbare Fragen zu stellen und durch Beobachtung zu beantworten. Ich nenne ein paar, die Links findet Ihr selbst, aber leider ist vieles nicht kostenfrei erhältlich.

 

Studien zum Urinierverhalten von Hunden:

Bekoff , M. 2001. Observations of scent-marking and discriminating self from others by a domestic dog (Canis familiaris): Tales of displaced yellow snow. Behavioural Processes 55, 75-79.

Lisberg, A.E. and C. T. Snowdon. 2011. Effects of sex, social status and gonadectomy on countermarking by domestic dogs, Canis familiaris. Animal Behaviour 81: 757-764. 

Lisberg, A. and C. Snowdon. 2009. The effects of sex, gonadectomy, and status on investigation patterns of unfamiliar conspecific urine in dogs (Canis familiaris). Animal Behaviour 77: 1147-1154.

Mitsui S., Yamamoto M., Nagasawa M., Mogi K., Kikusui T., Ohtani N. & Ohta M. (2011). Urinary oxytocin as a noninvasive biomarker of positive emotion in dogs, Hormones and Behavior, 60 (3) 239-243.

Sharon Cudd Wirant, Betty McGuire: Urinary behavior of female domestic dogs (Canis familiaris): influence of reproductive status, location, and age. Applied Animal Behaviour Science Volume 85, Issues 3–4, 25 March 2004, 335–348

Einen super Überblick über das Feld hat Patricia McConnell vor einiger Zeit in ihrem Blog verfasst:

https://www.patriciamcconnell.com/theotherendoftheleash/scent-marking-in-dogs

https://www.patriciamcconnell.com/theotherendoftheleash/the-power-of-pee

http://www.patriciamcconnell.com/theotherendoftheleash/why-do-male-dogs-scent-mark-so-much