In Clickertraining, Hundepsychologie, Shaping-Serie zum Mitmachen

Heute gibt es noch einen ganz kleinen theoretischen Einschub zu unserem virtuellen Shaping-Kurs. Ich lade Euch ein, ihn mit zu denken, weil man dann genauer versteht was wir hier eigentlich tun.

Ich hatte ja anfangs einen Grundsatz des (psychologischen) Behaviorismus genannt: Verhalten, das angenehme Auswirkungen hat, wird öfters auftreten, und Verhalten das unangenehme Auswirkungen hat, wird seltener auftreten.

Soweit kennen wir das von uns selbst. Wenn wir feststellen, dass es verdammt weh tut, auf die heiße Herdplatte zu fassen, werden wir das eher nicht nochmal machen. Wenn wir feststellen, dass ein abendliches heißes Lavendelbad uns angenehm entspannt, werden wir am nächsten Abend Lust haben, dass nochmal zu tun.

Es gibt mehrere Gründe, im Tiertraining eher mit angenehmen Auswirkungen zu arbeiten als mit unangenehmen oder gar schmerzhaften. Für heute soll es reichen, wenn wir uns darauf einigen, dass wir einfach keine Lust haben, die Pfoten unseres geliebten Hundes auf die heiße Herdplatte zu drücken, wenn es denn auch anders geht. (Aber für die, denen dieser Grund zu gefühlig ist, gibt es auch noch andere Gründe.)

Zusammengenommen heißt das nun: Wir wollen, wenn unser Hund seine Vorderpfoten auf den umgedrehten Eimer/ den Kasten stellt, die Welt so manipulieren, dass sich dieses Verhalten für den Hund lohnt, und er also geneigt ist, es wieder auszuführen.

Wieso formuliere ich das so kompliziert? Weil das mit den „Folgen von Verhalten“ so eine Sache ist. Wisst Ihr noch, wie Ihr Eurem Hund „Sitz“ beigebracht habt? Wahrscheinlich habt Ihr ihm irgendwie verklickert, dass, wenn er seinen Popo auf den Boden absenkt, das zur Folge hat, dass er ein Leckerli kriegt. Streng genommen ist es ja ein bisschen komplizierter, weil das Leckerli nicht die Folge vom Sitzen ist. Es ist vielmehr unsere Aufgabe als Trainer, dem Hund Lernen zu ermöglichen, indem wir ihm Konsequenzen seines Verhaltens präsentieren. Dazu müssen wir vor allem schnell und verlässlich sein. Nur dann ist das Hundegehirn nämlich in der Lage, das was wir tun (z.B. Leckerli rüberreichen) als Folge des Hundeverhaltens zu verstehen.

Wir sind es also, die dafür sorgen müssen, dass etwas angenehmes geschieht, wenn der Hund seine Vorderpfoten auf den Eimer stellt. Das heisst, klar, wir freuen uns, strahlen Freude und Zustimmung aus, und sorgen dafür, dass ein köstliches Leckerli möglichst rasch in der Hundeschnauze landet. Wir sorgen auch dafür, dass mögliche unangenehme Konsequenzen des Verhaltens Pfoten-auf-Eimer ausbleiben. Zum Beispiel sollte der Eimer nicht wegrutschen, gerade bei sensiblen Hunden kein unangenehmes Geräusch machen, er sollte eine bequeme Höhe haben, usw. Wir gestalten die Erfahrungswelt unseres Hundes. Wir müssen dafür sorgen, dass der Hund sich denkt: „Mensch, seine Pfoten auf diesen Eimer zu stellen ist eine ziemlich tolle Sache. Das mach ich jetzt öfter mal, das lohnt sich richtig.“

„Auf dem Hocker stehen ist eine tolle Sache. Frauchen freut sich und greift in die Leckerchentasche. Das mach ich jetzt öfter!“

Wo ist jetzt noch der Haken? Hat es schon einer gemerkt?

Der „Haken“ ist: Um für diese Erfahrung des Hundes zu sorgen, müssen wir ihn zumindest ein mal dazu bringen, seine Pfoten also auf diesen Eimer zu stellen! Oder, allgemeiner: Wenn man mit positiver Verstärkung (so heisst das ganze nämlich) arbeiten will, muss das Verhalten, dass man bestärken will, überhaupt erst einmal da sein! Ich kann den Hund nur für etwas belohnen, dass er getan hat.

Und wie „bekomme“ ich nun das gewünschte Verhalten die ersten Male (in denen der Hund noch nicht weiß, dass sich dieses Verhalten lohnt)?

Es gibt vier Möglichkeiten, Verhalten zu bekommen: Wir können Verhalten „einfangen“, wir können es „formen“ (=shapen), wir können locken, und wir können es (sanft) erzwingen.

Mit diesen vier Möglichkeiten beschäftigen wir uns an den kommenden Tagen. Nächste Woche lernen wir noch ein Mittelding zwischen Formen und Locken kennen, das sehr nützlich sein kann, das Targettraining. Und dann endlich beginnen wir auch darüber nachzudenken, wie wir den Hund nun noch dazu bringen, mit den Hinterbeinen im Kreis um den Hocker herumzulaufen.

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