In Angst, Clickertraining, Habca, Hund im Stress, Hundetraining, Reaktivität, Tibetterrier, Trainingsanleitungen & Ideen

Da Habca ja ein tendenziell unsicher Hund ist, und dieses Jahr einiges an Aufregung und Veränderung zu verkraften haben wird – und da ich immer mehr amerikanische statt deutscher Hundetrainingsbücher lese, und es in den USA unvorstellbar ist, dass ein Hund kein eigenes Crate hat – habe ich Habca vor ein paar Wochen eine Box gekauft.
Die Idee ist einfach: In seiner Box kann man sich sicher fühlen, egal wo man ist. Die Box ist immer gleich. In der Box passieren immer gute Dinge. (Keine Sorge: Eingesperrt werden soll sie darin nicht. Es ist mehr eine sichere Höhle.)


Sieht gemütlich aus, oder?
An manchen Tagen hätte ich mich selber gerne dort verkrochen.


Lieblingsspielzeug, Wiener Würstchen – alles da.

Und dann der Super-GAU für einen unsicheren Hund (die häufig ein besonders gutes Gedächtnis haben): Als Habca zum ersten Mal eine Pfote hineinsetzt, wackelt die Box. Sie erschreckt sich fürchterlich und will mit dem Ding nichts mehr zu tun haben. Einen Tag geht sie nicht in die Zimmerhälfte, in der ihre Box steht.


Sie legt sich vor die Box hin und bellt all die Leckereien darin an. Die kommen aber nicht raus.

Wer hält das länger aus? – Zum Glück ist moderne Hundeerziehung kein Machtkampf mehr. ;-) Aber sie kann eine Menge Geduld kosten.

Nachdem wir die Box zwei Tage einfach ignoriert haben, damit die Situation sich beruhigt, und es „normal“ ist, dass sie da rumsteht, begann das Classical Counter-Conditioning: Jede noch so kleine Interaktion mit der Box wird belohnt. Zunächst reicht einfaches angucken, in die Nähe gehen. Anstupsen (und ihr könnt sicher sein, dass ich dafür gesorgt habe, dass da nichts mehr wackelt!). Langsam steigen die Kriterien für Verhalten, das Leckerchen verdient: Eine Pfote hineinsetzen. Zwei Pfoten hineinsetzen. An dieser Stelle geht es nicht weiter.
Ich fange an, die Box in Ballspiele und Leckerlisuchsspiele einzubeziehen: Wir balgen um den Ball, und im Eifer des Gefechtes landet er „zufällig“ ganz vorne in der Box. Nach ein paar Tagen kann Habca ihren Ball oder Kekse aus der Box holen.


Man sieht aber deutlich, dass sie noch sehr skeptisch ist.
Nach einigen weiteren Tagen kann sie entspannt in die Box gehen, hält sich dort aber nur Bruchteile von Sekunden auf. Da sich dort aber immer etwas Leckeres findet läuft sie jetzt oft nach dem Spaziergang als erstes in die Box und schaut nach, ob es etwas Neues gibt. Sie ist jetzt mit positiven Erlebnissen verknüpft: Box = Hühnerhälse, Bälle und Leckerli.


Noch hat sie nicht alle vier Füße auf einmal hineingesetzt, das ist ein Riesenschritt für sie, der ihr erst vor ein paar Tagen gelang:

Nun möchte ich, dass sie anfängt, sich sekundenweise länger in der Box aufzuhalten. Dazu streiche ich zum Beispiel etwas Leberwurst auf eine Untertasse oder in ein Schnapsglas (aber etwas, das sie nicht herausholen kann!) und stelle die ganz hinten in die Box. Sie läuft ohne Anzeichen von Angst hinein und leckt die Untertasse ab. Läuft dann schnell wieder heraus. Immer wenn sie hineingeht, in der Box umdreht und dann herauskommt kriegt sie einen Jackpot (eine ganze Handvoll Leckerchen oder etwas ganz Besonderes).

Das ist im Moment der Stand der Dinge. Ich hatte es mir nicht ganz so vorgestellt, als ich die Box (eine Gulliver 5 übrigens, zum Fliegen zugelassen – das haben wir zwar nicht konkret vor, aber auch dafür ist es gut, wenn sie schon dran gewöhnt ist) gekauft habe. ;-) Sie liebt ja eigentlich Höhlen über alles. Aber so ist sie, die Kleine. Und ich habe wieder viel gelernt.

Wenn Ihr einmal in einer ähnlichen Situation seid, denkt daran: Geduld zahlt sich aus. Jeder Zwang wirft einen um Tage zurück und irritiert das Vertrauen des Hundes in Euch. Counterconditioning (also dem Hund Verklickern, dass die Box etwas ganz Tolles ist) braucht eine sehr hohe Belohnungsrate, viel höher, als wenn ihr ein gezeigtes Verhalten nur bestätigen wollt. Schleicht die Belohnung nicht zu früh aus, und steigert die Anforderungen nicht zu schnell. Achtet auf die Signale des Hundes, es bringt nichts, ihn zu etwas zu zwingen, wovor er tatsächlich Angst hat. Beachtet die Perspektive und die Empfindlichkeiten des Hundes: Ich habe im Laufe des Prozesses einmal die Decke in der Box ausgetauscht, und Habca konnte sie daraufhin wieder nicht betreten.

