In Hund in Mainz, Hundebegegnung, Hunderassen, Mensch-Hund-Beziehung, Tibetterrier, Tod des Hundes

Wir haben kürzlich auf der Maaraue einen sehr hübschen fauven Briardrüden getroffen. Sein Frauchen und er gingen im Slalom um so Absperrungsbolzen, das fanden wir natürlich cool. Als klar war, dass wir ein Mädel mit uns führten, durften die beiden schnuppern, fanden sich aber minder interessant.
„Tibetterrier?“, fragte die Frau.
„Ja, genau“, bestätigte ich, mit der pflichtschuldigen Begeisterung des Halters nicht ganz so häufiger Rassen.
„Wird mein nächster.“
Interessiert merken wir auf.
„So einen großen will ich nicht mehr.“
„Oh, soll ich ihn nehmen“, frage ich im Scherz.
„Eigentlich will ich gar keinen mehr.“ Sie wendet sich zum Gehen.
„Ertrage das Leid nicht mehr.“

Wir sagen so etwas Intelligentes wie „Achso“. Gerade am Morgen noch hatten wir davon gesprochen: Dass es eine Zeit geben würde, in der Habca nicht mehr bei uns wäre, und wie absolut unvorstellbar das ist.

„Der Tag X“, sagt die Frau, halb über die Schulter. Wir sagen nichts. Sie bleibt nochmal stehen, schaut sich um, blickt uns scharf an. „Ist Ihr erster Hund, was?“

„Ja.“

Jetzt geht sie raschen Briardhalterschrittes davon. „Na dann viel Spaß!“, ruft sie noch.

 

Showing 15 comments
  • Anouks Frauchen

    Aber ist die schöne gemeinsame Zeit nicht wertvoller als die kurze schwere Zeit des Abschieds?

    philosophische Grüße, Noukis Frauchen

  • Emil

    Ich kann die Frau sehr gut verstehen…
    Schmerz und Leid bleibt im Gedächtnis leider viel intensiver haften als Freude und Glück.
    LG BB

  • Emil

    Ach, noch ein Nachsatz: Bei einem Hund ist die Zeit des Abschieds nicht unbedingt kurz. Unsere alte Bea hat über ein Jahr Abschied genommen… das geht alles nicht spurlos an einem vorüber.
    LG BB

  • Anouks Frauchen

    Aber das war nicht Emils Frauchen dort an der Maaraue, oder? :-)

    Vielleicht ist das auch eine Frage der Einstellung zum Leben, ob man sich die guten und schönen Dinge merken und an sie erinnern will oder sich an den traurigen festhält.

    fröhliche Grüße, Noukis Frauchen

  • Hoshi

    Der Abschied hinterlässt immer Spuren, mal mehr, mal weniger und je mehr man sich auf den Hund einlässt, um so tiefer die Spuren. Diese Spuren verändern einen, ob man will oder nicht.
    Natürlich erinnert man sich nach einer gewissen Zeit überwiegend an die schönen Dinge, die man zusammen erlebt hat, aber die Spuren bleiben.

    Die Menschen, die ihre Hunde nicht lieben, sie nur flüchtig mögen, die haben natürlich hinterher keine Probleme, es hinterlässt bei ihnen kaum Spuren.

    Aber durch bedingungslose Liebe zu einem Hund bekommt man zeitlebens auch unendlich viel mehr zurück, das sind Gefühle, Glücksmomente, die diese oberflächlichen Menschen halt auch nicht kennen.

    Ich bevorzuge Berge und Täler anstatt nur immer eine gleichförmige Ebene ohne Höhen und ohne Tiefen.

    Aber mal eine Frage: es wäre eure Pflicht gewesen, zu fragen, wie der Briard heisst und aus welchem Zwinger er stammt!

    Das habt ihr doch hoffentlich gemacht???

    Wüffchen
    Hoshi :-)

  • Indigo

    Hmm,schwierig, schwierig..
    manchmal ertappe ich mich dabei, ob meine Entscheidung Carlchen gehen zu lassen richtig war. Vielmehr ob es der richtige Zeitpunkt war. Dann geht es mir saumässig dreckig. Indi schafft es mich aus meinen trüben Gedanken durch seine Kaspereien zu holen.Zu denken Indi muss auch einmal gehen, verbiete ich mir!!
    Jetzt wird erst einmal die gemeinsame Zeit genossen.
    Genau Frauchen, komm toben… :-)

    Stubs, Knuff Indi und Silvie

  • Emil

    @Nouki: Es hat nichts mit „an Traurigem festhalten“ zu tun. Wer mehrmals hintereinander die enorm schwere Entscheidung über Leben oder Tod treffen musste – und die nimmt einem KEIN TA ab – der überlegt sich, ob er das nochmal aushält.
    Es gehört viel Kraft dazu, seinen Hund in den letzten Minuten zu begleiten. Aber das weiß man erst, wenn man seinen Hund beim Sterben im Arm liegen hatte.
    Ich kann mich Karina nur anschliessen: Die Intensität des Leids spiegelt Intensität der Beziehung zum Hund.
    Nachdenkliche Grüße
    BB

