8. Enttäuschungen: Ich bin auch dieses Jahr krass von Menschen enttäuscht worden. Ent-täuscht heißt: ich habe mich in ihnen getäuscht. Das tut weh! Ich habe nicht erwartet, dass da sowas kommen würde, dass Zuneigung und Sympathie in Aggression und Wut kippen würde. Ich hatte mich nicht gerüstet. Ich habe vertraut. Ich nehme an, diese Menschen sind auf irgendeine Art auch von mir enttäuscht. Etwas ist schief gelaufen, und wir konnten es nicht reparieren. Das Gespräch ist abgerissen. Und dennoch weigere ich mich, misstrauischer zu werden. Angehende Kolleginnen weniger zu fördern, oder was auch immer man da für vernünftige Schlüsse draus ziehen könnte, um sein Herz zu schützen: Nein. Wo es um meine Werte geht, mein Selbstverständnis, mein Berufsverständnis, da lasse ich mich nicht beirren, da lasse ich mir lieber weh tun.
9. Nähe und Distanz: ich habe dieses Jahr mehrmals darüber nachgedacht, wie nah ich Kunden an mich heran lasse – teils auch das aus schlechter Erfahrung vor ein paar Jahren, teils aus professionellen Überlegungen: ich habe ja viel mit Menschen und Hunden zu tun, denen es gerade echt nicht gut geht. Das geht mir nah. Ich fände es auch schlimm, wenn es mich nicht mehr berühren würde. Aber ich weiß, dass ich auch auf mich achten muss. Dass ich irgendwann Feierabend haben muss und einen freien Tag (am Wochenende arbeite ich ja, wie eigentlich alle Hundetrainer) und Ferien. Dass es wichtig für mich ist, Zeiten zu haben, in denen ich nicht erreichbar bin. Bei diesen Überlegungen hat mir der Input von Tina Gärtner, „Hundeunternehmer gut beraten“, und der Austausch in ihrem „Hundeunternehmer-Club“ geholfen. Dann habe ich eine Kollegin getroffen, die sehr gut abgegrenzt war, die zum Beispiel ihren Kunden keine Handynummer gibt – auf den ersten Blick fand ich das total bewundernswert. Dann kam Weihnachten. Karten von Kunden, die mich echt berührt haben, mit Wärme und Dankbarkeit. Videos über WhatsApp von der Bescherung, wie der Hund Geschenke auspackt. Und ich war plötzlich so dankbar, dass es so viele Leute gibt, die mich so in ihr Leben lassen, dass sie mir noch an Heiligabend Nachrichten schreiben wollen. Mit ganz vielen meiner Kunden habe ich intensive Gespräche. Es wird oft geweint und manchmal gelacht, es werden existenzielle Fragen besprochen, und in der Frage, wie man seinen Hund behandeln soll, geht es schnell auch darum, wie man selbst ist, wer man ist, wie man sein will. Wenn ich höre, dass Kunden sich später beim Spaziergang von mir begleitet fühlen, dass sie sich gesehen und angeleitet fühlen, dann macht mich das unheimlich glücklich und dankbar. – Das heißt nicht, dass ich nicht manchmal frei haben will und muss. Aber ich glaube, jetzt am Ende des Jahres, verstehe ich, dass ich auch hier meinen ganz eigenen Weg finden will und muss. Ich bin eben auch für meine Kunden nicht irgendein Hundetrainer – und das will ich ja auch nicht sein.
10. Hoopers: Ich habe mit Rike im Frühjahr und Sommer relativ regelmäßig Hoopers gemacht, ich habe es genossen, mich mit Anne Sippekamp darüber auszutauschen, und ich habe ein Seminar bei Michael Kroner dazu gemacht. Hoopers macht Spaß – aber erst, wenn es ein bisschen klappt, finde ich.
