In Aggression, Angst, Antijagdtraining/ Jagdersatztraining, Hund im Stress, Hundeerziehung, Hundepsychologie, Hundetraining, Mehrhundehaltung, Mensch-Hund-Beziehung, Philosophisches zu Hunden, Tierarzt, Tod des Hundes

Wir haben vor ein paar Wochen einen dieser albernen die-Welt-geht-in-drei-Wochen-unter-Filme im Fernsehen gesehen. Als erstes bricht ja immer die Moral zusammen. Dann fragen sich die Protagonisten, was sie noch erledigen möchten. Die Frau wollte in diesem Fall bei ihren Eltern sein, der Mann seine Jugendliebe aufspüren und ihr sagen, dass sie doch die richtige war. Sie machen sich zusammen auf die Reise. Andere haben sich Auftragsmörder für einen schnellen Tod bestellt, oder mal so richtig randaliert.

An diesen Film musste ich denken, als wir Nomis schreckliche Diagnose bekommen hatten.

Wenn sie nur noch drei Tage hatte, was sollten wir dann in diesen drei Tagen tun?

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Verreisen? Gab es einen Ort, den sie (nochmal) sehen wollte? Gab es Menschen, die sie nochmal sehen wollte? Vielleicht auch aus ihrem Leben bevor sie zu mir zog? Gab es etwas, das sie noch erleben sollte? Eine Art Bucket List für Hunde?

Tatsächlich bin ich nicht die Erste, die sich diese Gedanken macht: Lauren Fern Watt hat mit ihrem Hund nach der Krebsdiagnose eine Bucket-List-Reise á la „Das Beste kommt zum Schluss“ gemacht: „I took my dog on a bucket list adventure

Nomi ist nicht so der Abenteurer-Typ, wurde uns schnell klar. Was ist ihr wirklich wichtig, was findet sie richtig toll? Fressen. Also drei Tage Lieblingskost. Hühnchen? Nudeln? Oder eher in die ekligere Richtung?

Ich sah zuerst ganz viele Negativ-Punkte auf Nomis Liste: Nicht zum Tierarzt gehen. Nicht bedrängt werden. Keine fremden Hunde die einem auf die Pelle rücken.

Die üblichen Spazierwege markieren. Mit Habca zusammen, und diesem wichtigen Gesichtsausdruck. Herumschnüffeln, sich informieren.

Mit uns, F. und mir, kuscheln. An gemütlichen Plätzen.

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Morgens zu uns ins Bett kommen und ihr Stückchen Toast bekommen.

Auf dem Sofa liegen, links am Rand, den Kopf auf der Lehne, und alles im Blick haben.

Hinter F. in die Küche tapsen und doch noch einen dritten Nachtisch kriegen.

Eis. Vanille-Eis, denke ich.

Sand unter den Pfoten.

Frisches kaltes Wasser in einem Bach, am besten zum Reinlegen.

Kaninchen jagen.

Vom Jagen zurückgepfiffen werden und Party machen.

Mit ihrem Freund Crazy spielen?

Ich hatte immer Listen für Nomi. Aber das waren keine Glücks-Listen, keine Bucket-Lists. Das waren Trainingspläne. Einer Glücks-Liste a nächsten kommen noch die Verstärker-Listen, mit denen man erwünschtes Verhalten verstärkt. Ich wollte mit Nomi den Geschirrgriff neu aufbauen. Ich habe überlegt ihr Fluoxetin verschreiben zu lassen. Wir sind mitten dabei, für ein Trickzertifikat zu trainieren.

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Ich musste an eine Postkarte denken, die früher bei meinen Eltern hing: „Wenn ich wüsste, dass ich nur noch einen Tag zu leben hätte, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ (das soll Martin Luther gesagt haben, hat er aber wohl doch nicht). Und ich dachte, dass ich mit und für Nomi in dem Jahr, das sie bei uns lebt, so viele Apfelbäumchen gepflanzt hatte. Dass es damit jetzt vorbei ist. Dass es nicht mehr Apfel-Ernte geben wird als das, was wir bis jetzt hatten – plus drei Tage. Dass ich so viel Arbeit in ihre „Verträglichkeit“ gesteckt hatte, als hätten wir noch zahllose friedliche Jahre sicher gehabt, um ein Ergebnis zu genießen. Es fühlte sich an, als wären uns diese Jahre versprochen gewesen und jetzt gestohlen worden. Ich bin oft wütend deswegen.

Aber für Nomi beschlossen wir, dass sie ihr ganz normales, ruhiges, schönes Leben gerne einfach weiterführen würde, wenn sie entscheiden könnte. Und so entschieden wir für sie.

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