„Habca?“
Sie schaut mich aufmerksam an, ihre Ohren zu mir gedreht, und ich muss daran denken, wie schwierig ich es früher fand, ihre Ohrbewegungen unter dem Fell zu erkennen, und wie selbstverständlich es mir jetzt ist. Ihre großen dunklen Augen betrachten mich unter ihrem Zopf, und alles an ihr fragt: „Ja? Was gibt’s?“
Ich fühle die Verbundenheit zwischen uns, das Fragen und Antworten, ein klares , andauerndes Miteinander-im-Gespräch sein. Ich denke daran, was ich alles von ihr gelernt habe, und was ich gerade versuche zu lernen: Dass es zum Beispiel okay ist, wenn mein Hund nicht jeden mag, sich nicht von jedem anfassen lässt, und sich auch kein bisschen darum schert, ob die anderen ihn mögen. Sensibilität von Überempfindlichkeit zu unterscheiden, und Mut von Angst – so einfach das klingt. Ich lerne noch, ihre Eigenheit zu verstehen und zu respektieren, ihre eigene Art von Fröhlichkeit und Ausgelassenheit, die ganz anders aussieht als die eines Retrievers oder eines Pudels oder eines Briards. Ich lerne noch, schneller und klarer zu antworten, wenn sie mich fragt „Ist das okay? Soll ich das tun?“ – und sie fragt eigentlich immer. Ich lerne noch, den Hütehund in ihr zu verstehen, der sie erst essen lässt, wenn abends alle da sind – und den Wachhund, den habe ich erst letzte Woche verstanden.
Ich denke auch daran, was sie noch lernen soll, und was größtenteils eher mit sowas wie Gymnastik zu tun hat: Platz aus dem Laufen zum Beispiel, Abstand beim Agility, ein schönes Ausgeben beim Apportieren.
Ich denke, dass ich gerne wieder regelmäßig mit den Dixies Mantrailing trainieren würde, und mit der Steffi und ihrer Bande so dies und das. Und dass ich gerne mal mit Habca alleine und sehr viel Zeit einen Agilityplatz entdecken würde. Dass wir vielleicht irgendwann, wenn sie noch etwas älter ist, beide nocheinmal überlegen, wie wir mit Stress umgehen. Ob das unbedingt sein muss, dass wir beide Magenschmerzen kriegen, und ob ich es irgendwann schaffen kann, mich vor meinen Hund zu stellen und zu sagen: Doch, sie ist klasse so, wie sie ist, und ich glaube nicht, dass Sie das nach eineinhalb Stunden besser beurteilen können als ich nach drei Jahren, in denen ich jeden Tag über sie nachgedacht habe, sie jeden Tag in verschiedenen Situationen beobachtet habe, und in denen ich jeden Tag in Hundebüchern und Hundezeitschriften gelesen habe. Und ich denke, dass es auch okay ist, zuzugeben, dass ich das jetzt im Moment noch nicht kann.
„Was ist denn nu?“, fragt Habca, deren schwerer Kopf wieder aufs Sofa gesunken ist, während sie mich unverwandt anschaut.
„Nichts eigentlich. Ich wollte Dir nur sagen, dass wir Samstagsvormittags jetzt wieder frei haben, und dass wir uns Dinge vornehmen können, wenn Du willst.“
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Bravo !
Es gibt soviel Menschen und soviel Hunde und soviel Hundetrainer….und alle haben irgendwie verschiedene Auffassungen vom Leben. Und manchmal passt es eben einfach nicht zur eigenen ! Und wenn man das erkannt hat, ist es auch gut die Konsequenzen zu ziehen. Das hat überhaupt nichts mit „zu blöd“, „unfähig“ oder sonst was zu tun – schließlich wissen Hundetrainer auch nicht immer alles !! (Was man schon daran erkennt, dass es inzwischen soundso viel verschiedene Erziehungsrichtlinien gibt, die von ihren „Erfindern“ als das einzig seelig machende angepriesen werden…)
Auf Samstagmorgende mit Zeitunglesen, Tee und Croisants !!
LG Annette
Das hast Du aber schön geschrieben :-) Irgendetwas erzwingen zu wollen, ist doch sowieso Unfug; ich find`s gut, dass Du so zu Deinem Charakterköpfchen und ihren Eigenheiten stehst – die sie ja gerade erst zu der einzigeartigen Hundepersönlichkeit machen, die sie nun mal ist.
Soll ich dir mal was sagen? Ich freu mich tierisch auf den April und ich hoffe, wie sehen uns.
Du hast das wieder so toll geschrieben, dass ich einen Kloß im Hals habe. Und dann dag ich mir: Was willst du, du blöde Kuh? Du hast einen genau so tollen Hund. Aber nach 3 Monaten merkt das noch keiner. Nicht mal du selbst. Aber mein Bauch weiß, dass ich einen genau so tollen Hund habe. ;)
LG
BamBams Frauchen
Glückwunsch zur Entscheidung!
Bist du sicher, dass Habca kein (Bonsai) Briard ist?
LG
BB
Toll geschrieben wirklich toll!!!!
Gestern wollte ich auch anfangen, genau DARÜBER zu philosophieren, aber mir sind so tolle Worte nicht eingefallen, und so habe ich das gelassen.
Und danke für die regelmäßigen Kommentare auf meinem Blog!
Seh’n wir uns mal? Marie liebt Puschel ;-)
GLG
Ann-Kathrin + Terrorier Marie + Opi Nicki
Frauchen, Annettes Idee finde ich gut! Croissantsessen jeden Samstag und mit der Pfote nach der Zeitung schlagen die Du gerade liest!
Habca
Hurra! Na wer sagst’s denn – langsam färben ein paar Habca-Charakterzüge auf Miriam ab :-)
Freuen uns schon auf Mantrailing
@Bambamfrauchen: Aber natürlich merken wir das! Ich merk das. Ich lese das in Euren Geschichten. Und natürlich sehen wir uns im April.
Miriam
na super !
lasst euch ja nicht von sogenannten hundetrainern sagen was und wer ihr seit oder werden müsst.
ihr beide seit toll so wie ihr seit!!!!
genau das ist doch das spannende am leben, dass nicht alle gleich sind !!
weiter so………
wir mögen euch so wie ihr seit !!!!!
LG silvie und indi
Das hat mir sehr gut gefallen.
Jemand hat mal gesagt man muß mit dem Herzen sehen.
Jeder Hund ist eine einzigartige Persönlichkeit und die gibt es zu entdecken.