  • Anouks Frauchen

    Aha, ich fasse zusammen: Wer seinen Hund nicht genug liebt, schafft sich immer wieder einen neuen an, weil es ihm egal ist, dass der mal irgendwann sterben muss.
    Wer seinen Hund bedingungslos liebt (was heißt das eigentlich?), trauert so sehr, dass er sich eigentlich keinen mehr anschaffen dürfte…

    Menschen sterben auch. Man stelle sich vor, wir würden jeden engeren Kontakt oder gar liebevolle Gefühle für sterbliche Lebenwesen ablehnen, weil der Schmerz der Trennung zu groß sein könnte. Was für ein trauriges Leben wäre das!

    Hier gibt es nur schwarz und weiß: Es wird unterschieden zwischen der Zuneigung zu einer schönen Topfpflanze und der Liebe zu einem Menschen. Die Zuneigung zu meinen Hunden liegt aber dazwischen, zwar stärker als das Topfpflanzending aber nicht zu vergleichen mit den Gefühlen für meine Tochter z.B.

    Ich mag meine Hunde sehr, verbringe sehr gern Zeit mit ihnen und mag den Gedanken auch nicht, dass sie mal sterben müssen, aber ich liebe sie nicht so wie ich einen Menschen lieben kann und ich schreibe ihnen auch keine Liebeslieder und mache keine Geburtstagsparty für sie. Aber ich fühle mich für sie verantwortlich und sorge für sie, wenn sie krank sind und Hilfe brauchen. Ich fordere sie, damit sie sich nicht langweilig und einen Hauch von artgerechter Haltung erleben dürfen. Ich gebe ihnen Freiraum und Bewegung und soziale Kontakte, aber kein Gute-Nacht-Küsschen, damit sie besser schlafen.

    standpunktende Grüße, Noukis Frauchen

  • Banjo's Frauchen

    Das ist ja nun ein Thema, wo ich auch mitreden kann. Obwohl man mir vielleicht sagen wird: „Du hattest nie einen Hund von klein an. Über so viele Jahre. Du kennst das nicht wirklich.“ Aber dem kann ich entgegenhalten, dass ich mit meinen beiden Schätzen in ganz kurzer Zeit, sehr viel gearbeitet und erreicht habe. Das schweiß arg zusammen. Und immer wenn ich sie wieder „gut“ hatte, sind sie nach kurzer zeit gegangen. Mir hat der Schmer jedenfalls völlig ausgereicht.

    Trotzdem: Die Zeiten, vor allem die winzig kleinen Momente, in denen sie mir sagten „Frauchen, ich kenn dich noch nicht lange, aber ich vertrau dir grenzenlos!“ die sind mit Gold nicht aufzuwiegen und lassen einen vor Glück laut jubeln. Im Nachhinein töten mir diese Momente alle Zweifel ab, in denen ich befürchte, dass ich meinen Junghund vielleicht „nicht hinbekommen“ könnte.

    Wer ein ganzes Hundeleben lang nur daran denkt, dass sein Schatz irgendwann sterben wird und schon jeden Moment um ihn trauert, obwohl er noch lebt… das kann ich leider nicht nachvollziehen. Solche Menschen sind meines Erachtens leidenssüchtig. Sie enttäuschen vielleicht sogar ihren Hund permanent, weil er sich jeden Tag vergeblich anstrengen muss, ihnen Freude zu machen.

    Ich weiß nicht, wer mir mehr leid tun soll: Hund oder Halter?

    Ich denke auch immer noch an meine Senioren. Lese ihre Tagebücher, lache und weine dabei und bin glücklich, dass ich sie haben durfte.

    Sich auf Bambam freut
    Banjo’s Frauchen

  • Emil

    „Wer ein ganzes Hundeleben lang nur daran denkt, dass sein Schatz irgendwann sterben wird und schon jeden Moment um ihn trauert, obwohl er noch lebt.“

    1. Wenn man so denkt und fühlt sollte man sich erst gar keinen Hund anschaffen. Den Schuh ziehe ich mir auch sicher nicht an.

    2. Vielleicht bin ich aber gerade bei diesem Thema etwas dünnhäutig, weil im MRT bei Emil auch nach einem bei Hunden gar nicht so seltenen Nervenwurzeltumor gesucht wurde. Und dann wäre Tag X nicht mehr weit gewesen.

    LG
    BB

  • Karina

    „Wer ein ganzes Hundeleben lang nur daran denkt, dass sein Schatz irgendwann sterben wird und schon jeden Moment um ihn trauert, obwohl er noch lebt… das kann ich leider nicht nachvollziehen. Solche Menschen sind meines Erachtens leidenssüchtig.“

    Du weisst nicht, wie alt der Briard oder wie krank er war und du weisst auch nicht, ob ihr vielleicht in den Wochen vorher andere Hunde gestorben sind!

