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Es gibt Hunderassen, die liebt man oder man findet sie ganz furchtbar, dazwischen scheint es nichts zu geben. Ich mag so genannte „eigenständige“ Rassen, Hunde mit wenig Gefallsucht und viel Hinterfragen, Sturheit, Dickköpfigkeit. Hunde die nicht käuflich, nicht bestechlich sind. Die wissen was sie wollen. Es ist nicht unbedingt einfach mit ihnen (obwohl es natürlich ein paar Tricks gibt), aber es fasziniert mich. Es hat mich an Habca immer schon fasziniert, wie sie Dinge verweigert, die sie nicht will, und wie sie Dinge so sehr wollen kann.

Akita Inus, eine der ältesten Hunderassen der Welt, sind in der Hinsicht wohl Meister ihres Fachs. Man liest Umschreibungen wie „Sein Wesen ist von dem unserer europäischen Gebrauchshunderassen sehr verschieden„[1], „Wer einen Hund sucht, der sich mit jedem anderen Hund verträgt und den man ohne Probleme auf einer Hundewiese frei laufen lassen kann, sollte sich nicht unbedingt für einen Akita entscheiden“ [2], oder „Seine Führigkeit ist jedoch eingeschränkt. Auf Grund seiner Jagdleidenschaft und seines kritischen Verhaltens gleichgeschlechtlichen Hunden gegenüber muss der Akita Inu unter absoluter Kontrolle geführt werden.“ [3]

Da ich ja viel im Bereich Hund-Hund-Aggression arbeite, habe ich Akitas zunächst vor allem von dieser Seite kennengelernt. Seit gut einem Jahr darf ich nun einen Akita Inu beim Aufwachsen begleiten. Als ich ihn kennen lernte sah er mehr aus wie ein Kuscheltier als wie ein Hund, war etwa neun Wochen alt und hatte es schon hervorragend raus, seine Besitzerin zur Verzweiflung zu bringen: von an-der-Leine-gehen hielt er gar nichts, er ging wie und wo und wann er wollte, alles andere schien ihm egal.

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Tao mit etwa vier Monaten

Eigenständige Hunde können einen unglaublich wütend machen. Und jeder Besitzer eines eigenständigen Hundes hat schon mehr als einmal heulend im Wald gesessen, der Unterschied ist nur ob sie es in der ersten Stunde zugeben oder später. ;-) Hier kommt nun das was ich an diesen Hunden so toll finde: Wenn sie merken, dass der Mensch wütend wird, vielleicht sogar aggressiv – dann geht gar nichts mehr. Dann machen sie dicht. Anschreien, Leine ziehen, Schubsen, und was Menschen da noch so einfällt, beeindruckt sie nicht, im Gegenteil: In ihrem Blick liegt Verachtung.

Ich denke, dass sie vor allem deswegen als so schwer erziehbar gelten: weil eine traditionelle Hundeerziehung, die auf Gewalt und Unterdrückung und Machtfantasien beruht, an ihnen abprallt. Dadurch sind sie es, die ihre Menschen erziehen: zu völliger Gewaltlosigkeit, sehr viel Geduld, Nachsicht, und eigener menschlicher Dickköpfigkeit, beschönigend auch „Konsequenz“ genannt. Hunde, die ihre Menschen zu besseren Menschen machen: was gibt es tolleres für eine Hundephilosophin! (Und eigentlich versuchen sie das ja alle, wir müssten es nur zulassen.)

Manchmal beobachte ich so einen Hund, den Tao, oder Habca, und staune: Wenn sie etwas wollen, dann gehen sie mit dem Kopf durch die Wand dafür. Und obwohl ich sie für sehr intelligent halte, ist das ja nicht unbedingt klug: anderes wäre oft so viel einfacher! Man könnte es auch kognitive Inflexibilität nennen, ein Starrsinn, für den es neurobiologische Gründe (oder Äquivalente?) geben muss, in der Verhaltenssteuerung, den Exekutivfunktionen, nehme ich an…

Ein Beispiel dafür konnte ich neulich im Garten fotografieren: Tao will zu mir, und zwar zwischen der Absperrung und dem Tischchen durch. Er passte nicht, aber er wollte es, also hat er sich lieber durchgekämpft als einen Schritt mehr zu tun und außenrum zu gehen. Oder meinetwegen unter dem Tisch durch. Nein, genau da wollte er durch.

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[1] http://www.american-akita.net/rasse.html

[2] http://www.akita.de/rasse/wesen/der-akita–andere-hunde-jagdverhalten.shtml

[3] http://www.focus.de/wissen/natur/hunde/akita-inu-dominant-und-wuerdevoll_aid_847217.html