Das ist Janosch. Janosch ist ein Tibetterrier, und zum Zeitpunkt des obersten Fotos, als er sechs Wochen alt war, haben einige Menschen eine Entscheidung über sein Leben getroffen: Janosch soll der neue Assistenzhund einer Asperger-Autistin werden. Ich werde ihn und seine Assistenznehmerin (so nennt man den menschlichen Teil eines Assistenzhunde-Teams) auf dem Weg dahin begleiten, und einen Teil seines Trainings übernehmen.
Bevor Janosch bei seiner neuen Besitzerin einziehen konnte, haben sie und ich viel gemeinsam überlegt und geplant:
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welche Rasse ist geeignet? Nicht zu groß, nicht zu klein, gesund/ nicht anfällig, körperlich geeignet fr die Aufgaben, die er ausführen soll, arbeitswillig aber nicht arbeitsverrückt, welchen Pflegeaufwand kann sie leisten, was ist ihr persönlich wichtig, und auch: was mag sie?
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welcher Züchter ist geeignet? (Puh, das war schwierig!)
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welcher Hund des Wurfes ist geeignet? (das war in diesem Fall wesentlich einfacher)
Schon bevor der spezielle Hund ausgesucht ist, gilt es zu entscheiden:
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soll der Hund von anfang an bei ihr wohnen, oder erst bei mir? Beides hat Vor- und Nachteile, oft ist es (leider) auch eine finanzielle Frage, denn noch immer beteiligen sich die Krankenkassen zwar an einem Blindenführhund, aber sehr viel weniger an den Kosten eines Assistenzhundes für psychiatrische Patienten
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sowieso die Finanzierung: zu den normalen, nicht zu unterschätzenden Kosten für einen Hund kommen die Ausbildungskosten dazu
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was soll der Hund am Ende leisten? Wann trainiert man dazu was? Was muss er sonst lernen? „Hilfeleistung“ nennt man das, was der Hund tun soll, um seiner Partnerin bei behinderungs- oder krankheitsbedingten Problemen zu helfen. Zum Beispiel: Unterzuckerung anzeigen, Medikamente bringen, Hilfe holen, einen Ausgang suchen, andere Menschen abblocken, sich auf den Assistenznehmer drauf legen (zur Beruhigung)…
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In unserem Fall ist das Wichtigste, dass Janosch seine Team-Partnerin überall mit hin begleiten soll: zum Einkaufen, zum Arzt, zur Arbeit… da soll er natürlich nicht negativ auffallen. Das heißt: die Sozialisierung ist nochwichtiger als bei einem normalen Familienhund. Er soll früh alles kennen lernen, was ihm mal begegnen könnte, und immer cool und gelassen bleiben. Er soll in vielen verschiedenen Umgebungen entspannen können.
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will man Prüfungen ablegen? Ich bin in diesem Fall ein großer Freund von Prüfungen (sonst ja nicht so), weil ich es wichtig finde, dass das Assistenzhundewesen verbindliche Qualitätsstandards bekommt. Das wäre ja wiederum für die Finanzierungsfrage eine Grundlage. Vorgeschriebene Prüfungen gibt es im Moment nicht – ich habe mir zwei ausgesucht, die ich vernünftig finde, und deren Prüfungsordnung angeschaut. Wenn da zum Beispiel steht, dass der Hund nicht ohne Signal aus dem auto steigen darf, ist es sinnvoll, das von Baby an so zu machen, auch wenn man es sonst vielleicht nicht so wichtig fände. Wenn der Hund einmal Apportieren soll, achtet man von Anfang an darauf, ihm das Tragen nicht zu verleiden. Bei manchen Assistenzhundprüfungen muss der Hund Apportieren, auch wenn das als Hilfeleistung (s.o.) eigentlich nicht gebraucht würde.
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was wird dem Hund zur Entspannung angeboten, soll er einen Sport als „Ausgleich“ erlernen (viele handhaben das so)? Wie soll sicher gestellt werden, dass der Hund genug Entspannungsphasen hat, dass es ihm gut geht, seine Bedürfnisse erfüllt sind? Kann das alles die Assistenznehmerin leisten, oder muss da Unterstützung geplant werden?
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was ist, wenn sich im Laufe der Ausbildung zeigt, dass der Hund doch nicht oder nicht mehr geeignet ist? Das kann durch Krankheit, Unfälle, aber natürlich auch Traumatisierung, Jagderlebnisse, Aggressivität usw. passieren. Natürlich kann man viel davon durch Training wieder „reparieren“, aber die Ausgangslage ist bei einem Hund, der für eine Aufgabe angeschafft wurde, eben eine andere als bei einem Familienhund. Wie viel „Umweg“ und „Reparieren“ ist da vertretbar?
Habt ihr Lust, mehr über Janosch und sein Training zu erfahren? Ich bin jedenfalls ganz gespannt…