In Aggression, Angst

Dass „Verhalten“ mit „Ernährung“ zu tun hat, wissen wir schon aus eigener Erfahrung, aber es ist nicht nur beim Menschen so, sondern natürlich auch bei Tieren. Leider ist Ernährung ein fuchtbar schwieriges und umstrittenes Thema – unter anderem wohl, weil die Futtermittelindustrie bzw. die Nahrungsmittelindustrie sehr daran interessiert ist, dass wir bestimmte Dinge kaufen.

Können wir uns auf einen einfachen Satz einigen?

„Hunden, die unangemessen aggressives oder übermäßig ängstliches Verhalten zeigen, geht es nicht gut“.

Wir können in verschiedener Hinsicht dafür sorgen, dass es ihnen besser geht – ein Weg hierzu ist Ernährung.

Ganz grundsätzlich gesagt, gibt es im Säugetierkörper Mechanismen und Systeme, die anheizen, beschleunigen, aktivieren –  und solche, die beruhigen, herunterfahren. Zu ersteren gehört das sympathische Nervensystem, das limbische System, die Amygdala, Noradrenalin und Dopamin. Zu zweiterem die jeweiligen Gegenspieler: das parasympathische Nervensystem, der Neocortex, der Hippocampus, Serotonin. Über die Zeit betrachtet sollte ein Lebewesen im Gleichgewicht dieser Systeme und Stoffe sein. Ein Grund, sich nicht wohl zu fühlen, aggressiv, depressiv, ängstlich zu sein, kann ein Ungleichgewicht dieser Systeme sein.

Wir wissen ein bisschen was über Serotonin, es beruhigt, macht glücklich, und Serotoninmangel macht depressiv oder aggressiv. Serotonin kann man nicht (fr)essen, es muss vom Körper selbst gebildet werden. Man kann und muss aber eine wichtige Vorstufe essen und füttern, das Tryptophan. Tryptophan wird in 5-HTP umgebaut, das in Serotonin umgebaut wird. Zum Umbau wird B-Vitamin benötigt. Bei Stress (Cortisol!) funktioniert dieser Umbau nicht mehr richtig.

Die Einnahme/ Fütterung von Tryptophan oder 5-HTP und Vitamin B3 und B6 sorgt also dafür, dass dem Körper mehr Serotonin zur Verfügung steht. Tryptophan ist z.B. in Soja, Cashewkernen, Reis, Haferflocken, Kuhmilch, Hähnchenfleisch enthalten.

Einen Haken hat die Sache aber noch: wenn der Hund proteinreich ernährt wird, gelangt zu wenig Tryptophan ins Gehirn, und es wird zu wenig Serotonin daraus gebildet – obwohl das Fleisch ja eigentlich Tryptophan enthält! Frisst der Hund dagegen Kohlenhydrate, so wird bei deren Verdauung Insulin freigesetzt, das es dem Tryptophan erleichtert, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden – Tryptophan konkurriert hier nämlich mit anderen Aminosäuren, und die werden durch das Insulin, sagen wir: „weggeschickt“.

Diese Kohlenhydrate sollen nun aber nicht Mais, Soja oder Weizen sein, da diese Tyrosin enthalten, das mit Tryptophan konkurriert. Gut geeignet sind Karotten, Kartoffeln, Reis, Gerste und Hafer.

Viele Autoren empfehlen folgendes Vorgehen bei der Fütterung aggressiver, zu aufgeregter, ängstlicher Hunde: man füttert zunächst Protein in der Hauptmahlzeit, zum Beispiel über hochwertiges Fertigfutter, und nach 2-3h eine kleine Menge leicht verdaulicher Kohlenhydrate, z.B. etwas gekochten Reis oder Kartoffeln.

Man kann auch zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel mit Tryptophan kaufen, auch speziell für Hunde. Das findet Ihr über Google schnell heraus. Wenn man Tryptophan zufüttert, macht es m.E. Sinn, auch einen Vitamin B-Komplex zuzufüttern. Es gibt mehrere Präparate die beides enhalten, zum Beispiel „Canipur Relax“ oder „Vet Concept Relax„, „Serene Um Calm“ oder „Vet Vital Vicano NeuroCalm„.

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  • […] Mangel erzeugen. Eine sichtbare Reaktion können da unterschiedliche physische Auffälligkeiten wie zum Beispiel Aggressivität, Unruhe oder Abgeschlagenheit sein. In minderwertigem Futter fehlen häufig wichtige Bestandteile. […]

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