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Es ist so sonnig, mir ist nach Wiesen, Feldern, Weite. Wir fahren zur Schwanheimer Wiese, Nomi, Habca, und ich. Das Licht ist ganz herbstgolden.

Auf der anderen Seite der Wiese, weit weg, geht eine Frau mit einem kleinen Terriermix und einem dicken blonden Labrador. Sie hebt die Hand über ihren Kopf zum Stopp-Sitz-Signal, und die zwei Hunde laufen zu ihr. Ich erinnere mich, wie sie mir zum allerersten Mal davon erzählt hat, dass sie so ohne Worte auf Entferung mit ihrer kleinen Hündin kommuniziere, und wie sie so stolz dabei war, dass ich es nicht übers Herz brachte, ihr zu sagen, dass der erhoben Arm eigentlich fürs Sitz auf Entfernung verwendet wird. Dieser Stolz, der spricht immer noch aus ihrer Geste, und ich merke, dass ich lächle, während mir die Tränen in die Augen steigen. Der blonde Labrador geht jetzt neben ihr her, ich sehe, dass er nicht mehr humpelt, ich denke daran, wie sie ihn von mir weggeführt hat, vor ein paar Tagen, „wir gehen nach Hause“, hat sie zu ihm gesagt, und ich habe ihn nicht mehr wieder gesehen.

Genau hier war ich vor sieben Monaten zum ersten Mal mit dem Blonden und meiner Gruppe spazieren, er trug sein viel zu enges Geschirr und buddelte nach Mäusen, und ich sagte zu Crazy, Habca, Nomi und Bandit: Der gehört jetzt zu uns.

Nomi bellt hinter mir, ich habe nicht aufgepasst, ein Weimaraner mit Stummelschwanz läuft auf uns zu. Habca bellt jetzt auch. „Oh, das ist in Ordnung“, sage ich, ein wenig zerstreut noch, und zu Habca: „Dann geh doch mal gucken“. Sie läuft zum Weimaraner, schnuppern, beschnuppern lassen, und kommt zurück. Nomi schafft es, vor dem Fremden weiter zu gehen, sie beruhigt sich, und dann kommt ihr typisches Kippen, jetzt will sie unbedingt hin und ihn kennenlernen, sie macht einen spielerischen Hüpfer und maunzt. Der Silberne kommt zu ihr, sie klappt ihre Ohren weg, steht sprungbereit und wedelt. Oooh, Hundekontakt! Ich atme. Das ist genug. Die Situation ist für uns beide noch neu und aufregend, ich nenne die Übung für mich: „mich in die Angst entspannen“.

Der Weimaraner stellt leicht die Haare auf dem Rückenkamm auf, Nomi wirft den Kopf hoch wie ein Pony, sie hat genug, und früher hätte sie jetzt genauso rasch wie umgekehrt auf Aggression umgeschaltet. Stattdessen kommt sie zu mir und drückt sich leicht an mich. Perfekt, dass die Weimaraner-Besitzer in dem Moment rufen, und er davon läuft.

Später Apportieren wir am Rand der Wiese. Habca rast los, findet, rennt zurück, voller Energie. Nomi trabt zum Dummy, schnuppert daran, bleibt unschlüssig stehen, verfällt in lauter Übersprungshandlungen. Der erste Apport ist bei ihr immer so. Wenn ich jetzt druck aufbaue, macht sie gar nichts mehr. Ich helfe ihr ein bisschen. Habca ist wieder dran, und schon bei ihrem zweiten Mal ist Nomi jetzt voll dabei. Sie rennt, sucht, findet, nimmt den Dummy mit ihren typischen „langen Zähnen“, kommt zurück, ohne die Hunde auf der Wiese eines Blickes zu würdigen, und platziert den Dummy umständlich in meiner Hand.

Später begegnen wir dieser Hundegruppe nochmal, auf etwa fünf Meter Entfernung, Nomi und ich spielen „Look at that“, sie entspannt. Dann dreht der Australian Shepherd um und in unsere Richtung. Nomi kann sich nicht abwenden. Ich verlagere mein Gewicht minimal von ihr weg und atme bewusst tief aus. Ihr Kopf schwenkt zu mir um, jetzt ist Distanz die richtige Belohnung, ein paar Schritte reichen.

Wir gehen hinter der Gruppe her, auf der Bank sitzt eine Frau, neben ihr liegt eine französische Bulldogge im Gras, die aufsteht und ein paar Schritte auf uns zu geht. „Das ist okay“, sage ich zu Nomi, und gebe ihr mein letztes Futterbröckchen, während wir vorbei gehen. Sie schafft es, ganz entspannt zu bleiben.

Am Auto öffne ich die Kofferraumklappe, sie soll in die Box steigen. Nomi legt die Ohren an, dreht ihre Schulter vom Auto weg, macht zwei Schritte, schaut zur Tür hinten rechts und dann zu mir. „Na gut“, sage ich lächelnd, dann darfst du auf der Rückbank fahren.“ Habca hüpft, wie immer, auf den Beifahrersitz, und rollt sich zusammen.

Wir fahren nochmal an den goldenen Wiesen vorbei, und das Radio spielt „Das geht mir unter die Haut“:

[…]
ich habe es erst nicht geglaubt
dass ich hier nicht alleine bin

Oh doch, denke ich, ich bin so allein dieser Tage, der Traum vom Zusammenarbeiten ist ja mal wieder geplatzt!

Das geht mir unter die Haut
dass wir verbunden sind

Und dann denke ich an die Verbundenheit mit Habca und Nomi, wie zauberhaft das ist, diese Selbstverständlichkeit, mit der wir uns „lesen“ können.

„[…] Im Grunde waren wir doch schon auf Einsamkeit trainiert
und haben jeden Wink mit dem Zaunpfahl ignoriert
wir schotten um uns all die leeren Hüllen
und die leeren Hüllen versperren uns
die Sicht auf ein Leben das wir einst erstrebten
doch wir halten daran fest

Das geht mir unter die Haut
wie ein warmer Sommerwind
ich habe es erst nicht geglaubt
dass ich hier nicht alleine bin
Das geht mir unter die Haut
dass wir verbunden sind
es zieht mich immer weiter gerade aus
bis ich zu Hause bin.“