von Margherita
Margherita, Ouzo (2) und Lotte (1?) testen das Buch Der Gassi-Coach, Erziehen beim Spazierengehen von Dr. Katrin Hagmnann und Helge Sieger
[zum ersten Teil] [zum zweiten Teil] [zum dritten Teil] [zum vierten Teil]Pfeife, Raus da Raus da: Für diese Übung fahre ich mit einer großen Hundegruppe auf die Hundewiese an der Nidda. Es stimmt, dass die Ablenkung dort enorm ist und so sollte man die Übung ja nicht das erste Mal einführen. Allerdings tendiert Lotte, mit der ich ausdrücklich das ‚raus da’ teste, dazu, sich besser zu benehmen, wenn sie in Begleitung von vielen (großen und gut aussehenden noch besser ;-) Hunden ist. In dem Gebiet gibt es unglaublich viel interessante Gerüche, Geräusche und Kreaturen in den Gebüschen und es ist in der Regel nicht möglich, Lotte da frei laufen zu lassen, es sei denn ich befinde mich in einem extrem positiven und geduldigen Zustand und bilde mir ein, dass sie ‚kurz’ weg ist und mich eigentlich immer im Blick hat. Nun ist Lotte an der Schleppleine und kommt brav mit. Sie schaut aufmerksam zu und freut sich auf den Spaziergang und… weg ist sie. Bevor ich sie irgendwie ablenken kann, hängt sie mit vollem Einsatz in der Leine und zieht, um weiter ins Gebüsch zu kommen. So wie beschrieben, warte ich ab, dass sie sich selber dreht, um sie dann zu belohnen, aber die Kleine hat Ausdauer. Rufen hilft nicht und ich bin sehr froh, die Leine zu haben. Irgendwann kommt sie tatsächlich raus, aber sie würdigt mich keinen Blickes: es geht weiter zum nächsten Kaninchen. Ich entscheide mich dafür, sie also mit Abrufen/Sitz/Platz und was sie sonst schon kennt, abzulenken, und uns dabei von den Gebüschen so viel es geht zu entfernen. Wir bleiben also quasi in der Mitte des Weges und ich konzentriere mich darauf, sie wirklich höchstens zum Randweg kommen zu lassen. So funktioniert die Übung tatsächlich besser und sie reagiert prompt auf den Zug auf der Leine. Mir ist klar, dass ganz, ganz viel Übung notwendig sein wird, bis ich sie in solchen Gebieten (wenn überhaupt!) ableinen darf, aber ich bin an sich zufrieden, denn: 1) Die Leine gibt uns beide offensichtlich Sicherheit: so lange ich den Abstand zum Geruch größer halte, empfindet sie Lotte ganz klar nicht als Einschränkung und freut sich im Gegenteil darauf, meine ganze Aufmerksamkeit zu bekommen; 2) Ich lerne, wie die Aufmerksamkeit meiner Hündin schwankt, je nachdem wie der Geruch, bzw. die Bewegungen hintern den Gebüschen intensiver werden. Mir wird es noch Mal deutlicher bewusst, wie unfair wir Zweibeiner unserer Hunden gegenüber teilweise sind und wie wichtig es ist, dass wir (nicht unsere Hunde!) vor jedem Spaziergang entscheiden, was wir uns zumuten wollen/können und was nicht; 3) Wie schon oft bis jetzt, es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wie schnell und begeistert mein kleines Mädchen lernt, sofern ich den Reiz angemessen halte und sie nicht überfordere. Und wenn ich sie nicht ‚in Versuchung’ führe, findet Lotte, dass ‚raus da!’ gar nicht so bedrohlich ist, wie es klingt und fragt lächelnd „und wenn ich schnell zu dir flitze, freust du dich dann?“ Aber sicher, meine Süße!
In diesem Kapitel sieht der Gassi Coach die Einführung von einem wichtigen Instrument vor: die Pfeife. Meine Zwerge kennen sie schon und reagieren so begeistert darauf, dass ich es nicht wagen werde, sie wieder auf die Pfeife zu konditionieren. Ich lese also die Vorschläge der Autoren und stelle mir ein paar Fragen:
- Die Schleppleine: Auch für die Eingewöhnung an die Pfeife wird zur Benutzung der Schleppleine geraten. Ich finde, zu viel des Guten kann süchtig machen… Ab wann darf ich mir, und noch wichtiger, meinem Hund vertrauen? Wenn sich der ‚Pfeiferückruf’ von dem normalen Ruf unterscheiden soll, sollten wir den Hund nicht in einer ‚außergewöhnlichen’ Situation stellen? Auch ohne die Reize in der Umgebung zu erhöhen, müsste das zu diesem Zeitpunkt möglich sein. Der Hund kann jetzt z.B. „Sitz und bleib“ für eine längere Zeit. Wieso nicht damit probieren und auf die Schleppleine verzichten? Außerdem kann es passieren, dass die Schleppleine den Hund daran hindert, zügig und fröhlich zu mir zu kommen. Diese Eventualität wird zwar hier nicht berücksichtigt, ist aber hoch und eigentlich auch sehr kontraproduktiv.
- Der feine Unterschied: Ich habe oft gelesen, dass der Rückruf mit Pfeife, nicht umsonst auch Superrückruf genannt, was außergewöhnlich Schönes für den Hund sein müsste. Hier wird aber nicht auf besondere Leckerlies oder die Belohnung durchs Spielen hingewiesen und die Übung wird nach dem Muster der Übung ‚hier’ aufgebaut. Meines Erachtens sollte der Hundehalter aber deutlicher auf den Unterschied hingewiesen werden und angeregt werden, sich für diese Übung richtig ins Zeug zu legen. (Am Ende des Buchs unter ‚Wiederholung der 6. Woche’ wird etwas in diese Richtung angedeutet. Ein wenig zu spät und zu knapp, allerdings).
- Wie oft?: In dem Buch wird der Unterscheid zwischen normalen Rückruf und Rückruf mit Pfeife, so wie ich finde, nicht deutlich genug hervorgehoben. Anders als bei vielen anderen Trainingsbücher wird hier nicht darauf hingewiesen, dass die Pfeife ‚nicht’ den normalen Rückruf ersetzen darf und eigentlich sehr selten im alltäglichen Leben benutzt werden sollte. Diese Unterscheidung sollte man als Besitzer aber durchaus klar verstehen und nicht den Fehler machen, die Pfeife grundsätzlich zu benutzen.