In Aggression, Hund im Stress, Hund in Mainz, Hundebegegnung, Hundeerziehung, Hundehalter

Nachdem ich den ersten Schock, was diese Istallesnnichtsoschlimm, miristnurirgendwieschlecht-Reaktion wohl war, überwunden hatte, bin ich in die nächste Apotheke gegangen, habe die Wunde desinfiziert und verpflastert und die Apothekerin sagte, ich solle zum Arzt gehen. Ich war unsicher, immerhin blutete es kaum. „Aber man sieht das Zähnchen“, sagte die Apothekerin. Habca, die draussen im Regen warten sollte, kam mit hängendem Schwanz hereingeschlichen um nach mir zu sehen und die Apothekerinnen sagten: „Die darf ruhig mit reinkommen.“

Ich habe dann eine liebe Freundin um Rat gefragt von der ich wusste, dass sie sich mit medizinische Fragen auskennt und trotzdem vernünftig geblieben ist ;-) und die sagte: „Mit jedem Hundebiss zum Arzt. Übrigens auch mit Menschenbissen.“ Ich hoffe, ich darf das hier so an die Welt weitergeben.

Natürlich war Mittwochnachmittag und alle Ärzte zu. Ich fand mich also bei einem Ärztlichen Bereitschaftsdienst im Krankenhaus wieder, blätterte in alten Zeitschriften, kam endlich dran, und der Arzt fragte: „Was haben Sie denn da im Gesicht?“

Ähm, ja. Ist es sehr bösartig wenn ich sage: So sind Ärzte – meiner Erfahrung nach? Ich war also ein bisschen rot, vor Aufregung, vor Wärme, und er sagte: „Das könnte eine gefährliche Hautkrankheit sein!“

Aber trotz dieses suboptimalen Gesprächseinstiegs stürzte er sich dann begeistert auf meine Wunde, es begann eine generalstabsmäßig geplante Desinfektionsorgie und mit viel Aufwand und vielen Geschichten bekam ich einen Verband, der die Leute im überfüllten Kopierladen Abstand halten lässt: Oh, ihre Hand! Und was ein „Gegenbiss“ ist weiß ich jetzt auch, und dass es völlig angemessen ist, auch bei einer kleinen Wunde ein Schmerzmittel zu nehmen.

Und dann sagte er: „Ich sehe, Sie haben Sinn dafür“, schritt zu seiner Jacke, holte sein Handy heraus und zeigte mir Fotos seiner Hündin, ein Labrador-Windhund-Mix, die „auch nicht ganz ohne“ ist und wunderschön. Da fühlte ich mich doch gleich besser!

Und deshalb habe ich mir auf dem Heimweg nochmal Gedanken über die Situation gemacht. Ich habe mich über zwei Sachen geärgert: Mich selbst fand ich nicht geistesgegenwärtig genug: Zum Beispiel hatte ich überhaupt nicht präsent, dass der andere Hund die ganze Zeit die Schleppleine noch dran hatte. Die andere Frau hat gar nichts gemacht, aber ich hätte versuchen können, ihn damit festzuhalten und Habca z.B. wegzuschicken. Andererseits hätte er mich dann vielleicht trotzdem gebissen.

Und zweitens: Wieso war ich eigentlich so nett zu der Frau? Wieso habe ich ihr nicht wenigstens gesagt, dass sie sich mal einen Hundetrainer suchen soll? Einen Beißkorb benutzen, ihn an der Leine lassen? Dass sie so doch nicht rumlaufen kann? Und dann auch noch als Entschuldigung sagen: Der ist halt aus dem Tierheim. Ich finde, das geht gar nicht. Und: Ab jetzt werde ich mir immer den Namen und eine Telefonnummer geben lassen, auch wenn die Verletzung erstmal nicht schlimm aussieht.

