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Hunde sind von „Natur“ aus, „von Haus aus“, sehr daran interessiert, Bindungen einzugehen. Wenn in ihrer Welpenzeit nicht extrem viel schief gelaufen ist, wollen sie gern eine Bindung zu Angehörigen einer anderen Art eingehen: zu Menschen!

Unglaublich, eigentlich. Wenn man mal so darüber nachdenkt. Was für ein Geschenk, was für eine Chance!

Trotzdem sind viele Hundehalter mit ihrer Bindung zu ihrem Hund nicht so recht zufrieden. Ein Grund dafür scheint mir zu sein, dass es gerade in Mode ist, die Ursache für ganz viele Probleme, die ein Hund so haben kann, in der Bindung zu suchen. So á la „er geht schlecht an der Leine? dann muss unsere Bindung schlecht sein!“, oder „unser Jagdhund geht jagen, bestimmt mag er uns nicht“. Ok, das ist etwas überzeichnet, aber ihr wisst, was ich meine.

Manchmal sagen Kunden sogar zu mir „ich glaube, mein Hund findet mich langweilig“, oder „ich glaube, mein Hund mag mich nicht“.

Ich glaube, dass man da ein paar Dinge auseinanderhalten sollte:

– um in unserer komischen Alltagswelt hier und jetzt zurecht zu kommen, muss ein Hund ganz schön viel lernen. Das sollte man ihm über modernes, tiergerechtes, gewaltfreies Training beibringen. Es liegt in der Verantwortung des Hundehalters gegenüber seinem Hund wie auch gegenüber der menschlichen Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass das ohne größeren Schaden klappt.

– und: ein Mensch mit einer bestimmten emotionalen Bedürfnislage entscheidet sich, einen Hund „besitzen“ zu wollen, und sucht sich im Internet, bei Züchtern oder Tierheimen oder Händlern, einen aus. Dieser Hund muss dann zu ihm ziehen, und soll ihn gefälligst „lieb haben“, ihm „gehorchen“, ihm vertrauen, ihn auf der Straße möglichst nicht blamieren.

Natürlich hat beides miteiannder zu tun! Aber ich finde es unfair, schlecht (veraltet, ungeschickt, uninformiert) zu trainieren, und dann (als Trainer) zu sagen: „du musst dich interessant machen!“ Ihr kennt diesen Satz, oder? „Mach dich mal interessant!“ Ganz ehrlich? Ich finde das total bescheuert. Die armen Besitzer fangen dann im besten Fall an, zu quietschen, und jeder halbwegs vernünftige Hund schaut sie an, als… naja, als würden sie auf der Wiese stehen und quietschen!

Wenn Quietschen nicht geht, muss das Tier hungern und kriegt Fressen nur aus der Hand und/ oder nur gegen Leistung, und das soll irgendwie dazu führen, den Menschen „interessant“ zu finden.

Menschen, die mir ihre Sorge mitteilen, ihr Hund könne sie uninteressant finden (und deshalb nicht tun, was sie möchten, oder tun, was sie nicht möchten), konfrontiere ich gern mit einer Gegenfrage: „Finden Sie sich denn interessant? Würden Sie an Stelle Ihres Hundes wohl gerne mit Ihnen zusammen sein? Warum sollte Ihr Hund Sie denn interessant finden?“

Tiefsinnige Gedanken zählen hier ebenso wenig wie, dass ich doch immerhin die Hundesteuer zahle und das Futter kaufe. Auch mit äußerlicher Attraktivität lässt sich nicht punkten. Was zählt dann? Aus Hundesicht? Was kann ich (m)einem Hund denn bieten?

Nach einigen Jahren Erfahrung mit ganz vielen ganz verschiedenen Hunden kann ich heute vor einen fremden Hund treten und sagen: „Hey du, es lohnt sich, mit mir zusammen zu sein, ich habe dir was zu bieten“:

– ich sorge, wenn es darauf ankommt, für deinen Schutz: auf mich kannst du dich verlassen

– mit mir kann man so richtig Spaß haben  (wir wissen heute, dass auch Wolfseltern regelmäßig ausgelassen mit ihrem Rudel herumtoben und spielen)

– ich mag dich, und kann dir das auch zeigen!

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„Ich mag dich!“

 

– ich habe gute Ideen, kenne lustige Spiele, finde interessante Objekte und zeige sie dir, organisiere uns neue Objekte, die wir untersuchen können, und interesse mich auch für das, was du entdeckst oder vorschlägst.

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– ich weiß, wo wir andere Hunde treffen können, und wo wir Ruhe vor ihnen haben können

– ich habe oft was besonderes für dich zu essen dabei. Und wenn ich was leckeres esse, gebe ich dir oft ein Stücken zum Probieren ab.

 

– ich kenne viele interessante Orte und Spazierwege, und zeige sie dir

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– mit mir kann man Abenteuer erleben – und bestehen

 

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– ich habe und zeige Gefühle, aber ich bin im Großen und Ganzen einschätzbar für dich, ehrlich zu dir, und verliere weder blind die Kontrolle und die Nerven, noch umsäusle ich dich mit emotionalem Einheits-Brei. Du weißt bei mir, woran du bist. Ich weiß, wie man Zuneigung zeigt, und ich weiß, wie man eine Handlung kritisiert, ohne den Hund herabzuwürdigen, oder die Beziehung in Frage zu stellen

– ich kenne mich mit sozialen Situationen zwischen Hunden und Menschen aus, und kann dir helfen, wenn du Hilfe brauchst

– ich gängle dich nicht, mache kein „Micromanagment“, kann dir Freiheit lassen, bin kein „Helikopter-Frauchen“, dränge dich nicht ständig ab an der Tür, nur weil ich das mal im Fernsehen gesehen habe, und diskutiere nicht den ganzen Tag über „Rang“fragen. Ich bin nicht kleinkariert, was so genannte „ranganmaßende“ oder „dominante“ Verhaltensweisen angeht, sondern gerne ein souveräner, freundlicher Anführer

– ich verbringe Zeit mit dir, bin nicht den ganzen Tag abwesend

– ich weiß, wo wir bei Hitze Abkühlung finden, und Wärme in der Kälte, ich organisiere uns Futter und Wasser und einen Platz zum Ausruhen

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„Ich kenne da eine Pfütze… wartet, ich zeig sie Euch!“

 

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– ich kann mit meinen Händen Verspannungen lösen, Holzsplitter aus den Zähnen ziehen, Steinchen aus den Pfoten und Äste aus dem Fell, ich kann Streicheln, Massieren, Bürsten, Kraulen

 

Wer so viel zu bieten hat, muss sich eigentlich nicht „interessant machen“, finde ich. Er braucht bloß ein bisschen Zeit, dem Hund zu zeigen: „schau, das alles habe ich zu bieten, willst du mit mir zusammen sein und mein Hund sein?“