Ganz Berlin stöhnte gestern unter brütender Hitze. Ganz Berlin? Nein, ein kleines Rudel aus den Nordlagen der Stadt, bestehend aus einem Diplompolitologen, einer Fast-Philosophie-Magistra und einem kleinen unerfahrenen Tibetterrier machte sich auf, ihrem jüngsten Rudelmitglied das Meer zu zeigen.
„Das Meer“, sagten sie, „ist wie ein ganz großer See.“
„Wie der Schlachtensee?“, fragte der Hund.
„Nein, viiiel größer!“
Aus dem Fußraum des gutgekühlten Mietautos kam keine Antwort.
„Und Sand gibt es da“, sagte die Fast-Philosophie-Magistra, „ganz viel Sand.“
„Wie der große Sandkasten vorne im Park?“
„Viiiel mehr Sand, Habca.“
„Wie das Beachvolleyballfeld im Park?“
„Nein, noch viel mehr Sand.“
Das Beachvolleyballfeld im Park ist groß. Man kann sich dort wunderbar jagen. Wie sollte ein noch viel größerer Sandkasten an einem noch viel größeren See bloß aussehen, fragte sich der Hund und schlief noch eine Stunde auf den Füßen der Fast-Philosophie-Magistra.
Als das Auto anhielt, war Habca sehr aufgeregt, viel zu aufgeregt um zu pinkeln, was das Ziel des Haltes gewesen war. Sie traf einen Dalmatiner, einen Westie und einen Retriever, aber auf ihre Fragen nach dem Meer antworteten die nicht. Es war jetzt doch sehr heiß, und Zeit zu frühstücken, und dann wollte das Hündchen rasch zurück ins kalte Auto. „Fahren wir weiter“, sagte sie, „hier ist das Meer noch nicht.“
Als das Auto das nächste Mal hielt – eine seltsame Art zu reisen, man sitzt ewig herum und tut nichts und wartet das es wieder anhält – roch die Luft anders und schmeckte salzig. Es war angenehm kühl und leer, als sie den Sand erreichten, und als Habca den Sand unter den Füßen spürte, rannte sie und rannte. Sie jagte Bälle und knabberte Pansenstangen und wälzte sich und grunzte vor Freude.
Nur dass die Wellen einen immer so anspringen und verfolgen, das fand das junge Hündchen doch etwas unheimlich.
Schon beim Abendessen in einem Restaurant direkt am Meer schlief sie selig ein, und schlief die zweieinhalb Stunden Rückfahrt weiter und ließ sich im Halbschlaf die Füsschen abspülen und taperte ins Bett und lächelte ein bisschen.
ein tag am meer (die fantastischen vier)
jetzt bist du da ein stück deiner zukunft dabei
es ist schon lange klar du fühlst dich frei
wenn die zukunft zur gegenwart wird hast dus getan
das warten war es wirklich dein plan
dann verschwindet die zeit darauf du in ihr
wolken schlagen salti du bist nicht mehr bei dir
[…]
doch jetzt ist alles anders denn wir sind mittendrin
es dreht sich nur um uns und es ist nichts wie bisher
und das macht uns zu brüdern mit dem tag am meer
du spürst das gras hier und da bewegt sich was
es macht dir spass nein es ist nicht nur das
denn nach dem öffnen aller türen steht am ende der trick
des endes der suche durch das finden im augenblick
du atmest ein du atmest aus
dieser körper ist dein haus und darin kennst du dich aus
du lebst – du bist am leben – und das wird dir bewusst
ohne nachzudenken nur aufgrund der eignen lebenslust
das gefühl das du fühlst sagt dir es ist soweit
und es ändern sich zustand der raum und die zeit
der verstand kehrt zurück doch du setzt ihn nicht ein
jeder schritt neues land wird es immer so sein
du spürst die lebensenergie die durch dich durchfliesst
das leben wie noch nie in harmonie und geniesst
es gibt nichts zu verbessern nichts was noch besser war
ausser dir im jetzt und hier und dem tag am meer
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Habca:
Buster always says, Wasser ist magisch! (Stated in a canine Gaelic…)
He wonders if the North Sea feels the same as Long Island Sound. The sand looks wonderful!
Persephone
Schöne Geschichte. *lach* Ach ja, ich möchte auch mal mit meinem Grauling ans Meer. Er würde sich auch vor den wellen fürchten und ich denke er würde bellen und bellen und bellen und nicht mehr aufhören wollen zu bellen. :))