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Hunderunde

Heute war Hunderunde. Wenn ich ankomme, und sehe zwanzig Menschen mit ihren Hunden an der Leine auf dem Parkplatz stehen, viele davon aufgeregt bellend, ziehend, springend, denke ich fast immer: „Ohje. Ob das eine gute Idee war? Ob das gut geht?“

Dann gehen wir los – fünfundzwanzig dann unangeleinte Hunde waren es heute – und fünf Minuten später weiß jeder: Ja, das ist eine gute Idee!

Die Hunderunde ist etwas „rumpeliger“ als meine anderen Veranstaltungen, ist kein Vergleich zum Beispiel zum angeleinten, entspannten Social Walk. Die Hunderunde ist dreckig und manchmal laut. Es gibt viel Gerenne, und mal geht ein Hund verloren und mal ein Mensch (aber bisher haben sich alle immer wieder gefunden). Die Hunderunde ist anderthalb Stunden „hündisch-sprechen“: „Lass uns spielen“, „nein ich will nicht“, „ich bin schneller als du“, „ich lass dich nicht durch“, „ich will ein Kind von dir“, „ich aber nicht von dir“.

Die Hunderunde ist: lange und immer länger werdende Zungen. Rennende Kinder. Rennende Hunde. Matsch zu allen Jahreszeiten. Strahlende Hundeaugen. Im Auto später der Geruch nach Pferd und Kuhscheiße.

Ich weiß, viele Hundetrainer – darunter gerade die, die sonst ähnlich arbeiten wie ich – fänden das alles viel zu wild, zu unkontrolliert, zu gefährlich (in verschiedener Hinsicht). Ich verstehe das. Ich komme am Parkplatz an und denke „Das könnte auch ganz schön schief gehen.“

Oder heute: Eine Frau mit ihrem Pony am Halfter ist von hinten ohne großes Aufheben mitten durch unsere Gruppe durchgelaufen. Ein Hund kam uns entgegen, und zwanzig Hunde fanden, dass das ein „Fremder“ ist, der nicht zu „uns“ dazu gehört. Radfahrer haben unseren Weg gekreuzt. Wir sind durch einen Bach geklettert (ja, meine Schuld), und manche Hunde fanden nasse Füße keine gute Idee.

Und dann geht es gut. Seit Januar 2009 geht es gut (bisher dreimal habe ich Leute gebeten, nicht mehr zu kommen, weil es für ihren Hund nichts war, oder der Hund nicht für die anderen). Manche sagen, das liegt an mir, aber ich tue nicht viel. Ich denke, es geht darum, dass die richtigen Leute kommen, dass die Mischung gut ist, dass die Stimmung stimmt. Und dann, wenn das alles so ist: dann halte ich so eine Hunderunde für so wichtig und so schön für unsere Hunde – gerade in unserer heutigen Welt. Nicht für jeden Hund. Aber für viele!

Ich habe vor kurzem einen Dokumentarfilm über Dick Russell gesehen, ein Hundetrainer, der sehr viel sehr anders sieht und macht als ich. Der hatte irgendwo in den USA große eingezäunte Felder, und da hat er die Leute mit ihren Hunden spazieren geschickt. Große Hunde, kleine Hunde, schwierige Hunde, „aggressive“ Hunde. Einige Helfer haben nach den Hunden geschaut, und für die Besitzer galt die eiserne Regel: in Bewegung bleiben. „Large Field Socialization“ nennt sich das, und viele US-amerikanische Hundeschulen beziehen sich bis heute darauf. In den USA, wo viele Hundebesitzer gar nicht spazieren gehen, ist das natürlich noch viel krasser und viel revolutionärer als bei uns.

Zu meiner Hunderunde können allerdings nur Hunde kommen, die ein gutes innerartliches Sozialverhalten zeigen. Andere brauchen meines Erachtens erstmal andere Formen der Unterstützung.

 

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