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Hundehalter*innen wünschen sich ganz oft „Spielstunden“ für ihren Hund, und ich kann das auch total gut nachvollziehen: Gibt es doch kaum was Schöneres, als Hunden beim harmonischen Spiel zuzuschauen!

Vielen (nicht allen!) Hunden macht der Kontakt zu Artgenossen Spaß, und sie können sich beim Spielen so richtig schön austoben und in ihrer Muttersprache kommunizieren.

Dass an so vielen Orten Leinenpflicht herrscht, und man manche Hunde auch (noch) gar nicht ableinen kann, erschwert die Sache im Alltag. Und dann muss man ja auch noch den passenden Spielpartner finden!

Es macht also Sinn, dass es in vielen Hundeschulen „Spielstunden“ gibt, schließlich ist ein eingezäuntes Gelände meistens vorhanden, und genug Hunde gibt es auch.

Einige solcher Spielstunden habe ich mir in meiner Ausbildung angeschaut. Ähnlich wie bei Welpenstunden sehe ich eine Gefahr darin, dass die Erregungslage der Teilnehmer-Hunde sich zu sehr steigert. Zu aufgeregtes Spiel oder auch einfach zu langes hat ein höheres Verletzungsrisiko, und die Impulskontrolle der Spielenden nimmt ab, so dass eher unfreundliches, unerwünschtes Verhalten auftritt. Schließlich erfordert Spielen ganz schön viel Impulskontrolle: man muss den anderen Hund ja genau so jagen, dass man ihn so gerade nicht kriegt, aber fast – das muss man erstmal steuern! Beim Jagen wie beim Raufen muss jeder Spielpartner darauf achten, dass es auch dem anderen noch Spaß macht, sonst hört der nämlich auf, und das ist ja auch blöd.

Hundespiel braucht – meines Erachtens – sorgfältige Begleitung durch die menschlichen Teampartner der Hunde. Nicht alles, was für Menschen erstmal nach „Spiel“ aussieht, ist wirklich Spiel. Oft sind es Auseinandersetzungen, die mindestens einen der Hunde stressen, belasten oder auch gefährden.

Eine Spielstunde muss für mich daher folgende Kriterien erfüllen:

  • mehrfacher Wechsel aus Spiel (Erregung steigt) und Entspannung (Erregung sinkt)
  • Menschen beobachten und begleiten Spiel, greifen immer wieder ein (kein Kaffeetrinken, sorry – not sorry)
  • begleitende Menschen werden geschult im Beobachten von Spiel, im Lesen von Körpersprache und in ihren Möglichkeiten, einzugreifen
  • für jedes einzelne Team immer wieder reflektieren: Was lernen die „spielenden“ Hunde, was nehmen sie aus der Erfahrung mit?
  • Teilnehmer werden sorgfältig ausgewählt und zusammengestellt. Jeder Hund sollte mindestens einen anderen Hund haben, der von Körpergröße/ -gewicht oder Selbstbehinderungsfähigkeiten und Spielstil (z.B. Raufen, körperbetontes Spiel oder Rennspiele bevorzugt) zu ihm passt. Wer tut wem gut? Wer schaukelt sich mit wem zu sehr hoch?
  • Wechsel aus (Möglichkeit zur) Hund-Hund-Interaktion und Hund-Mensch-Interaktion. Das ist für manche Hunde schwer, sie scheinen so sehr nach Hund-Hund-Interaktion zu lechzen, dass sie sich gar nicht mehr auf ihren Mensch einlassen können. Gerade dann finde ich es wichtig, das zu üben, und gut zu überlegen, was Mensch seinem Hund hier anbieten kann.

 

 

Wie erkennt man unterwegs schnell „echtes“, „gutes“ Spielverhalten?

Spielende Hunde – und wann ich in ihr Spiel eingreife

 

Was im Hundespiel schief gehen kann

Natürlich kann es beim Spielen zu Verletzungen kommen, wie bei spielenden Kindern und beim Fußball auch – im Rahmen von Unfällen. Es kann aber auch passieren, dass das, was wir für Spiel halten, gar kein Spiel ist, sondern einer der Hunde zum Ziel hat, einen anderen zu beschädigen. Oder dass einer der Beteiligten versehentlich ins Jagdverhalten fällt und einen anderen jagt. Oder, dass sich mehrere Hunde gegen einen anderen „verbünden“ und ihn mobben.

Ein Hund, der im Spiel Angst bekommt und keine soziale Unterstützung erfährt, wird möglicherweise zunehmend Spiel vermeiden, mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Es kann auch zu aggressiven Reaktionen auf andere Hunde, die spielen wollen, kommen.

Ein Hund, der in einer Spielstunde geärgert wird, gejagt wird (nicht als Spiel-Jagd), zu Boden gedrückt und festgehalten, dem weh getan wird (nicht als Unfall/ Fehleinschätzung), und der dabei keine sofortige soziale Unterstützung erfährt, kann den Schluss ziehen, dass andere Hunde gefährlich sind und man sie auf Abstand halten soll.

Ein Hund, der wiederholt sehr grobes Spiel erfährt, obwohl er selbst anders spielt, kann selbst immer grober werden.

Ein Hund, der erfährt, dass niemand auf seine Bitten um Pause, um Herunterregulieren oder um Hilfe reagiert, kann lernen, dass er auf sich selbst gestellt ist, sich selbst verteidigen muss so gut er es kann, oder solche Situationen von Vorneherein verhindert. Im Hund-Hund-Kontext kann er lernen, dass kleine, höfliche Zeichen sich nicht lohnen, und man grob werden muss, um sich durchzusetzen.

 

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