11. Blog: Ich freue mich, dass mein Blog stetig steigende Besucherzahlen hat, dass er vom Hundebloghaus unter die TOP 10- Hundeblogs des Jahres gewählt wurde, und dass ich im Oktober „Hundenerd des Monats“ war! Meinen Blog gibt es jetzt seit elf Jahren, und er ist mir echt wichtig. Danke, dass ihr mich hier begleitet!!
12. Artikel in der Dog’s Avenue: Auch dieses Jahr habe ich mehrere Artikel für die Dog’s Avenue geschrieben. Ich finde es gibt nichts besseres als Schreiben und dafür bezahlt werden. Obwohl: vielleicht Hundetraining?
13. Halloween und Adventskalender: Ich habe das Gefühl, ich habe den ganzen Herbst gebastelt. Was mir mächtig Spaß macht! Halloween ist auch echt richtig gut geworden, finde ich – auch wenn ich zugeben muss, dass der Aufwand irgendwann in keinem Verhältnis mehr zu den Einnahmen stand. Beim Adventskalender gab es kurz den Moment, wo ich dachte, es wächst mir total über den Kopf. Dann kamen die ersten Rückmeldungen davon, wie ihr das ausprobiert habt, wie ihr meine Adventsideen in euer Leben gelassen habt, und mit Leben gefüllt – das war schon richtig toll.
14. Hunderunde und Social Walk: Ich finde es so klasse, dass es beides bei mir gibt: die Leinen-Los-habt-Spaß-Hunderunde, und der Menschen-achten-auf-ihre-Hunde-Social Walk. Weil beides das Leben mit Hund ausmacht. Weil beides Spaß machen kann. Weil beides ok ist: Hunde, die Hunde toll finden, und Hunde, die Hunde schwierig finden. Keiner muss unterdrückt oder um jeden Preis geändert werden.
15. Freilerner-Nachmittag: Ganz ehrlich: es hat nicht so geklappt, wie ich es mir erträumt hatte. Aber: es hat ein paar mal geklappt. Es hatten Leute Lust, das mit mir zu probieren. Es waren schöne, bunte, herausfordernde, friedliche Nachmittage. Es war nur nicht genug Interesse, um es regelmäßig weiterzumachen.
16. Wissen, wer ich bin, und wie ich mit Hunden arbeite: Ich bin jetzt seit sieben Jahren selbständig hauptberuflich Vollzeit Hundetrainerin/ Hundepsychologin/ Hunde-Verhaltenstherapeutin. Ich habe gerade im Laufe dieses Jahres gemerkt, dass ich doch mittlerweile ganz gut weiß, wer ich bin, wo ich stehe, wie ich arbeite. Ich fand das lange schwer, weil ich ja gerade nicht so eine verbohrte weiß-alles-Trainerin sein will. Ich denke und fühle immer noch wissenschaftlich: ich lerne gern dazu, und wenn ich mich geirrt habe, ist das ok. Ich begeistere mich für vieles, auch wenn es scheinbar erstmal nicht so gut zusammenpasst. Aber hinter der Vielfalt und der Falsifizierbarkeit empfinde ich mittlerweile auch eine starke Klarheit darüber, wie ich arbeite. Damit meine ich zum Beispiel solche Artikel:
- https://www.diehundephilosophin.de/blog/tierpsychologie/minimal-invasives-hundetraining/
- https://www.diehundephilosophin.de/blog/hunderassen/funktioniertnicht/
- https://www.diehundephilosophin.de/blog/aggression/warum-trainiere-ich-meine-hunde/
17. Mehr Philosophie! Ich habe in diesem Jahr gemerkt, dass ich wieder mehr Philosophie in meinem Leben will. Dass ich philosophische Diskussionen total mag, dass ich gerne „die Philosophin“ bin, die man zu schwierigen Fragen im Kopf hat. Deshalb habe ich mich auch total gefreut, dass so viele bei meinem ersten hundephilosophischen Spaziergang dabei waren – und das trotz schlechtem Wetter. Das will ich 2018 auf jeden Fall wieder machen!