In Angst, Hundebegegnung, Hundeerziehung, Hundepsychologie

Es gibt richtig viele Hunde die mit anderen Hunden nicht viel anfangen können. Die am liebsten ihre Ruhe haben wollen. Wenn sie auch noch angeleint sind, das heisst: sich nicht entfernen können, nur eingeschränkt kommunizieren können, dann soll ihnen bitte erst recht keiner zu nah kommen.

Nun gibt es ja viele nette, höfliche Arten mitzuteilen dass man gerade lieber seine Ruhe haben möchte. Hunde können zum Beispiel plötzlich interessiert schnuppern gehen, wegschauen, sich die Lippen lecken, gähnen, sich putzen.

Wenn Ihr überlegt was Ihr macht wenn Ihr allein mit einem etwas komischen Fremden im Aufzug steht und Euch nicht unterhalten wollt ist das gar nicht so unähnlich: plötzlich hochinteressiert aufs Handy starren, die eigenen Fingernägel betrachten, den Zopf richten. Gähnen.

Diese höflichen netten Arten von Kontaktvermeidung sind leise. Und sie sind relativ unauffällig. Sie werden von Menschen schnell übersehen. Beim begleitenden Menschen kommt dann an: Mein Hund ist leise (=brav), alles in Ordnung, wir gehen weiter.

Weiter heißt: auf den anderen Hund zu. Für den Hund heißt das: ich habe es so nett und höflich versucht und wozu führt’s? Ich muss näher hin, ich werde gezwungen dahin zu gehen.

Ein Hund der diese oder ähnliche Lernerfahrungen schon gemacht hat, oder ein bisschen anders gestrickt ist, der wird, wenn ein anderer Hund ihm näher kommt als es ihm lieb ist, keine Zeit mit Höflichkeiten verlieren. Der schreit gleich los: „Verp###en Sie sich, Sie Hu##nsohn, Sie Mörder, Vergewaltiger, raus aus meinem Park, aber Zackzack!“ (ja, Hunde übertreiben da ganz gern).

Der Mensch an der Leine merkt: „Mein Hund ist laut, der „pöbelt“, der kläfft, wie peinlich. Unerzogen. Ich mach mich vom Acker.“ – Und Kehrtwende! Wenn der eigene Mensch nicht abdreht dann zumindest der Andere, der seinen Hund nicht in diese kläffende Kampfmaschine laufen lassen will. Der vom Hund gewünschte Abstand zum anderen Hund wird wieder hergestellt. „Toll“, sagt der Hund, „funktioniert. Mach‘ ich wieder.“

Kurz gesagt: das unerwünschte Verhalten (Kläffen etc.) wurde belohnt (durch angenehme Abstandsvergrößerung), das eigentlich unerwünschte Verhalten (ruhige Methoden zur Konfliktvermeidung) wurde bestraft (durch Hingehen). Blöd, oder?

Vorsicht aber: Das trifft natürlich nur auf Hunde zu die den Kontakt zum anderen in diesem Moment tatsächlich nicht wollen und/ oder Angst haben. Kläffendes in die Leine springen kann auch Frustration oder Aggression sein, dann funktioniert das ganze andersherum!

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