Sonntagmorgen: ausschlafen, Aufwachrunde Kong-Spielen im Bett, Kaffeetrinken, rausgehen. Es ist warm, Sonntagsspaziergänger laufen den Rhein entlang, rufen „Guck mal was der Hund macht“, „Der Hund frisst Gras, es gibt Regen“. Habca holt Stöcke aus dem Rhein und freut sich des Lebens. Während der feine Sonntagsspaziergänger „oben“ geht, gehen Hundeleute eine Etage tiefer, direkt am Rhein entlang, und wenn es „oben“ zu voll wird, weichen auch die sportlicheren Jogger nach unten aus. „Unten“ ist der Weg allerdings recht schmal, was manchem Hund (und ich schließe Habca da explizit ein) Probleme macht, wenn man an fremden Hunden vorbei muss. Wenn genug Platz ist, auf einer Wiese zum Beispiel, kann man an Habca sehr schön das ganze Verhaltensrepertoire der Hundebegegnung ablesen. Auf dem Rheinweg sieht man sich schon von weitem, ist dann aber mehr oder weniger gezwungen geradeaus direkt aufeinanderzuzugehen.
Für mich heisst das, dass ich beide Hunde genau beobachte und notfalls „Verhaltensmanagment“ betreibe, das heisst, Habca beschäftige/ ablenke, abliegen lasse (wenn der andere an der Leine ist), Habca an die Leine nehme (wenn der andere ein Schäferhund an der Leine ist), oder, falls gerade eine Treppe da ist, auch schonmal den Weg räume.
Manchmal geht das alles nicht – so heute. Zwei Hunde kamen uns entgegen, alle drei bemerken sich von weitem und gehen relativ steif aufeinander zu. Der vordere der beiden ist ein ganzes Stück größer als Habca, sieht sehr übergewichtig aus, fixiert Habca und stellt die Haare im Nacken auf. Der andere bleibt dicht hinter ihm. Die Besitzer weit zurück. – Was tun? Den Weg verlassen können wir nicht mehr. Habca ablegen mag ich nicht, weil es nicht so aussieht als hätten die anderen ihren Hund unter Kontrolle. Also versuche ich körpersprachlich Ruhe und Sicherheit auszustrahlen, gehe -soweit der Weg es zulässt- in einem Bogen, so dass auch Habca die Möglichkeit hat und sieht, nicht ganz frontal auf den anderen zugehen zu müssen, und denke daran, wie oft Habca solche Situationen schon souverän gemeistert hat.
Ein Grummeln, er stürzt vor, zeigt die Zähne, rast in Habca hinein, die schreit auf, der andere Hund hinterher, Habca kläfft, versucht zu mir zu kommen. Die Besitzer immer noch weit zurück. Ich gehe ein Stück weiter und rufe Habca, damit sie aus der Situation herauskommt, sie stürzt zwischen meine Beine, quietschend, die beiden anderen hinterher. „Heey!“, schreie ich den Dicken an, „jetzt ist aber mal gut!“ Der zeigt die Zähne und springt auf uns zu. Ich sehe die Treppe hinter mir, laufe dorthin, und bin froh, dass Habca und ich das aus Spaß oft geübt haben: „Habca, lauf da hoch!“. Dem Dicken stelle ich mich in den Weg, just in dem Moment treffen die Besitzer ein. Ihr Kommentar?
„Jetzt machen Sie mal nicht so’n Stress, die sagen sich doch nur Guten Morgen!“
Wieso fallen einem in solchen Momenten nicht die richtigen blöden Sprüche ein? „Das ist aber nicht die Art, wie wir gewohnt sind Guten Morgen zu sagen“, sage ich etwas schwach. „Ach was, Ihrer hat doch ganz schön zurück gegeben!“ Klar, Habca hat sich gewehrt, sie hat sich nicht unterworfen, macht sie nie – ich hab ihr schon oft erklärt, dass es manchmal klüger wäre das zu tun. Bei diesem Exemplar und dieser Situation wäre ich nicht sicher ob es eine gute Idee gewesen wäre. Souverän weiter gehen, das wäre natürlich was gewesen. „Er hat ihr ja auch ganz schön zugesetzt.“, sage ich matt, Habca bellt die Menschen an. „Hat sie angefangen, ja?“, fragt die Frau und tätschelt der Dicken stolz den Kopf. Dann zu Habca: „Mach mal nicht so’n Stress!“, beugt sich vor, streckt die Hand aus. „Ist’n Rüde?“ – „Ne, ein Mädchen.“ Der Mann dazu: „Achso, auch ein Mädchen, na dann ist ja alles klar, drei Weiber, Zickenterror, so sind se, die Weiber, schönen Tag noch.“
„Habca? Weiter.“
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Boah, wie ich das kenne und wie ich das hasse. Und wie ich dann die Leute hassen kann. Und ich glaube, diese Sorte Menschen vermehrt sich rasend schnell.
Aber es bringt nix. Da nützen auch die coolen Sprüche nichts. Man kann einfach nur versuchen, dem eigenen Hund Hilfen zu geben und froh sein, wenn es gut gegangen ist, und hoffen, dass sie einem nicht wieder begegnen.
Tröstend
Banjo’s Frauchen
*grummel* auf Rüden-isch läuft es leider oft genauso ab! Frauchen kann dann sehr rabiat und sehr laut werden :-)
Wuffwuff
Merlin und Hoshi
Ach, genauso eine Begegnung hatten wir an unserem letzten Urlaubstag. Schmaler Weg zu eng um auszuweichen, zwei abgeleinte französische Bulldoggen kommen uns entgegen. Der Rüde greift den angeleinten Emil der im Fuß ging(im Naturschutzgebiet ist ist Leinenpflicht) ohne mit der Wimper zu zucken direkt an, die Hündin geht Emil daraufhin an die Hinterbeine. Der Besitzer der beiden Hunde hatte auf unser Bitten vorab seine Hunde anzuleinen nur blöde gegrinst und gemeint, da passiert doch nichts. Tja, es hat gescheppert und das nicht zu knapp. Der Bulli lies erst nach einem gezielten Tritt von Emil ab. Ich habe das komische Gefühl manche Hundebesitzer brauchen das einfach. Das Leben könnte so einfach sein….
Hiermit fordere ich:
Führerschein oder Eignungsprüfung für Hundehalter:
Ich könnte aus der Haut fahren !!!!
Passiert schon nix, na toll, kennen wir ja nun zur Genüge.Carlchen ist mit solchen Situationen immer völlig relaxt umgegangen, doch Ingelörchen….muss schon abgelenkt werden oder besser noch bei Fuss sitzen und von mir klare Ansage bekommen,“ lass die mal, das macht nur hässliche Flecke im Gras.“Danach ein riesiges Lob, “ SUPER mein Hund“. Leckerli,Lekerli,Lekerli…Ist mir völlig egal was die Anderen denken oder sagen! Ich will keinen Stressmaker!!!!
ganz Lieb, Silvie