In blog, Grunewald mit Hund, Habca, Hund in Berlin, Hundeerziehung, Hundeschule, Hundetraining, Spielen und Spielzeug, Spielenachmittag, Tibetterrier

Erst heute komme ich dazu, von Sonntag zu berichten. Wir haben die Mauerpark-Routine fahren gelassen zugunsten des monatlichen Lucky-Dog-Treffens. Bei Lucky Dog haben wir ja mit Habca vor einem Jahr die Grundausbildung gemacht. Mir gefällt ihre Einstellung und ihr Umgangston mit den Hunden ganz gut. Einmal im Monat gibt es gemeinsame Spaziergänge für Kunden und ehemalige Kunden, bei denen Gehorsamsübungen gemacht werden. Das ist aber kein Drill, sondern überwiegend nette Spiele. Mal sehen, ob ich noch alle zusammen kriege, das kann man nämlich auch privat schön nachmachen.

Zuerst sind alle in einem mit Hütchen markierten Viereck gelaufen, die Hunde ohne Leine „bei Fuß“, und die Leiterin hat mit einer Schelle „Musik“ gemacht. Nach dem „Reise-nach-Jerusalem“-Prinzip mussten die Hunde sich, wenn die „Musik“ stoppte, hinsetzen, und wer als Letzter saß, dessen Team ist ausgeschieden.

Die zweite Übung bestand darin, dass der, der gerade als Erster der Gruppe ging, seinen Hund am Wegesrand ins Sitz brachte und alle anderen vorbeiziehen ließ. Ehrgeizige versuchen an dieser Stelle, selber vom Hund wegzugehen. Die anderen haben ihre Hunde bei Fuß, und wer überholt hat, ist dann als nächster dran, seinen Hund warten zu lassen.

In der dritten Übung ging es darum, dem Hund beizubringen, nichts von Fremden zu nehmen. Es wurde in Zweierpaaren trainiert, man bietet dem fremden Hund ein Leckerchen an, und wenn er es nehmen will, versucht der Besitzer, seinen Hund abzurufen. Anschließend kann er ihm mit einem „Bitteschön“ erlauben, das Leckerchen zu nehmen.

Dann haben wir nocheinmal Variationen der zweiten Übung gemacht. Zum Beispiel können alle ihre Hunde bei Fuß nehmen, und dann gehen die vorderen ganz langsam, und die hinteren überholen.

Auf einer Wiese dann gab es eine Art Staffellauf: Einer läuft mit seinem Hund („bei Fuß“) und einem Tennisball – den idealerweise der Hund trägt – zu einem Hütchen, von dem aus er den Ball in einen entfernten Eimer wirft – ohne dass der Hund hinterher rennt. Gemeinsam laufen sie zurück und schlagen den nächsten ihrer Mannschaft ab, der daraufhin losläuft.

Diese Bereitschaft des Hundes, auch bei fliegenden Bällen zu warten, ob er den Ball holen soll oder nicht, hat dann jeder selber nochmal geübt: Man stellt sich ein Dreieck vor, an der einen Spitze sitzt der Hund, an der zweiten steht man selbst, und an die dritte Spitze wirft man den Ball. Dabei Blickkontakt mit dem Hund halten, der erst nach Kommando losstürmen darf (solche Übungen kannte ich aus dem Preydummy®-Training, ist im Prinzip genauso, man kann so auch schön „einweisen“ und „schicken“ (z.B. Auf-die-Leine-schicken) üben).

Die letzte Übung war für mich und viele andere die schwerste: Man sollte versuchen, einen anderen Hund ein Stück (ohne Leine) zu führen. Das gab ein großes Durcheinander, denn die Hunde rannten hin und her zwischen den eigenartigen Fremden, die sie mit allerlei Getue und Keksen zu becircen versuchten, und ihren eigenen Herrchen/ Frauchen, die komische Sachen mit fremden Hunden machten.

Bei der Beschreibung der Übungen ist vielleicht schon eine Sache herausgekommen, die Lucky Dog besonders wichtig ist: Der Blickkontakt zwischen Mensch und Hund. Das erklärt Habcas lustigen Zopf, ich muss ja sehen, ob sie mich anguckt. Als Habca ganz neu bei uns war, war diese von Lucky Dog vermittelte Einsicht ein großer Durchbruch für uns alle drei. Blickkontakt ist unglaublich wichtig für die Hund-Mensch-Beziehung, und schon nach unserer Probestunde hat sich richtig viel verändert. Mittlerweile ist Habca ein Hund, der immer zuerst zu mir guckt, als würde sie „Darf ich?“ fragen. Darf ich zu dem Hund da vorne rennen? Soll ich den Ball holen? Darf ich das Essen nehmen? Wo gehen wir lang?Das ist vielleicht der wichtigste Schlüssel zu einem entspannten Zusammenleben. Eine ganz einfache Übung dazu geht so (s. Foto). Man hockt sich in Augenhöhe des Hundes hin und hält ihm ein Leckerchen hin. Will er es nehmen, macht man die Hand aber zu oder schiebt sanft seine Nase weg. In dem Augenblick, in dem er irritiert Blickkontakt aufnimmt, schiebt man ihm das Leckerchen sofort (schnell sein!) in den Mund. Als der Hundetrainer uns das zum ersten Mal vorgeführt hat – mit seinem Hund – war ich total fasziniert, aber wenn man die ersten Versuche, in denen der Hund das Leckerchen zu hypnotisieren versucht, überstanden hat, ist es wirklich einfach! Wenn der Hund die Übung verstanden hat, ist es wichtig, verschiedene Positionen einzunehmen, das Leckerchen mal mehr links, rechts, oben, unten zu halten, damit er generalisieren kann. Auch bei Sitz- oder Platzkommando und beim einfachen „Komm“ haben wir es so gelernt, dass das Kommando erst aufgelöst wird (der Hund also laufen darf), wenn er mich anschaut. Da standen wir anfangs ziemlich lange im Wald, bewegungslos, der Hund guckt in der Gegend rum, der Trainer wartet, und F. und ich haben eine Meisterschaft darin entwickelt, unauffällig zu hüsteln oder zu zucken, um irgendwann durch den Hundeblick erlöst zu werden. ;-) Aber dafür hat man am Ende einen Hund, der nicht nur kommt, wenn er gerufen wird, sondern dann auch gleich erwartungsfroh hochschaut: „Und jetzt?“

Bei all diesen Übungen geduldig und langmütig zugeschaut hat Schlappi, der alte, kranke und äußerst freundliche Hund unseres Trainers, den ihr hier auf dem Bild seht. Sie hat für uns das Hindernis gespielt, als wir zum ersten Mal bei Fuß einen Slalom um ihn laufen mussten, sie hat manche Übungen vorgemacht, hatte manchmal auch keine Lust, aber war eine unheimlich nette Begleiterin, und ich habe mich gefreut, sie am Sonntag wiederzusehen.
Viel Spaß beim Nachmachen der Übungen!

Leave a Comment