 

Showing 7 comments
  • Emil

    Ja, mich hat es auch gewundert, dass Du so nett geblieben bist. Mir wäre das garantiert nicht passiert. ;-)
    LG BB

  • Dixie

    Ich weiß dass so ein Hundebiss, egal wie klein, ganz schön schmerzen kann. Schmerzmittel sind dann schon angebracht ;-) Was aber völlig überflüssig ist sind die Selbstvorwürfe, gell?! Zum Einen hast du instinktiv reagiert um Habca zu beschützen (hätte ich genauso gemacht, deshalb fand ich meinen Lacher auch einigermaßen berechtigt). Und dass du dann nicht multitasking-fähig warst ist doch völlig normal. Wir hatten auch am Sonntag, im Schwarzwald eine ähnliche Situation (erzähl ich dir bei Gelegenheit) da konnte ich nur den Gozilla machen damit’s a Ruh gibt ;-)
    „Den anderen Hund festzuhalten und Habca wegzuschicken“ – Habca hätte dir das übel genommen (glaub ich).
    „Wieso war ich eigentlich so nett zu der Frau?“ fragst Du. Weil Du so bist und das mag ich an dir :-)
    Und zu guter Letzt: sehe es einfach positiv – du hast dazu gelernt *flöt*

    vernünftige Grüße,
    Frau Chen

  • Banjo's Frauchen

    Ich denke auch, man muss sich nicht immer gleich zoffen. Ein ruhiges Gespräch anschließend kann eher bewirken, dass der Halter beim nächsten Mal vorsichtiger handelt. Und wenn er das nur bei mir und meinem eigenen Hund tut, haben doch zumindest wir bei der nächsten Begegnung eine Chance, ohne Keilerei an dem fremden Paar vorbeizukommen. Wenn andere meinen, sich ankeifen zu müssen und die Fronten zu verhärten – bitte schön, deren Problem. Ich möchte nach Möglichkeit auch Leuten mit Problemhunden begegnen können, ohne dass es gefährlich wird. Und dass viele Leute die falschen Hunde haben, oder nicht wissen, wie sie mit dem eigenen Hund umgehen müssen, ist leider eine Tatsache, mit der wir leben müssen. Wir können diese Menschen nicht ändern. Aber wir können mit unserem eigenen Verhalten vielleicht bewirken, dass diese Leute ihr Handeln mal in Frage stellen.

    Aber Adresse geben lassen, für den Fall, dass man die Versicherung doch noch in Anspruch nehmen muss – das kann man auch in ruhigem Ton machen.

    Also finde ich deine Reaktion auch in diesem Fall gar nicht so falsch.

    LG
    Banjo’s Frauchen

  • Hoshi

    Mein Frauchen wäre auch nicht nett geblieben :-)
    Dumme Leute kann man eh nicht ändern, weder mit Nettsein noch mit Ankeifen.
    Und dann halt das, was einem selber besser gefällt :-)

    Wüffchen
    Hoshi

  • Wurschti-Herrchen

    Boah, was alles passiert, wenn man eine Woche nicht da ist.
    Also: Die Selbstvorwürfe sind total doof. Situationen vorher zu durchdenken ist ja prima, aber der Instinkt macht einem dann doch einen Strich durch die Rechnung. Den anderen Hund an der Leine zu packen hätte von Habca auch als „jetzt machen wir den gemeinsam fertig“ interpretiert werden können…
    Hundebesitzer reden manchmal Quatsch. Kenne ich ja auch von mir. :-) Andere können das auch gut. Nachdem mir ein Hund in meinen Fotorucksack gepisst hat, sagte die Besitzerin, dass ich totales Glück hätte, weil ich ja Hunde mag. Wir waren alle so perplex, dass das Schimpfwortrückhaltebecken dicht hielt. Immerhin gab’s ein brauchbares Foto und der Rucksack war nach einer Wäsche wieder einsatzfähig.
    Mach dir keine Vorwürfe. Es wäre an der anderen Frau gewesen, die Situation zu entschärfen.

    Viele Grüße

    Jörg

  • Emil

    „Schimpfwortrückhaltebecken“
    Das sollte man sich doch gelegentlich mal anschaffen. :-)
    LG BB

  • Anouks Frauchen

    Danke für den tollen Award :-)

    Ist der Finger wieder in Ordnung?

    besorgte Grüße, Noukis Frauchen

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