In Hundeerziehung, Hundepsychologie, Hundetraining, Mensch-Hund-Beziehung, Philosophisches zu Hunden, Tierphilosophie, Tierpsychologie, Tierschutz, Verhaltensforschung

Philosophische

[zum ersten Teil: Haben Hunde Moral?]

[zum zweiten Teil: Moral und Gefühle]

[zum dritten Teil: Schuld und Gewissen]

[zum vierten Teil: Eifersucht und Fairness]

[zum fünften Teil: Moral und Spiel]

[zum sechsten Teil: Hunde bewerten auch Menschen moralisch]

Haben (unsere) Hunde (eine) Moral? 

Ihr könnt euch vorstellen: wir hatten trotz Regen und Kälte eine lebhafte Diskussion beim letzten Philosophischen Spaziergang! (Nur nach der letzten krassen Steigung gab es wenig Wortbeiträge…). Wenn ihr nach Lektüre der sechs Beiträge hier (s.o.) jetzt mitdiskutieren wollt, habe ich hier einige Fragen für euch gesammelt. Verführt doch mal eure Freunde, Spaziergehbegleiter und Hundeschulkollegen zu einer philosophischen Diskussion! Gern könnt ihr auch hier oder auf Facebook berichten, was ihr denkt. Hier meine Fragen und Denkanstöße:

  • Sind (bestimmte) Gefühle Voraussetzung von Moral (Schuldgefühlm Gerechtigkeitsgefühl usw.)? 
  • Oder ist Moral Voraussetzung für solche Gefühle?
  • Falls Hunde keine Moral/ keine Schuld und Scham kennen: sollten wir sie dann anders behandeln? Macht z.B. Schimpfen, Tadeln, Loben dann überhaupt Sinn? (Also nicht im Sinne von Verstärkern, sondern als moralisches Urteil.)
  • Ist es bei Menschen denn wirklich so, dass sie moralische Entscheidungen treffen, indem sie theoretisch über eine Situation nachdenken, und sich überlegen, was richtig (gut) und was falsch (böse) wäre?
  • Hierzu: „Die Arbeit von Antonio R. Damasio (Descartes‘ Error: Emotion, Reason and the Human Brain), Michael S. Gazzaniga (The Ethical Brain), und Daniel M. Wegner (The Illusion of Conscious Will) u. a. legt nahe, dass die überwiegende Mehrheit des menschlichen moralischen Verhaltens „unter dem Radar“ des Bewusstseins stattfindet, und dass rationales Urteil und Selbstreflexion tatsächlich sehr kleine Rollen spielen.“ (Pierce/ Bekoff 2009)
  • und: „Moral kommt […] nicht aus Prinzipien – hier irrt Kant! –, sondern aus Gefühlen und Empfindungen und den Überlegungen, die wir über sie anstellen. Wir können die später in Prinzipien zusammenfassen, aber dann geht es nicht mehr um Moral, um ethische Abwägungen, sondern um den Gehorsam. Das ist etwas ganz anderes.“ (de Waal)
  • Aber irgendetwas an unserer Moralvorstellung scheint doch exklusiv menschlich? Was denn?
  • Mehrere mögliche Antworten kommen auf die Idee, dass es soetwas wie mehrere Schichten oder Sphären von Moral geben könnte. Zum Beispiel: „Wie eine russische Matroschka schichtet sich de Waals Modell der moralischen Evolution. Im Innersten versteckt ist der emotionale Reflex. Wenn andere in Not sind, wenn andere weinen oder trauern, löst das unweigerlich eine Regung in mir aus. Dieser Reflex findet sich nahezu überall bei höheren Tieren. Die mittlere Puppe der Matroschka ist die Empathie, die Fähigkeit, die Emotionen eines anderen einzuschätzen einschließlich ihrer Gründe. […] Die äußerste Schicht ist die Kunst, in vollem Umfang die Perspektive eines anderen einzunehmen. Nur sie ist exklusiv menschlich.“ (Precht 2016 S. 105)
  • Aber: „Die Tatsache, dass die menschliche Moral sich von der tierischen Moral unterscheidet -und vielleicht in mancher Hinsicht höher entwickelt ist, stützt schlichtweg nicht die weiter gefasste Behauptung, dass es den Tieren an Moral mangelt; sie stützt lediglich die eher banale Behauptung, dass der Mensch sich von anderen Tieren unterscheidet.“ (Pierce/ Bekoff 2009)
  • Vielleicht ein „Kompromissvorschlag“: „Moral hat sich bei vielen Arten entwickelt, und einmalige Eigenschaften von menschlicher Moral, wie der Gebrauch von Sprache, um soziale Normen zu artikulieren und durchzusetzen, sind nichts als Modifikationen von weit verbreiteten Verhaltensmustern.“

 

Viel Spaß beim Diskutieren und Philosophieren und Experimentieren!

 

Zum Weiterlesen 

 

 

 

 

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