    Ja, es gab Momente in Dojans Sterben, wo ich von mir gab, dass ich keinen Hund mehr will, weil ich das Leid nicht ertrage und diese Momente gab es auch bei Merlins Sterben.

    Ich kenne Leute, die sich nie wieder einen Hund anschafften, Leute, die sich gar keinen Hund anschaffen aus Angst vor dem Leid. Diese Leute sind aber wahrlich nicht leidenssüchtig!
    Und es wäre anmassend, deren Entscheidung zu verurteilen.

    Es gibt auch genug Leute, die ihren Hund beim geringsten Krankheitssymptom einschläfern lassen, damit sie ihn nicht leiden sehen müssen, wirkt recht egoistisch oder?

    Ich hab Klein Hoshi, der mir über vieles hinweg geholfen hat, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es je wieder ertrage, einen fauven Briard zu haben, zur Zeit jedenfalls nicht.

    Jeder Mensch hat eine andere Art, mit seiner Trauer umzugehen und solange er damit nicht Dritte schädigt, ist jede Art auch völlig legitim und sollte toleriert und nicht verurteilt werden! Jede Form von Trauer ist erlaubt und sollte auch akzeptiert werden!

    VG
    Karina

  • Habca und Miriam

    Mmh, wenn das so ist, bin ich hier wohl diejenige die nicht mitreden kann. ;-)Philosophen versuchen aber ja trotzdem gerne mitzureden, auch wo sie keine eigene Erfahrung haben.

    Deshalb ein nicht-empirischer Punkt:

    Nehmen wir an, folgender Satz sei wahr: „Jemand der seinen Hund sehr liebt, leidet ganz fürchterlich wenn der Hund stirbt.“
    Daraus folgt aber nicht, dass folgender Satz auch wahr wäre: „Jemand, der mit dem Tod seines Hundes bei aller Trauer ganz gut klar kommt, hat seinen Hund nicht richtig geliebt.“

    Das eine ist die Liebe zum Hund, und die ist schon kompliziert genug, denn was wir eigentlich wollen ist: Den Hund als Hund lieben (und nicht als halben Mensch), und das ist meines Erachtens verdammt schwer – unter anderem, weil unsere Kultur wenig Erfahrung damit und wenig Platz dafür hat.

    Das andere ist, mit dem Tod umgehen: dem eigenen, dem des Partners, der Eltern, der Kinder, der Freunde, des Hundes (ich lasse die Topfpflanze mal außen vor). Auch das ist eine sehr komplizierte Übung, und auch hierfür gibt es in unserer derzeitigen Kultur wenig Raum. Wie macht man das? Wie ist es gut? Wie passt es zu mir, zu meinem Leben?

    Natürlich hat die Einstellung zur Liebe und zum Tod miteinander zu tun. Aber sie sie sind nicht notwendig auf die eine bestimmte Art verknüpft, dass man sagen könnte: „So wie die trauert (oder eben nicht), hat die ihren Mann aber nicht sehr geliebt.“

    – Miriam

  • Emil

    Es geht ja im seltensten Falle „nur“ um ein Akzeptieren des Sterbens, sondern darum, dass man als Hundebesitzer die Entscheidung treffen muss, wann, wo und wie der Hund stirbt.

    LG BB

  • Indigo

    Das ist der Punk; wann, wie, wo.
    Wer bin ich der über Leben und Tod entscheidet.
    Es ist ja nicht mal eben entschieden, oh nein, dieser Prozess dauert Tage, Wochen.
    Das Carlchen war 14 Jahre ein Familienmitglied !! Ja, mehr als nur ein Hund !!
    Mein Sohn Hauke hat dem Carlchen einen sehr schönen würdigen Abschied bereitet.“Mammi sagte mein Kind, Carlchen war doch mein bester Freund, den kann man doch nicht so einfach unterbuddeln.“
    Nein mein Kind das kann man nicht.
    Mein Hauke mag den Indi wirklich gerne, tobt, kuschelt und macht Blödsinn mit ihm. Doch es ist und wird nie „sein“ Carlchen.
    Jeder Liebt anders, Jeder nimmt anders Abschied; ich sehe es genau so,alles womit ich Dritten nicht schade ist legitim.
    so, mein Indi bekommt nun sein Gute Nacht Leckerli und ein Küsschen auf seinen Kopf.
    Keine Angst, mein Mann kommt nicht zu kurz, ich kann schon unterscheiden :-)
    LG Silvie

  • Emil

    Wenn man sich mal die Mühe macht die Videos anzuschauen, die Ash verlinkt hat, dann bekommt man noch eine andere Form des Leids vor Augen geführt, die dazu führen kann, dass man keinen Hund mehr haben will.
    http://ashility.de/1371/besonderes/qualzucht-bei-rassehunden/
    Da kann man schon den Spaß am Hund verlieren….
    LG BB

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