In Fellpflege, Habca, Hund in Berlin, Hundehalter, Hundesitter, Mensch-Hund-Beziehung, Tibetterrier


Wir haben einen sehr netten Hundesitter. Wenn F. und ich beide lange in die Bibliothek gehen, kommt er Habca morgens abholen und bringt sie abends zurück – für wenig Geld. Das Abgeholtwerden stürzt Klein-Habbi allerdings in ein Gefühlschaos. Sie sieht Herrn S. und freut sich, wedelt mit dem Schwanz. Versteckt sich dann hinter der Wohnungstür und will nicht weggehen. Frauchens Herz kriegt immer einen kleinen Stich, wenn man sie hervorziehen muss, aber ich tue natürlich ganz lässig, geb ihr ihren Abschiedskuss und wünsche ihr viel Spaß. Eine Weile hört man dann im Hausflur noch den Hundesitter: „Na komm, mein Schatz. Na, nun komm. Na, weiter…“ Und dann hat man lang genug den treu-monogamen Hund gespielt und stürzt sich ins Abenteuer. Schon im Innenhof, wo ich die beiden noch heimlich beobachten kann, stellt sich der Schwanz plötzlich wieder auf und der traurige Schleichgang wird federnd und erwartungsfroh. Bei Herrn S. gibt es einen kleinen Mischlingshund und eine Katze, mit denen man gerne kuschelt. Und es gibt Katzenfutter und natürlich viiiel besseres Hundefutter als bei uns, nicht so blödes Öko-Zeug. Und eine Frisbee und sogar geföhnt werden macht da Spaß.
Gestern also stand ein solcher Bibliothekstag an. Und Hundchen, noch ganz verschlafen (um 10h, wenn man gerade nach der Morgenrunde wieder so richtig schön eingeschlafen ist) mochte gar nicht losgehen. Wir gaben ihr den kleinen Schubs der Vogelmutter und schlossen rasch die Tür. In dem Moment sagte der Hundesitter, leicht an der Leine ruckelnd, „Na komm, Tipsifurz“.
Die anderen Hundeblogger haben ja schonmal darüber geschrieben, wie viele Namen ihre Hunde haben. Klar hat Habbi auch tausend Namen. Fand sie bloß zu intim als dass ich das hier schreiben dürfte. Vielleicht ist „Wurzelfrosch“ nicht besser und ähnlich sinnfrei wie „Tipsifurz“. Peinlich berührt sah der Hundesitter kurz nocheinmal auf, ich drückte die Tür ins Schloß und lief rasch ins andere Zimmer, damit er mein Prusten nicht hörte.
Abends kommen die beiden dann ganz vergnügt zurück. Herr S. findet, Hund und Halter sollten gesittet zusammen die Treppe hochgehen, deshalb hört man ihn immer „Steh“ und „Fein“ sagen, und dann wieder Taps-Taps-Taps und Klingel-Klirr (die Steuermarke) und „Steh“ und „Fein“ und Taps-Taps-Taps und dann stürzt sich das Hündchen erst in meine Arme, dann schnell ins Bett und sagt, Puh, hatte ICH wieder einen anstrengenden Tag und Herr S. zeigt Fotos davon wer wann mit wem gekuschelt hat und berichtet mit Hundeteilzeitvaterstolz über Stoffaufnahme und – ausscheidung des Sitterhündchens. Gestern abend kamen die beiden spät, und ganz aufgekratzt, und man hörte, wie außerordentlich aufgeschlossen Klein-Habca heute war und wie wohl sie sich gefühlt hat, und der Hundesitter strahlte und beantwortet jeden Dank und spontane Terminänderungen mit „Dafür bin ich doch da“. Wir fragten nach einer Sendung, die er sehen wollte, aber er grinste und sagte: „Dafür hatten wir viel zu viel Spaß“. Ich glaube, zum Abschied haben sie sich kurz zugezwinkert, Habca und der Hundesitter. Ich habe dann noch eine Weile versucht, das Hündchen über den Tag auszufragen. Wieso seid ihr denn so gut gelaunt? Aber sie ist selig eingeschlafen. Und nächstes Mal wird sie wieder rumnölen und sagen Mama, ich will da nicht mit, kann ich nicht hierbleiben…

Showing 3 comments
  • Anonymous

    hachja… :-) war das nicht als Kind im Kindergarten genauso? Abschiedsszenen sind halt irgendwie schwieriger als was spannendes zu erleben.
    (f)

  • Simba

    Thats a big eye.

    Simba xx

  • Supimaus

    Ach Gott ist das süß geschrieben! :o) Tollen Hundesitter scheint ihr da zu haben!

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