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Was ist eigentlich ein „bissiger Hund“? Habt Ihr auch dieses Bild von einem geifernden Hund mit halb verdrehten Augen der wild um sich schnappt? Das wäre ja sozusagen eine „akute Bissigkeit“, das ist nicht gemeint wenn jemand sagt „dieser Hund ist bissig“. Gemeint ist eine Potenzialität: er kann beißen. Das erinnert an die Kinder die sich um einen Hund drängen und fragen: „Beißt der?“. Eine Bekannte von mir reagierte immer mit den Worten „ne der schluckt im Ganzen“. Die Kinder haben dann komisch geguckt weil sie nicht verstanden was sie sagen wollte: Jeder Hund „beißt“ im Sinne von: „kann beißen“, kann seine Zähne benutzen. „Der beißt“ ist ungefähr so sinnvoll wie zu sagen „Vorsicht, der Hans-Hermann ist in der Lage laut zu sprechen, zu schlagen und zu treten“. Tatsächlich ist koerperlicher Ausdruck von Wut ja unter uns so tabuisiert dass wir das außerhalb des Fußballplatzes tatsächlich als Warnung verstehen würden. Wir gehen davon aus dass es eine Art innere Hemmung gibt, Artgenossen wehzutun. Diese Hemmung ist aber zumindest sehr kontextspezifisch: es scheint eher darum zu gehen dass man jemand anderes nicht „einfach so“ wehtut. Wehtun kann Kommunikation sein – Gewalt „einfach so“ ist Scheitern von Kommunikation. Beim „bissigen Hund“ ist der Versuch von Kommunikation gescheitert, wahrscheinlich über Jahre hinweg.
Aggression, Wut, Drohen und das Vorzeigen der Waffen sind Kommunikation. Ein breites Spektrum aggressiver Verhaltensweisen in vielen Abstufungen ist deshalb wichtig und toll. „Nein“ sagen können, und auch „Hey du, ich meine wirklich Nein!“ ist unheimlich wichtig. Wer das kann, und auch die Erfahrung macht darin verstanden und akzeptiert zu werden – der braucht nicht zu beißen.
Kürzlich hat ein Gasthund Nomi gefragt: „wollen wir spielen?“, und Nomi hat ihre hübschen Zaehnchen ein bisschen vorgezeigt und gesagt „Nein, keine Lust“. Ich fand das total klasse. Wer sich nur Ruhe wünscht in seiner Hundegruppe verdirbt sowas vielleicht. Dabei haben beide etwas unendlich wichtiges gelernt bzw geuebt: Kommunizieren. Bissigkeit hat nur da Platz wo keine Kommunikation möglich ist.

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Showing 2 comments
  • Diva

    Toll geschrieben. Leider gibt es immer noch genügend Hundebesitzer die diese Art der Hundekommikation falsch verstehen.
    L.G. Diva

  • Enya

    Genau deswegen, weil Hunde in den Gefühlen, die sie uns zeigen ehrlicher sind, als wir Zweibeiner, ist es so wichtig, die Ausdrücke des Hundes kennen zu lernen UND sie zu respektieren. Beides fällt vielen Zweibeinern schwer.
    LG, enya

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