In Aggression, blog, Hund in Berlin, Hundeerziehung, Hunderassen, sogenannte Kampfhunde (SOKAs)

Heute morgen habe ich erneut eine traurige Nachricht gelesen. Ein Dobermann hat auf einem Spielplatz ein Mädchen angegriffen und dessen Mutter schwer verletzt. Er wurde von der Polizei zunächst gewürgt, und als er daran nicht starb, erschossen. Die Halterin stand offenbar die ganze Zeit hilflos außerhalb des Spielplatzes.
(Artikel in der Berliner Zeitung hier nachlesen.)

Es liegt mir fern, diesen Hund verteidigen zu wollen. Für alle Beteiligten muß das eine schreckliche Situation gewesen sein. In Bezug auf die Gefahren, die von Hunden ausgehen können, wäre es dennoch wünschenswert, besonnen nachdenken zu können. Allzu gern wüßte ich, was diesen Hund wohl angestachelt hat, wie er großgeworden ist, wie er ausgebildet wurde, wie er bisher Kinder erlebt hatte. Seine Halterin, die offenbar nicht einmal versuchte, einzuschreiten, scheint zu seiner Erziehung unfähig gewesen zu sein. Und das ist ein Drama. Denn Hunde können gefährlich sein. Das darf man nicht vergessen und nicht verniedlichen. Die uralte Symbiose Mensch-Hund verlangt vom Menschen, seinen Hund angemessen zu führen. Wer keine Lust, keine Zeit oder kein Geld hat, seinen Hund anständig und vernünftig und gewaltfrei auszubilden – der kann halt keinen Hund halten. Darüber kann es meines Erachtens gar keine Diskussion geben. Wer Agression mit Elektroreizgeräten bekämpfen will, wer seinen Hund nicht beschäftigt, nicht auslastet, nicht vernünftig ernährt, sozialisiert und pflegt – der kann und darf keinen Hund halten. Deshalb ist ein Sachkundenachweis, wie ihn schon jetzt die Halter der „Listenhunde“ ablegen, vielleicht keine schlechte Idee. Wenn es sich denn nicht anders regulieren lässt.
Volker Heenes schreibt:

Ob ein Hund gefährlich ist oder nicht, hängt in erster Linie vom Hundehalter ab und nicht von der Rasse, zu der er gehört. Das ergab eine Umfrage der Tierärztin Ricarda Häuser von der Freien Universität Berlin (FU). Die Gefährlichkeit eines Hundes ist vielmehr dann gegeben, wenn er ein eindeutig überentwickeltes aggressives Verhalten zeigt. Für dieses Verhalten ist hauptsächlich sein Herrchen verantwortlich.

(Quelle: Heenes, Volker: Wie der Herr, so’s Gescherr. Der Hundehalter ist entscheidend für die Gefährlichkeit eines Hundes.)

Rainer Struwe und Franziska Kuhne von der FU Berlin stellen weiterhin fest:

Wie zahlreiche andere Autoren sind auch wir der Auffassung, dass Hunde für Menschen gefährlich sein können. Wie die uns vorliegenden Statistiken zeigen, betrifft das in Berlin und Brandenburg 2003 ca. ein Prozent der Hundepopulation (Tab. 14 bis 17). Das Berliner Hundehaltergesetz und die Brandenburger Hundehalter-VO charakterisieren auch ohne die Hervorhebung einzelner Rassen ausreichend bestimmt einen gefährlichen Hund. Diesem Gefährdungspotential kann mit einer allgemeine Kennzeichnungspflicht aller Hunde, mit einer allgemeinen Haftpflichtversicherung, die auf der Grundlage einer Wesensprüfung des Hundes differenziert werden kann sowie mit einem Sachkundenachweis für alle Hundehalter wirkungsvoll begegnet werden.
„Die Hauptproblematik liegt beim Menschen, der den so genannten scharfen Hund will.“ (Redlich, 2000). So erscheint auch uns das Wichtigste ein Problembewusstsein und eine entsprechende Sensibilität bei Hundehaltern zu sein.

(Quelle: Rainer Struwe und Franziska Kuhne: „Auffällig gewordene Hunde in Berlin und Brandenburg – ihre Repräsentanz in offiziellen Statistiken und in der Hundepopulation“. Text als pdf hier).

Weitere interessante Texte zum Thema finden sich bei  Maulkorbzwang.de.

Hunde sind nicht immer die niedlichen kleinen (bloggenden) Bettgenossen in ihren Stoffhäuschen. Aggression ist ein normaler Bestandteil ihres Verhaltensrepertoires. Aber was daraus wird – das liegt in unseren Händen.

Showing 2 comments
  • Anonymous

    Ja, das ist traurig, sowas zu lesen. Häufig reicht es schon, entsprechende Leute zu sehen, die bescheuert mit ihrem Hund umgehen. Man sollte einen guten und anspruchsvollen Hundeführerschein einführen, den jeder Hundehalter haben muss, und dafür den ganzen anderen Quatsch abschaffen: Leinenzwang, Status der „Listenhunde“, etc.
    fj

  • Simba

    Hello Habca, I hope you are well.

    Simba xx

Leave a Comment