In Aggression, Angst, Hund im Stress, Hundebegegnung, Hundeerziehung, Hundehalter, Hundepsychologie, Mensch-Hund-Beziehung, Philosophisches zu Hunden

hundephilosophin1704

Ich bin ein bisschen später aufgewacht als sonst. Das heißt, ich habe weniger Zeit als sonst. Als ich im Schlafanzug Kaffee in die Kaffeemaschine fülle, klingelt es. Die Hunde legen natürlich gleich los. Ich sehe aus dem Fenster den Briefträger vor der Tür stehen, mit dem ich neulich an der Tür so zusammengestoßen bin. Ich habe mich tierisch erschreckt, und er hat auf die Hunde geschimpft. Überhaupt guckt der immer furchtbar schlecht gelaunt. Ich beschließe, nicht aufzumachen – ich könnte ja auch in der Dusche sein! Ich muss ja nicht aufmachen! Und gleich schäme ich mich dafür, hier zu stehen und so zu tun, als wäre ich nicht da. 

Bevor ich losfahre, muss ich noch schnell Emails lesen, ob mit dem Kurs heute nachmittag alles klappt. Eine Kundin hat sich im Ton vergriffen, ich ärgere mich, überlege, wieso es mir nah geht. Jetzt muss ich andere Kursteilnehmer verschieben. Als ich endlich loskomme, ist es spät. Vor mir fährt der Bus. Obwohl er knapp unterm Tempolimit fährt, halte ich Abstand. Jetzt zu drängeln bringt ja nichts, und überholen kann ich auf der kurvenreichen Strecke hier eh nicht. Hinter mir klebt einer an meiner Stoßstange. Setzt zum Überholen an. Der wird doch nicht! Will der zwischen mich und den Bus? Da ist kein Platz! Die nächste Kurve kommt. Ich hätte Lust zu beschleunigen, aber ich bremse ab und lasse ihn vor. Das ist viel zu eng! Zu nah! Wenn der Bus jetzt bremst, knallen wir alle ineinander! Ey, das war keine Lücke, das war mein Sicherheitsabstand! Zum dritten Mal betätige ich die Lichthupe. Ist aber nicht befriedigend, ich sehe es kaum, und der reagiert auch nicht. Jetzt setzt er an zu überholen – aber die nächste Kurve kommt, er lässt sich wieder zurück fallen. Siehst du, wußte ich doch! Hier kann man nicht überholen! So ein Blödmann!

 

Wir gehen später los als sonst. Wir fahren zu der Streuobstwiese, oh, die mag ich! Hier waren wir lange nicht! Mama steigt zuerst aus, sie sagt, ich soll noch warten. Na gut. Lieber würde ich gleich los, und im Auto ist auch warm… aber ok. Mama steht neben dem Auto. Also irgendwie ist die komisch heute. So angespannt! Endlich kann ich auch aussteigen. Am liebsten würde ich gleich eine Runde rennen, im weichen Gras, die Frühlingsluft in meine Lungen pumpen, schauen, was hier los ist… Aber Mama bittet mich, ganz dicht neben ihr zu gehen. Na gut. Ok. Oh, da hinten ist ja Miriam! Cool! Wenn wir die treffen, wird es immer lustig! Darf ich… nein? Na gut. Mama ist aber echt angespannt heute! Miriam hat Habca und Rike dabei. Die Kleine steckt mir eine Nachricht zu, da stehen echt heiße Sachen drauf. Ich krieg rote Ohren und muss mit den Zähnen klappern. Aber eigentlich ist sie mir ein bisschen klein, und, ich weiß auch nicht, es gibt wichtigere Sachen als Frauen… gut, früher habe ich das vielleicht mal anders gesehen… wie auch immer. Endlich kann ich laufen, meine Muskeln spüren.. Haha! Und was ist das? Ein fauler Apfel aus dem letzten Jahr! Wie das duftet! Mmh, der ist herrlich gealtert, ein ganz besonderes Arome. Was für ein Glück wir haben! Was für ein schöner Frühlingstag! Mama rennt nicht mit. Sie geht lieber langsam, aber das ist ok. Ich schaue zwischendurch nach ihr, dann freut sie sich. Oh! Mein! Gott! Ist das… Fuchskacke? Oh, das riecht so gut… nach Kindheit und Männlichkeit und Glück und Freiheit… Ich werde mir etwas hinter die Ohren tupfen… Schade, genau jetzt ruft Mama, sie hätte Leberwurst für mich dabei. Ich muss los. Hoffentlich gibt es das Parfum später noch! Oh, da hinten kommen Fremde. Rike rennt denen entgegen und ruft Schimpfworte. Was soll das denn? Ist die auch schlecht drauf? Puh, Mama stinkt jetzt ganz schön nach Stress. Soll ich was machen? Ich geh erst mal gucken, wer das ist. Mich vorstellen. Ach, der ist doch eigentlich ganz nett. Aber Moment, he, was soll das? Der geht mir einfach an die Eier! Der begrapscht mich! Hallo, kann mir hier mal einer helfen? Gott sei dank, Mama ruft. Schnell hin. Oh nein, der kommt mit! Besteigt der mich jetzt gleich? So wie… damals? Was ist hier los? Der steckt mir seine Nase zwischen die Beine! Ich will das nicht! Mama steht die ganze Zeit im Weg. Die regt sich auch auf… soll ich uns verteidigen? Soll ich nicht, oder? Oder doch?

 

Und Euer Vormittag so?              

Könnt ihr die Begriffe

  • Stress
  • Frustration
  • Individualdistanz
  • Aggression

in den beiden obigen Geschichten unterbringen?

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