In Hund in Frankfurt, Hundepsychologie, Mantrailing, Nomi

Nomi ist jagdlich interessiert, verfolgt gerne Spuren, hat noch kein schönes Hobby, ist vielem in der Umwelt gegenüber unsicher und durch jahrelangen Kampf mit unerwünschtem Verhalten ist ihre Beziehung zum anderen Ende der Leine nicht so konfliktfrei wie ich das gern hätte. Nun lebt sie ja seit Mitte September ganz bei uns [Link], und durch diese vier Punkte super als Mantrailer qualifiziert: sie liebt Spurenverfolgen (1), sie hat freie Zeit- und Energiereserven (2), ich will ihr Selbstbewusstsein (3) und ihre Liebe zur Zusammenarbeit mit dem Menschen (4) stärken. Ich habe es sie in den zwei Jahren in denen sie werktäglich bei mir war, zwar ein paar Mal ausprobieren lassen, aber weder ihr bisheriges Frauchen noch ich konnten das systematisch angehen.

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Für Nomi stand (wenn man nicht gerade in der Wallachei unterwegs war) lange die Sorge, irgendwo könnte ein anderer Hund um die Ecke kommen, draußen lange so im Vordergrund, dass sie nicht Spielen konnte, nicht Apportieren, ihre Tricks nicht zeigen – und an eine Mantrailinggruppe war nicht zu denken. Mantrailing war also natürlich nicht der erste Schritt. Ich möchte gerne an anderer Stelle mehr darüber schreiben, wie ich mit ihr gearbeitet habe und vor allem jetzt, da sie „mein“ Hund ist, arbeite.

Wir hatten zwei Wochen Ferien, nachdem Nomi zu uns gezogen ist, und ich habe mit ihr unser Startritual erarbeitet: sie trägt eine Weste zum Suchen, zum einen weil sie im Alltag Geschirr trägt, zum anderen weil ihr das Tundershirt immer hilft und ich hoffe das die Weste einen ähnlichen Effekt hat. Sie hat gelernt selbst loszugehen, die Richtung zu wählen, an der Leine zu ziehen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und sich durch kleine Probleme (Kreuzungen) zu kämpfen.

Am Donnerstag hatten wir nun unsere erste Gruppenstunde. Ich war aufgeregt, ganz anders als wenn ich mit Habca traile, oder mit Hunden die mir nicht gehörenn Wir waren auf der Buga, bei Sonnenschein, die Frankfurter Leserin weiß was das heißt: Hunde! Hundegerüche! Hunde ohne Leine! An jeder Ecke! Und natürlich eine (für Nomi) fremde Hündin und fremde Menschen in unserer Gruppe. Ich hatte Friedrich dabei, so dass ich nicht Trainerin und Teilnehmerin in Personalunion sein musste, sondern mich auf Nomi konzentrieren konnte, sie in guter Stimmung halten und zwischendurch entspannen. Erst mussten wir uns erarbeiten dass die andere Hündin ok ist, die Umwelt sicher usw. Als sie tatsächlich dran war hatte richtig starker Regen eingesetzt. Wie für andere Teilnehmer meiner Kurse war es auch für mich viel schwieriger ihr die Weste anzuziehen wenn man sich einbildet es müsste schnell gehen, alles feucht und kalt ist und man irgendwie so viel in der Hand hat.

Nomi wedelte verhalten und schaute der verschwundenen Frikadelle ihrer Versteckperson hinterher, die hinter einem Busch abgebogen war. Sie war vorfreudig, aber entspannt. Sorgfältig wie immer roch sie an dem Geruchsartikel, den ich ihr unter die Nase hielt. „Search!“

Ein paar Schritte. Kurze Pause. „Wirklich? Ich?“ Pause. Nicht nervös werden, Hundeführerin! „Ich würde hier abbiegen, aber was meinst Du? Ich meine, wenn Du lieber da willst, also wir können auch da? Oder stehen bleiben? Habca, was sagst Du? Friedrich?“ Ich atmete tief aus. Sagte ihr leise wie großartig sie ist.  Mit Storchenschritten ging sie um die Ecke. Sie konnte die Nase nicht so tief nehmen wie sie es sonst tut, wahrscheinlich um die Umwelt besser im Blick zu halten, aber ihre Ohren wippten fröhlich, ihr Schwanz wedelte weich, und sie trabte los. Führte mich zu ihrer VP. Ihrer Belohnung. Party, Weste ausziehen, wir alle ganz durchnässt, ein paar Meter ohne Leine, all die fremden Hunde in der Ferne ignorierend.

In diesem Moment ein großer, dicker Regenbogen über der Buga, in klaren, satten Farben.