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Am 1./2.9. habe ich das Seminar „Lauter fiese Trailtricks“ in Frankfurt geben dürfen. Mehr zu meinen einleitenden Überlegungen findet ihr in diesem Bericht.

Der Unterschied zwischen Training und Realität

Im Mantrailing-Training werden meistens so genannte „One-Way-Trails“, das heißt, die Versteckperson geht mehr oder weniger direkt von A nach B. Sie biegt dabei ein- oder mehrmals ab, und wir bauen unterschiedliche Schwierigkeiten ein, aber wir bringen den Hund in der Regel nicht in einen Konflikt zwischen Spur und Witterung, zwischen (ein paar Minuten) älterer und neuerer Spur, die Person geht nicht denselben Weg zurück (Backtrack), oder hin und her, und bleibt nicht unterwegs länger stehen (Pool). Es hat mehrere Gründe, dass wir solche komplizierten Trails im normalen Training eher nicht legen:

  1. der (unerfahrene) Hund muss erstmal seinen Job verstehen: einer Spur folgen, nicht unterwegs die Spur wechseln, dranbleiben, konzentriert bleiben, sich nicht ablenken lassen…
  2. der (unerfahrene) Mensch muss sich einprägen, wie sein Hund aussieht, wenn er ganz normal und sicher arbeitet. Ein Hund, der durch fortgeschrittene Probleme im Konflikt ist, der z.B. eine etwas ältere mit einer etwas neueren Spur vergleicht, oder einem beim Backtrack plötzlich entgegenkommt, verlangt nicht nur gutes Leinenhandling, sondern sieht auf den ersten Blick vielleicht aus wie ein Hund, der sich „geirrt hat“, der Hilfe braucht, der falsch läuft, der keine Spur mehr hat usw. Der Mensch braucht das (auf vielen, vielen Trails gewachsene) Vertrauen in seinen Hund, dass der das schon macht, und die Fähigkeit zu sehen, wann der Hund tatsächlich nicht mehr weiter weiß, Hilfe braucht oder ein Negativ gibt.
  3. beide sollen möglichst ohne Hilfe zum Ziel kommen, denn von Hilfe wird man beim MT schnell abhängig. Hund und Menschen sollen nicht nach Hilfe schauen, wenn es schwierig wird, sondern sich darauf verlassen, dass sie das schaffen
  4. der Hund wird beim MT (zumindest bei „unserer“ Art des Mantrailens) in erster Linie über die Trails ausgebildet, die wir ihm legen. Wir „erklären“ ihm seinen Job, indem wir ihm Trails legen, die er lösen kann. Wir wollen nicht, dass ein Hund „aufgibt“, zufällig oder durch kopfloses Weiterrennen zum Ziel kommt, oder auch etwas „falsch“ versteht. Beim Konflikt auf Spur versus Witterung könnte ein Hund z.B. anfangen, zukünftig zu stöbern, also nach Witterung zu suchen, weil das ja geklappt hat – was er beim Trailen aber ja gar nicht soll! Im Geruchspool könnte ein Hund aufgeben, wenn er den Ausgang nicht findet, oder die Aufgabe für beendet halten – was er nicht soll.
  5. Zuletzt hat es natürlich auch praktische Gründe: es braucht Zeit, Pools, Backtracks und Loops zu legen und auszuarbeiten, und das ist in den normalen Gruppenstunden nur selten zu bewerkstelligen.

Vermisste Personen gehen allerdings eher selten One-Way-Trails: sie laufen hin und her, suchen den (Heim-)Weg, korrigieren sich, gehen zurück. Sie sitzen in einem Café (Geruchspool), bummeln vor Schaufenstern, verirren sich, gehen im Kreis. Sie betreten zwischendurch Geschäfte und andere Häuser. Oft verschwinden sie von ihrem Wohnort, das heißt, es gibt viele alte Spuren.

Aber auch ohne diesen ganz dramatischen Hintergrund verhalten Menschen sich oft anders, als auf direktem Weg von A nach B zu gehen. 

Wir trailen ja „nur zum Spaß“, nicht als Rettungshunde-Teams – aber den eigenen Hund beim Ausarbeiten solcher Schwierigkeiten zu beobachten, macht auch Riesenspaß!

Wie trainiert man schwierige Trail-Verläufe?

  • nicht zu oft, aber auch nicht nie
  • in kleinen Untereinheiten: z.B. Loops, Pools, Backtracks einzeln, erst wenn der Hund das kann und kennt, zusammengesetzt auf einem längeren Trail
  • nicht mit Anfängern/ unerfahrenen Teams – egal, wie „begabt“ sie sind!
  • unter möglichst gut kontrollierten Bedingungen – z.B. vermeiden, dass der Hund „zufällig“ findet, über Hochwind findet, wenn das nicht gewünscht ist, aufgibt, etc.

Wir haben an einem Tag in einem offeneren Gelände mit Sträuchern, Bäumen, Plätzen, Trampelpfaden und größeren Wegen, Fluß, Brücken und Ablenkung durch Hunde und Menschen kürzere Trails mit je einem solchen Problem gearbeitet. Am zweiten Tag waren wir in der Höchster Altstadt trainiert mit ihren verwinkelten Gässchen, dem alten Schloß, Essensresten in der Fußgängerzone, Menschen, Hunden, Schwänen, Radfahrern, Autos – und längere Trails mit mehreren Schwierigkeiten gearbeitet.

Mein erstes Lernziel für alle Teilnehmer war, dass der Mensch dem Hund ansieht: „oh, hier ist was anders/ komisch“. Das hat bei allen gut geklappt. Die Hunde gewannen die Sicherheit, auch schwierige Stellen gut ausarbeiten zu können. „Geholfen“ wird bei mir beim Trailen nicht, das brauchen die Hunde nicht, wenn der Rest stimmt.

Viel Spaß bei euren schwierigen Trails – und nicht die vielen einfacheren zwischendurch vergessen, die euch und eurem Hund Sicherheit und Erfahrung geben.