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Ich mache mit Hund-Mensch-Teams, die in Schwierigkeiten stecken, gerne erstmal „Körperarbeit“.

Körperarbeit – auf deutsch eher „Körpertherapie“ genannt, aber ich mag „-arbeit“ mehr – „bezeichnet Behandlungsmethoden zur Verbesserung von Körperhaltungen und Bewegungsabläufen“ (Wikipedia) und wird auch bei Menschen eingesetzt.

Körperarbeit: das heißt, wir machen was mit unseren Körpern. Mit dem Körper des Hundes, und dem des Menschen. Wenn man beispielsweise ein Pferd reiten möchte, so gehört es dazu, es ersteinmal zu putzen – also: sich ausführlich mit dem Körper zu beschäftigen. Dann führt man es zum Reitplatz – und niemand käme auf die Idee, sich dabei vom Pferd so durch die Gegend zerren zu lassen, wie die meisten Mensch-Hund-Teams-mit-Problemen es miteinander tun: einer zerrt den anderen. Sie gehen nicht zusammen

Wenn ich sie dann bitte, den Hund so langsam wie möglich durch ein Tellington-Labyrinth zu führen, oder über ein paar am Boden liegende Stangen, dann fragen die Menschen sich oder mich: „Was hat das mit unserem Problem zu tun?“ 

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„Das Problem“: Wenn ich darum bitte, das Problem zu beschreiben, dann werden Körper-Symptome des Hundes aufgezählt: Er bellt (wenn er nicht soll). Er springt in die Leine. Er zerrt. Er beißt. Es ist alles schlimm, wenn wir einen anderen Hund treffen. Er ist nicht kontrollierbar. 

Derzeit sagen Menschen dann oft noch Dinge über sich selbst und ihre Beziehung zum Hund, die mich an den die-Mutter-ist-alles-schuld-Diskurs der neunziger Jahre erinnern: „Ich bin nicht der Rudelführer/ ich gebe ihm keine Sicherheit/ ich bin nicht interessant genug“ usw.

In der Körperarbeit kann ich mir ohne den (vermeintlichen) Auslöser des unerwünschten Verhaltens anschauen, wie diese zwei Wesen miteinander umgehen:

  • wie reagiert der Hund auf ungewohnte Objekte?
  • wie bittet der Mensch den Hund, über etwas drüber zu steigen, an einem bestimmten Ort zu gehen, neben ihm her zu gehen?
  • (wie) orientiert sich der Hund am Menschen?
  • wie bewegt sich der Hund? Ist er angespannt/ steif, oder geschmeidig? Lehnt er sich gegen die Leine, oder geht er in seinem eigenen Gleichgewicht?
  • sind Hund und Mensch konzentriert, oder leicht ablenkbar? Lassen sie sich auf ungewohnte Bewegungen und Aufgaben ein?

Dann können wir mit Änderungen beginnen: wir ändern die Befestigung der Leine am Hund (ich bevorzuge für schwierige Hunde fast immer Zweipunktführungen), wir ändern die Körperwahrnehmung des Hundes durch Tellington®-Bandagen oder ein Thundershirt®. Der Mensch kann seine Stellung zum Hund ändern, er kann neue Zeichen lernen, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu lenken. Der Hund wird oft sehr schnell geschickter im Setzen seiner Pfoten.

Wenn wir jetzt einen Auslöser mit dazu nehmen, einen anderen Hund oder ein Fahrrad oder einen unbekannten Menschen, bitten wir den Hund um Aufmerksamkeitsteilung:  „Ja, da ist ein Hund. Achte auf deine Pfoten.“ Wir erleichtern das emotionale Umetikettieren der Situation durch ungewohnte Bewegungsabläufe. Das alte Bewegungsmuster („ein hund? – spring nach vorn gegen die Leine!“) wird nicht abgerufen. Das ist Feldenkrais: 

„Ein jeder bewegt sich, empfindet, denkt, spricht auf die ihm ganz eigene Weise, dem Bild entsprechend, das er sich im Laufe seines Lebens von sich selbst gebildet hat. Um die Art und Weise seines Tuns zu ändern, muss er das Bild von sich ändern, das er in sich trägt.“ (Moshé Feldenkrais)

Einen Körper in der Bewegung seiner Gliedmaßen zu schulen, schreibt Feldenkrais weiter, führt zu Veränderungen im Selbstbild und im Handeln dieses Wesens. 

Damit ein Hund angesichts seines Auslösers überhaupt anders handeln kann, 

  • darf das gewohnte Bewegungsmuster nicht sofort abgerufen werden
  • muss er einen Moment handlungsfähig, das heißt: in Balance auf seinen vier Pfoten, stehen
  • der Mensch seine Bewegungsmuster ändern, zum Beispiel bei Sichtung eines Hundes nicht sofort an der Leine zerren 

Schaffen wir das auf dem „Spielplatz für Bildung“ (Playground for Higher Learning), wie Linda Tellington-Jones die Körperarbeits-Stationen nennt? Schaffen wir es, einfach nebeneinander, miteinander zu stehen, auf dasselbe Hindernis zu achten, und langsam und bewusst hindurchzugehen, ohne das einer von uns an einem Strick zerren muss?

 

Zum Weiterlesen und – denken:

Lori Stevens, Walking in Balance With Your Dog (DVD) (ausführliche Rezension hier)

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