Ich bin zwar eigentlich ziemlich ungeduldig, aber ich bin auch ehrgeizig. Mal gespannt, wie lange es dauert, bis Habca sich wohlig in der Box ausstreckt, oder, wenn sie sich erschreckt, schutzssuchend hineinrennt. Ich glaube noch dran und werde Euch auf dem Laufenden halten…

 

 

Showing 9 comments
  • Banjoko Silberlöwe

    Oooh, du könntest mich tatsächlich gut als Beschützer brauchen. Ich würde diese blöde Box anbellen, bis sie das Maul hält und dann weil sie das Maul hält. Wenn ich mit ihr fertig wär, könntest du rein gehen. Mit mir natürlich…. Und dann schaun wir mal… ;)

    verliebte Grüße
    Banjo

  • Emil

    Für mich ist unser Haus meine sichere Box, alles andere wäre mir wohl auch zu klein.
    Wuff
    Emil

  • Hallo nach Berlin,

    wir haben auch so eine Box in unserer Wohnküche stehen und alle Hunde sind begeistert – stehen sogar Schlange =;o) NEIN, wir kaufen jetzt nicht jedem Hund eine Box, sonst sieht man ja vor lauter Box keine Wohnung mehr…

    Wir drücken jedenfalls die Daumen, dass Habca bald die Vorzüge ihrer schönen Box zu schätzen weiß!

    LG aus’m Rheinland
    Julia mit Einstein, Joyce und Grete

  • anja

    cool, dass das noch so gut geklappt hat mit der box! :)

    ich bin am sonntag mal in berlin und würde mich gern mal mit nem disc-dogger unterhalten. ich glaub, frisbee spielen würde mir und meinem hund großen spaß machen, aber ich trau mich noch nciht so richtig anzufangen. deswegen hab ich ein paar starter-fragen. meinste, wir können uns diesen sonntag treffen? magste mir ne mail schreiben, wann du ungefähr im mauerpark anzutreffen bist?

    liebe grüße, anja (dreadkinderfraktion at web.de)

  • Dagmar

    Hallo Miriam !

    Ich bin ja eher stille Mitleserin bei Wurschti’s Blogfreunden, aber ich habe mich über deinen Eintrag sehr gefreut.
    Gold richtig wie Du die Sache angehst. Ich frage mich schon lange, warum die tollsten amerikanischen Bücher nicht schon lange übersetzt sind….
    Leute haben es leider oft viel zu eilig und vermasseln sich einen dauerhaften Erfolg bei Angstbewältigung. Oder sie sind zu geizig mit der Belohungsrate oder sie belohnen generell mit minderwertigem Futter.

    Einen Tipp hätte ich vielleicht noch: Wenn Habca sicher in die Box geht, aber nicht bleibt, habe ich gute Erfahrungen damit gemacht einen Kong mit den wunderbarsten Sachen zu füllen und in die hinterste Ecke zu legen. Habca wird rein gehen und mit Kong wieder ausrauskommen. Dann wird getauscht und du legst den Kong wieder in die Box. Das habe ich mit einigen Hunden bis zu 20x gemacht. Fazit: In Ruhe den Kong fressen geht nur drinnen und nicht draußen. Dabei haben viele Hunde mit dem Popo noch außerhalb der Box gelegen, was für mich völlig okay war. Vielleicht versucht ihr es ja auch mal.

    Viel Erfolg und weiterhin viel Spaß,
    wünscht Dagmar

  • Merlin + Dojan

    Hmmm, einer der Gründe, weshalb Frauchen die amerikanische Hundehaltung ablehnt sind diese …. Boxen.
    Ein enormer Missbrauch findet seit einiger Zeit in D statt!
    Die Gewöhnung läuft bei euch völlig richtig, aber ist es andererseits nicht absurd, einen Hund an was zu gewöhnen, was er nicht will, weil er das toll finden muss?
    Wir haben unsere Naturhöhlen: Tische mit langen Tischdecken, unterm Waschbecken, Ecken zwischen Schränke und Wänden und am liebsten unter den Schreibtischen. Unterm Schreibtisch ist die sicherste Höhle der Welt und die haben wir ganz alleine entdeckt, da musste nix gewöhnt werden.

    Wuffwuff
    Merlin und Dojan

  • Habca & Miriam

    Banjo, die Box würde sicher zerspringen wie die Mauern von Jericho, wenn Du bellst. Dann können wir aber nicht mehr zusammen reingehen!

    Emil, Merlin und Dojan: ganze Häuser, Couchtische etc. geben prima Verstecke ab, das sieht Habca auch so. Die kann man aber nicht mitnehmen. (Und gewöhnen muss sich Hund an vieles, was er später gut findet.) Mit einer gut eingewöhnten Box kann ich an jedem Ort der Welt sagen: Hier ist alles okay, hier ist Dein sicherer Ort, alles ist wie immer. Das, was stärkere Gemüter mit einer Decke machen würden. Die Couchtische, Bodenstrukturen und Decken sind für einen sensiblen Hund zu unterschiedlich, um das leisten zu können.

  • Habca & Miriam

    @Julia: Stimmt, die Dinger sind ziemlich groß. Obwohl ich ganz spontan eine lustige Vorstellung von Eurer Wohnküche voller Boxen hatte. Für Sascha und Dich wahrscheinlich auch je eine, macht fünf… Habt Ihr nicht auch noch Katzen? :-)

    @Anja: Klar, können wir machen. Ich hab Dir eine Mail geschrieben!

  • Habca & Miriam

    @Dagmar: Klar kennen wir Dich aus Wurschtis Blog und sind ganz geehrt durch Deinen Kommentar! Das mit dem Kong werde ich auf jeden Fall ausprobieren!
    Und wenn aus der Philosophiekarriere nichts wird, könnte ich ja amerikanische Hundebücher übersetzen. Das nochmal in Richtung Merlin und Dojan: Es gibt eigentlich kein Hundebuch – weder amerikanisch noch deutsch – dem ich voll zustimme. Mit der Box ist es wie mit (fast) allen anderen Hilfsmitteln: es kommt darauf an, wie man sie einsetzt.

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