In Hund im Sommer, Hundehalter, Mehrhundehaltung, Mensch-Hund-Beziehung, Philosophisches zu Hunden

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Danke all denen, die sich derzeit mit mir an Nomi erinnern, „Ihr Andenken ehren“, wie man sagt, was heute ein wenig gestelzt klingt, aber auch sehr schön, finde ich.

Danke an die, die ihre eigenen Geschichten von Trauer und Verlust mit mir teilen.

Lasst Euch nie einreden, etwas sei falsch an Eurer Trauer.

Ich glaube, dass wir in der Trauer um einen Hund viel betrauern: die gemeinsame Zeit, die vergangen ist, und nicht zurückkommt. Das Vergehen der Zeit.

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Lasst Euch nicht einreden, Eure Trauer müsste in einer bestimmten Zeit „erledigt“ sein, bestimmte Phasen durchlaufen und abhaken, oder bestimmte Ergebnisse haben.

Versteckt Euch nicht vor Eurer Trauer, sie findet uns, uns alle. Und wenn sie uns gefunden hat, bleibt manchmal nichts anderes, als still zu stehen, die Luft nicht anzuhalten, die Zeit nicht anzuhalten. Atmen, und es geschehen lassen.

Ich habe Nomi mit Hin-Gabe geliebt, ich liebe Habca mit Hingabe, und ein paar Menschen – hingegeben auch an den Schmerz, der kommen wird. Atmen. An manchen Tagen ist Atmen alles, was wir tun können, und dann ist es: viel.

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Hingabe heißt auch: nicht festhalten. Den Hund nicht, den Geliebten nicht, die Zeit nicht. Auch die Trauer nicht festhalten. Hingabe: mit offenen Händen. Sich nicht wehren. Gegen die Trauer nicht, gegen die Wut nicht, gegen die Liebe nicht, gegen das Aufkeimen der Freude nicht.

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Tage an denen man ein bisschen wie eine Pflanze lebt: nicht drängend, sich nicht mehr anstrengend, aber geschehen-lassend. Dem Licht folgen. „In die Antworten hineinleben“, wie Rilke es nennt:

   

Was mich bewegt

Man muss den Dingen

die eigene, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,

die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen –
und dann Gebären…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen
des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind,
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit …

Man muss Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages in die Antwort hinein.

“Was mich bewegt”, Rainer Maria Rilke