In Aggression, Angst, Entspannungstraining, Hund im Stress, Hundepsychologie, Hundeschule, Hundetraining, Reaktivität, Tierpsychologie, Verhaltensforschung
Maria Hense

Heute war ich bei einem Seminar von Maria Hense über das Deprivationsyndrom bei Hunden. Ein Deprivationssyndrom entsteht wenn Hundewelpen zu reizarm aufwachsen und zu wenig kennenlernen. Deprivationsschäden können im Laufe des ganzen Hundelebens auftreten wenn der Hund über längere Zeit zu reizarm gehalten wird. Die Symptome sind vielfältig, Ängste gehören fast immer dazu, aber auch Aggressivität, Kreiseln, zwanghafte Verhalten wie übermäßiges Belecken, Rückzug und Depressivität, Unverträglichkeiten mit Artgenossen, Krankheitsanfälligkeit, Schwierigkeiten bestimmte Reize zu verarbeiten, und vieles mehr. Ich habe einige solcher Hunde bei meinen Kunden kennen gelernt. Der „Kofferraumwelpe“ (nch einem Inserat wird ein Treffen auf einem Parkplatz ausgemacht und der Welpe aus dem Kofferraum verkauft, der „Züchter“ ist danach oft nicht mehr erreichbar), befreite/ ausgediente Laborhunde, Tierschutzhunde aus dem Ausland die z.B. aus Zwingerhaltung, aus Jägerhand etc stammen. Aber auch Hundewelpen vom netten Züchter der ganz ruhig ländlich lebt und mit den Hunden nichts unternimmt können betroffen sein! Das Gehirn und die Sinnesorgane des Hundes brauchen Input um auszureifen, und müssen benutzt werden um sich zu erhalten. Oder, wie Maria Hense formulierte: „Für einen Hund der in einem weiß gekachelten Raum aufgewachsen ist ist die Welt weiß gekachelt, und alles was nicht weiß gekachelt ist ist für ihn so fremd dass er es im schlimmsten Fall gar nicht verarbeiten kann.“ Spannend finde ich dass manche Hunde recht unbeschadet aus solchen Verhältnissen herauskommen – zum Beispiel habe ich schon einige nette und völlig unproblematische Laborbeagle kennen gelernt – während andere aus vergleichsweise weniger dramatischen Verhältnissen große Schäden davon tragen. Aber so ist das ja bei Menschen auch…
Die gute Nachricht ist: Man kann auch Hunden mit schwerem Deprivationssyndrom oft sehr gut helfen. Die Techniken die uns heute vorgestellt wurden sind alle schon in meinem Werkzeugkasten, ich hoffe mit Maria Hense noch ein paar „meiner“ Fälle diskutieren zu können… ich bin nämlich auch morgen noch hier. Zu einem anderen spannenden Thema!

Comments
  • green

    Hunde die das besser verarbeiten haben dann wohl eine höhere Resilienz, oder? Wie beim Menschen. Sehr interessant!!

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