Habt ihr euch schonmal überlegt, warum ihr eure Hunde trainiert?
Ich habe ja vor kurzem darüber geschrieben, dass ich Hunden mehr Freiheit wünsche. Trotzdem würde ich meine Hunde als gut trainierte Hunde bezeichnen, und ich trainiere beruflich Hunde. Ist das nicht ein Widerspruch?
Nein, ich glaube, unseren Hunden möglichst viel Freiheit zu lassen, und sie gut zu trainieren, geht Hand in Hand. Und ich glaube, dass daraus die Verpflichtung folgt, tierschonend und effizient zu trainieren.
Warum also trainiere ich (meine) Hunde?
Warum lasse ich meine Hunde nicht einfach machen, was ihnen gerade so einfällt? Warum bringe ich ihnen Dinge bei? Meine Antworten lassen sich unter fünf Überschriften zusammenfassen:
- Weil unsere Hunde mit uns in einer Welt leben, die nicht für sie vorbereitet ist, und wir dafür sorgen müssen, dass sie darin zurecht kommen
- Weil wir sie pflegen und versorgen müssen, und sie dabei kooperieren sollen
- Weil wir zur Rücksichtnahme gegenüber einer (nicht ausschließlich hundeliebenden) Gesellschaft verpflichtet sind
- Weil Training eine Art ist, miteinander zu sprechen, und dem Hund Möglichkeiten gibt, sich uns mitzuteilen
- Weil wir mit trainierten Tieren ungefährlicher Spaß haben können
Weil unsere Hunde mit uns in einer Welt leben, die nicht für sie vorbereitet ist, und wir dafür sorgen müssen, dass sie darin zurecht kommen
Zum Beispiel können Hunde oft nicht ohne Leine herumlaufen. Ungeübtes, untrainiertes Leinelaufen sorgt aber für Frust, teilweise sogar Schmerz – an beiden Enden der Leine. Das wiederum kann zu Aggressionen und Begegnungsproblemen führen. Daraus folgt für mich, dass ich dem Hund fair und effizient erklären muss, wie das gehen soll: an einer Leine gehen. Unter Ablenkung.
Ein anderes Beispiel ist, dass man Fressbares, das draußen herumliegt, nicht einfach fressen darf. Oder dass man andere Hunde und Menschen nicht immer begrüßen kann. Dass man seinen Gefühlen nicht immer einfach Ausdruck verleihen darf. Weder als Hund, noch als Mensch. Aber der Hund kann das nicht „einsehen“ – er muss es lernen.
Weil wir sie pflegen und versorgen müssen, und sie dabei kooperieren sollen
Training sollte in erster Linie dem Tier selbst zugute kommen. Trainierte Tiere lassen sich die Zähne putzen, das Fell pflegen, die Krallen schneiden, Zecken herausholen – ohne Drama, ohne Narkose, ohne Aufregung. Mehr dazu zum Beispiel hier:
- https://www.diehundephilosophin.de/blog/entspannungstraining/medical-training-trainieren-fur-den-tierarztbesuch/
- https://www.diehundephilosophin.de/blog/tierpsychologie/kooperatives-nagel-trimmen-beim-hund/
- https://www.diehundephilosophin.de/blog/tierpsychologie/minimal-invasives-hundetraining/
Weil wir zur Rücksichtnahme gegenüber einer (nicht ausschließlich hundeliebenden) Gesellschaft verpflichtet sind
Das heißt: es gibt Menschen (mit und ohne eigenen Hund), die unseren Hund nicht treffen wollen, die nicht angesprungen werden wollen, die nicht angebellt werden wollen. Es gibt Menschen (große und kleine), die Angst vor Hunden haben, und nicht geängstigt werden sollen. Es gibt Wildtiere, die nicht gehetzt werden wollen und sollen. Es gibt Nachbarn, die stundenlanges Bellen nicht mögen, oder Urin-Markierungen an ihrem Auto.
Für all das kann aber unser Hund nichts. Er kann nicht „einsehen„, dass sein Normalverhalten andere stört. Es ist unser Job, ihn so zu trainieren, dass er andere möglichst wenig belästigt.
Ein Beispiel ist der Umgang mit Hundebegegnungen, den ich hier beschreibe.
Weil Training eine Art ist, miteinander zu sprechen, und dem Hund Möglichkeiten gibt, sich uns mitzuteilen
Hunde sollten, wenn wir mit ihnen umgehen, Ja und Nein sagen können. Sie sollten den Ablauf ihres Tages und die art ihrer Beschäftigung mitbestimmen können. Größtenteils funktioniert das darüber, dass wir sie beobachten und ihre Sprache erlernen. Aber auch Training kann hier seinen Beitrag leisten!
Ideen dazu findet ihr zum Beispiel hier:
- https://www.diehundephilosophin.de/blog/tierpsychologie/minimal-invasives-hundetraining/
- https://www.diehundephilosophin.de/blog/aggression/etwas-mehr-verhalten-bitte/
Weil wir mit trainierten Tieren ungefährlicher Spaß haben können
Miteinander Spielen, sich vertrauen, Raufen, Bälle werfen und sich gegenseitig abnehmen, miteinander durch den Wald streifen, im See schwimmen, mit den Menschenkindern herumalbern – trainierte Hunde können viel mehr dabei sein, viel mehr Spaß mit ihren Menschen haben. Untrainierte Hunde werden oft zuhause gelassen: es macht keinen Spaß, sie mitzunehmen. Sie ziehen an der Leine, sie nerven, sie bellen, sie sind anstrengend. Trainierte Hunde haben mehr Spaß mit ihren Menschen – und das ist für beide gut.
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„Weil unsere Hunde mit uns in einer Welt leben, die nicht für sie vorbereitet ist, und wir dafür sorgen müssen, dass sie darin zurecht kommen“
Das ist für mich der wichtigste Grund, Socke zu erziehen und zu üben. Es geht nicht um mich, sondern, dass Socke gut durch das Leben kommt. Daher musste ich auch viel lernen, denn Socke braucht andere Dinge, als ich …..
Aber wie gesagt es geht nicht um mich, nicht nur.
Viele liebe Grüße
Sabine mit Socke, die immer wieder traurig ist, dass Du nicht hier in der Nähe trainierst