In Clickertraining, Hunde-Bücher/ Hundezeitschriften, Hundeleine, Hundephilosophin, Hundeschule, Hundetraining, Mensch-Hund-Beziehung, Rückruf, Trainingsspezialist, Welpen

Bei der Anschaffung eines Hundes spielen viele Punkte eine Rolle: der Wunsch nach einem Gefährten, nach (Natur-?)Verbundenheit, Erinnerungen an Hunde, mit denen man das Leben oder die Kindheit geteilt hat. Freude an langen Spaziergängen, an (Hunde-)sport, Ausflügen, Wanderungen. Kindheitsträume.

Freude an Tiertraining gehört manchmal dazu, aber nicht jeder Hundebesitzer hat auch Spaß an Training. Und: nicht jeder ist geschickt genug, und/ oder hat Zeit und Lust, seine Geschicklichkeit zu üben. Nicht jeder ist schnell genug für den Hund, den er besitzt, oder kreativ genug, oder aufmerksam genug.

Manche Hunde kommen ganz gut ohne oder mit minimalem Training klar. Aber viele Hunde brauchen Training, um mit der Welt, in der sie leben sollen, klar zu kommen. Sonst zerren sie an der Leine, gehen jagen, springen kleine Kinder an oder schnappen nach Essen, bellen oder bedrohen Besucher, sind unausgeglichen, können nicht warten, undsoweiter – die Liste ist lang.

Leider reicht Liebe nicht aus, um ein Tier zu informieren, welches Verhalten von ihm erwartet wird. Auch Bindung und Beziehung reichen nicht, und für die meisten Hunde und Hundeprobleme reicht es nicht, halt etwas Wurst mitzunehmen und den Hund ab und an zu füttern (für manche schon).

Viele Hunde werden noch immer „erzogen“ mit einer Mischung aus Liebe, Intuition, ein bisschen Unterdrücken/ Draufhauen/ „Schimpfen“, einzwei Büchern, einzwei Stunden Junghundkurs und ein bisschen Nachmittagsfernsehen. Und für viele Hunde und ihre Menschen haut das auch hin.

Aber: es gibt auch einen professionellen Weg das zu machen. Professionell heißt: etwas, das man lernen kann – und muss. Etwas, das handwerkliches Geschick braucht, und viel Übung, Geschicklichkeit, Schnelligkeit, Hundeverstand. Es erfordert – ganz genau wie jede andere Profession – eine Ausbildung. Und das kann man nicht von jeder Hundebesitzer*in erwarten, oder?

Aus solchen Überlegungen entstand die Idee, dass Hundetrainer als Trainingsprofis einem Hund ein neues Signal beibringen, der Halter zuschaut, und anschließend nur noch den Job hat, das Signal „am Leben zu erhalten“. Weil ein Hundebesitzer vielleicht gar nicht wissen muss, wie man Signale aufbaut. Er muss wissen, wie man sie benutzt.

In manchen Bereichen, in denen es „drauf ankommt“, wird das schon so gehandhabt: bei Blindenhunden zum Beispiel. Der Blinde erhält sie in aller Regel fertig ausgebildet, und wird dann angelernt (es gibt Ausnahmen). Weil man, nur weil man blind ist, ja nicht wissen muss, wie man einen Blindenhund ausbildet. Man muss nur mit seinem eigenen Blindenhund zurecht kommen und von seinen Fähigkeiten profitieren.

Im Haushundebereich war es mal populärer, seinen Hund zur Erziehung abzugeben, und genau deswegen sind so viele Halter und auch Trainer diesem Vorgehen gegenüber skeptisch: weil da mit so unschönen Methoden gearbeitet wurde, dass man das als Halter gar nicht sehen wollte. Leider höre ich so etwas noch oft: ein Trainer sagt „gib mir mal die Leine“, und dann passieren Dinge, die niemals passieren dürften. Ich habe als Hundeschulkundin deshalb nie meine Leine aus der Hand gegeben, und ich habe die ersten Jahre als Hundetrainerin nie eine Leine genommen.

Heute sehe ich oft ein Hund-Mensch-Team, das sich furchtbar gern hat, aber keiner von ihnen hat eine Ahnung, was hier gerade passieren soll. Es ist, als wollten zwei tanzen lernen, aber keiner kann es, keiner führt, keiner ist musikalisch, und ich steh daneben und versuche, etwas zu erklären ohne Möglichkeit, es vormachen zu können.

Deshalb habe ich mir überlegt:

  • Menschen lernen besonders gut über Nachahmung
  • selbst einfache Anweisungen wie „gib ihm jetzt einen Keks“ können tausendfach unterschiedlich verstanden werden: den Keks werfen oder anreichen oder rollen, dabei hingucken oder weggucken, langsam oder schnell bewegen, reden oder schweigen – Es ist aber fürs Training nicht egal, wie genau so etwas abläuft.
  • Nicht alle Menschen haben Spaß an Training. Viele kann ich als Trainer motivieren, aber nicht alle. Dürfen die keine Hunde halten?
  • Training ist in weiten Bereichen ein Handwerk. Handwerke erfordern eine fundierte Ausbildung, Anleitung und viel Übung. Ich habe das, weil es mein Beruf ist. Meine Kunden haben andere Berufe, in denen sie gut sind.
  •  Wenn der Hund vor die Wahl gestellt würde, sich „Sitz“ von jemandem erklären zu lassen, der das schon hundert-, fünfhundertmal gemacht hat, der alle Abzweigungen und Umwege und Varianten im Lernprozess schon kennt – oder von jemandem, den er zwar lieb hat, der ihm aber unterwegs allerlei „falsches“ erklären wird – was würde er wohl wählen?
  • wenn ich z.B. an Aggression trainieren will, und habe die Wahl, eine Maulkorbgewöhnung selbst in zehn Minuten zu machen, oder eine Beratungsstunde zu opfern, um den (verzweifelten) Besitzer anzuleiten und anschließend drei Wochen mit der Hausaufgabe allein zu lassen – was ist für Hund, Besitzer und mich effektiver und befriedigender?

Seit einigen Jahren nehme ich also – nach vorheriger Besprechung und um Erlaubnis fragen – sehr gerne mal die Leine meines Kundenhundes und mache eine Übung vor, oder bringe ihm selbst schnell was bei. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Das einzige, was öfter mal passiert, ist, dass die Besitzer etwas enttäuscht sind, dass bei mir so viel klappt, so schnell geht, und die Hunde auch noch so motiviert wirken. Aber genau das hat ja wieder den einfachen oben erklärten Grund: Das ist mein Job. Ich mache das seit zehn Jahren jeden Tag. Ich bin gut in meinem Job, du bist vermutlich gut in deinem.

Wenn ein Kurs so abläuft, dass der Trainer systematisch die Hunde trainiert (im Beisein der Besitzer) und anschließend an die Besitzer übergibt, nennt Viviane Theby das „Hundeschule 4.0“:

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Ich baue das im Herbst zum ersten Mal in den dann startenden Grundkurs ein, und bin sehr gespannt.

Wie seht ihr das?