In Aggression, Angst, Hund im Stress, Hund in Mainz, Hundebegegnung, Hundepsychologie, Hundetraining, Mensch-Hund-Beziehung, Reaktivität

Habca und ich hatten vor ein paar Tagen am Main eine wirklich traurige Hundebegegnung.

Ein kleiner Kerl an der Leine, größenmäßig zwischen Chihuahua und Dackel, regte sich schon von weitem furchtbar auf, als er uns sah. Ich ließ Habca weiter ohne Leine laufen, im Vertrauen auf ihre derzeitige Souveränität, und ganz vorsichtig guckte sie, was mit dem Hundchen wohl loswäre. Sie bleibt dann entfernt stehen und lehnt sich weit nach vorne, mit ganz langen Hinterbeinen und einem langen Hals, und schnuppert. Der Kleine zeigte seine Zähnchen und knurrte und bellte. „Der hat Angst“, beschied sein Frauchen, eine nett aussehende Frau etwa in meinem Alter. Ich fragte nach dem Alter. „Sechs Monate“. Habca wandte sich ab, halb irritiert über das Theater, das er wild und verzweifelt drohend und laut kreischend veranstaltete, halb deeskalierend.

Ich wusste die Antwort ja, aber ich fragte dennoch. „Und was ist das für ein Kasten an seinem Halsband?“, fast so groß wie der Hundekopf, dachte ich noch, und schwer hängt er herunter, und schreit es in die Welt heraus, die Hilflosigkeit im Umgang mit diesem Baby, das Zutrauen in Technik in einem Gebiet, in dem es anderes bedurft hätte, einer menschlichen Stimme nämlich, und Zutrauen in sich selbst, und einer leitenden Hand, und etwas Zeit, und mittlerweile wahrscheinlich der Hilfe eines erfahrerenen Menschen der sich wahrscheinlich Hundetrainer nennt, sich vielleicht aber auch bloß besser erinnert an etwas, das einmal die meisten Menschen gewusst und gekonnt haben: Mit einem Hund sprechen, und ihm erklären, wie man sich benimmt, schon in einer Zeit, bevor es Strom überhaupt gab.

„Naja“, sagte die nett aussehende Frau, „das ist damit er nicht so viel bellt.“ Und nach einer Pause, ihren knurrenden, Zähne zeigenden, japsenden, springenden, keifenden Mini-Welpen anschauend: „Es hilft aber nicht.“

 

 

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